Tiffany Sexy Band 83
willst du das tun, Caleb?“, fragte Kent White, Shays großer Bruder und sein bester Freund seit der Grundschule. Die schnelle Popmusik wechselte zu einem langsamen Blues, und die Hand des Jungen auf Shays Rücken rutschte tiefer.
Kent stellte sein Glas so hart ab, dass Bier herausspritzte. „Verdammt, nein.“ Er stürmte auf die Tanzfläche. Im Stillen feuerte Caleb ihn an, während er beobachtete, wie Shay ihr langes blondes Haar über die Schultern warf, die Hände in die Hüften stemmte und Kent angriffslustig anfunkelte.
Caleb hatte gewollt, dass die Hand von Shays Po verschwand, und das war nun der Fall. Sein Wunsch resultierte allerdings nicht aus brüderlichem Schutzinstinkt, auch wenn das eigentlich so sein sollte. Schließlich hatten die Whites ihn vor sechs Jahren bei sich aufgenommen und behandelten ihn wie ein Familienmitglied, nachdem er mit fünfzehn Jahren beide Elternteile verloren hatte. Er fühlte sich auch als Familienmitglied. In der Familie, in der alle blond waren und helle Augen hatten, sah er mit seinem hellbraunen Haar und den grünen Augen sogar äußerlich so aus, als würde er dazugehören.
Vor zwei Jahren dann, ungefähr zu der Zeit, als Shay sechzehn geworden war, hatte sie angefangen, mit ihm zu flirten. Schon damals war er schlau genug gewesen zu wissen, dass neunzehn zu alt für eine Sechzehnjährige war, abgesehen von der Tatsache, dass sie wie eine Schwester für ihn sein sollte. Also hatte er kurzerhand jeden ihrer Annäherungsversuche abgeblockt.
An diesem Abend jedoch bewirkten ihre neckischen Blicke und ihr aufreizendes Lächeln in Kombination mit diesem Kleid – diesem höllisch sexy Kleid –, dass der Mann in ihm geweckt wurde. Ständig fragte er sich, wie ihre Küsse wohl schmeckten, wie sie sich in seinen Armen anfühlen würde.
Als könnte sie seine Gedanken erraten, sah sie ihn an, und dieser Blick bewirkte, dass ihm heiß wurde. Er wäre ein Narr, wenn er glaubte, er könnte Shay widerstehen, sobald sie nächsten Monat auf die University of Texas ging, an der auch er studierte. Genau das war er aber ganz sicher nicht – ein Narr. Deshalb hatte er eine in der Familie lange debattierte Entscheidung getroffen und inzwischen offiziell gemacht. Er würde am Montag wegfahren, jedoch nicht zurück auf den Campus.
Shay wusste das noch nicht. Sie war die Einzige, die davon bisher nichts erfahren hatte. Er hatte allen anderen Familienmitgliedern das Versprechen abgenommen, nichts zu verraten, bevor sie ihren Geburtstag gefeiert hatte. Gerade erst hatte er seinen Einberufungsbefehl erhalten, und er wollte nicht, dass irgendetwas ihre Party verdarb oder seine Beziehung zu ihr oder zur Familie belastete. Sollte er der Versuchung nachgeben, die Shay White für ihn darstellte, würde aber genau das passieren, so viel stand fest. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als sich zu verabschieden.
Seine Gefühle überwältigten ihn, und er unterbrach den Blickkontakt zu Shay. Er rieb sich kurz das Kinn, stellte sein Bier ab und ging zur Toilette. Ab morgen war er ein Soldat, genau wie sein Dad, der als Held gestorben war, als er das Leben eines anderen Soldaten gerettet hatte. Zur Army zu gehen war die richtige Entscheidung. Caleb fühlte sich schon ziemlich lange berufen, und endlich folgte er seiner Bestimmung.
Ein paar Minuten später verließ er die Toilette und trat auf den engen Gang hinaus. Seine Stiefel scharrten beim Gehen leise über den Holzfußboden. Da entdeckte er Shay, die auf ihn wartete.
„Die Army?“, rief sie. „Und wann genau hattest du vor, mir das zu erzählen?“
„Danke, Kent“, sagte er leise zu sich selbst. „Ich wollte es dir sagen, Shay. Bloß nicht an deinem Geburtstag, Kent wusste das genau.“
„Nicht“, schluchzte sie und warf sich ihm in die Arme.
Sie war warm und anschmiegsam.
„Geh nicht.“ Sie hob das Kinn und sah ihn an, Tränen in den Augen. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dir irgendetwas passieren könnte.“
Weitere dieser verdammten unerlaubten Gefühle stiegen in ihm hoch. „Mir wird nichts passieren“, versprach er.
„So, wie deinem Vater nichts passiert ist?“, fragte sie. „Nein. Ich lass dich nicht gehen. Ich …“
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und presste die Lippen auf seinen Mund. Caleb erstarrte einen Moment lang, dann gewannen seine Gefühle die Oberhand. Sie hatte recht. Sein Vater war im Krieg gestorben und seine Mutter an einem Herzanfall. Auch er konnte sterben. Wenn er erst
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