Tiffany Sexy Band 83
dafür einsetzen müssen. Dann musste sie das Risiko eingehen, verlassen und verletzt zu werden.
Shay stand auf. „Du hast recht. Du hast ja so recht.“ Sie umarmte ihre Mutter. „Vielen Dank, Mom, aber nun muss ich los.“ Sie ging schon in Richtung Tür. Wie konnte sie bloß so blind sein? Sie war so besorgt gewesen, nicht verletzt zu werden, dass sie Caleb wehgetan hatte. Ein Wunder, dass sie ihn damit nicht völlig vertrieben hatte.
Shay holte ihr Handy heraus und gab seine Nummer ein, noch bevor sie ihren Wagen erreicht hatte. Niemand meldete sich. Sie rief noch einmal an. Wieder keine Antwort. „Caleb“, sprach sie auf seine Mailbox, „bitte ruf mich an. Ich bin auf dem Weg zu dir.“
Dreißig Minuten später hielt sie neben dem Trailer. Calebs Truck parkte dort, aber er selbst war nicht zu Hause. Frustriert schlug Shay auf das Lenkrad. Er war nicht da. Caleb war nicht da. Trotzdem stieg sie aus dem Auto und lief zur Tür. Sie klopfte und klopfte. Niemand öffnete.
Sie wollte schon Kents Telefonnummer eingeben, überlegte es sich dann aber anders. Sie wollte ihrem Bruder keine Erklärung abgeben müssen. Nicht, bevor sie mit Caleb gesprochen hatte. Sie lehnte sich an den Trailer und griff nach dem letzten Rettungsanker, der ihr einfiel: Sie rief Sabrina an.
Sabrina meldete sich bereits nach dem zweiten Läuten. Im Hintergrund war Countrymusik zu hören.
„Hi, ich bin’s“, sagte Shay.
„Du suchst wohl nach Caleb, oder?“, fragte Sabrina.
„Ja, stimmt, ich suche ihn.“
„Er war genauso unglücklich, wie du wahrscheinlich bist, da haben wir ihn überredet, in die Bar zu kommen, in die wir meistens alle am Freitagabend gehen.“ Sie nannte den Namen des Lokals und die Adresse und fügte hinzu: „Er wird froh sein, dich zu sehen, Shay.“ Damit beendete sie das Gespräch.
Er war also ausgegangen, um sich zu trösten. Shay zitterte innerlich. Sie rief sich Sabrinas Aussage in Erinnerung, dass er sich freuen würde, sie zu sehen. Trotzdem hatte sie fürchterliche Angst, zurückgewiesen zu werden. In der Öffentlichkeit wäre das sogar noch schlimmer, aber die Furcht, Caleb zu verlieren, war größer. Sie konnte nicht warten. Sie musste ihn sehen, noch an diesem Abend.
Caleb stand an einem Tisch neben der überfüllten Tanzfläche, nicht weit vom Mischpult des DJs entfernt. Bobby und Ryan waren gerade mit ihren Frauen auf der Tanzfläche. Auch Kent tanzte, und zwar mit Lori. Es würde interessant werden zu beobachten, was aus den beiden wurde. Vielleicht führte ihr Zusammentreffen an diesem Abend zu einem One-Night-Stand. Vielleicht kam mehr dabei heraus, das wusste der Himmel.
Caleb hatte ebenfalls seine Erfahrungen mit One-Night-Stands gemacht. Damals, während der Anfangszeit in der Army, hatte er immer wieder versucht, die Schrecken der Einsätze und seine Einsamkeit bei einer netten Frau zu vergessen. Das hatte aber nie funktioniert. Keine der Frauen war Shay gewesen.
Er trank sein erstes Bier aus. Der bittere Geschmack passte zu seiner schlechten Laune. Er brauchte noch eins. Ihm war es ernst damit gewesen, als er Kent sagte, dass er sich betrinken wollte. Jeder Mann mit gebrochenem Herzen verdiente eine gute Nacht, in der er sturzbetrunken war, damit er am nächsten Morgen aufstehen und sein Leben weiterführen konnte.
Ein Bier erschien vor ihm. Das hatte ihm eine blonde Frau namens Heather irgendwas – er war sich nicht sicher, ob sie ihm je ihren Nachnamen genannt hatte – gebracht, die ihn schon seit zwei Monaten anbaggerte. Jedes Wochenende bezahlte sie ihm ein Bier, und er lehnte es regelmäßig ab.
„Dieses kannst du trinken“, meinte sie und beugte sich dicht zu ihm, damit er sie verstehen konnte. „Es soll nur dein gebrochenes Herz lindern, und erzähl mir jetzt bloß nicht, du hättest keines. Das sieht man dir nämlich schon von Weitem an. Also trink. Ich eigne mich ganz bestimmt nicht als Lückenbüßerin. Vor mir bist du sicher.“
„Wenn ich so mitleiderregend aussehe“, erwiderte er, „dann nehme ich das Bier an.“ Er trank einen Schluck. „Danke.“
Sie stützte sich auf dem Tisch ab. „Wer ist sie?“
„Eine Frau, die schon vor sehr langer Zeit dazu bestimmt war, mir das Herz zu brechen“, erklärte er. „Ich wusste das, aber es hat mir auch nicht geholfen.“
„Weil du sie liebst.“
„Weil ich sie liebe.“
„Die Glückliche“, sagte sie. „Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden.“ Sie berührte ihn am Arm. „Halte durch. Sie wird
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