Tiffany Sexy Band 84
wissen.“
Sie wartete, die Finger unter dem Tisch gekreuzt, bis er endlich nickte und sie aufatmen konnte.
„Na schön, ich werde es tun.“
Rose war so aufgeregt, dass sie ihn beinah geküsst hätte. Wäre da nicht die süße Erinnerung an den aufregenden Kuss dieses faszinierenden Fremden gewesen, die sie sich noch eine Weile bewahren wollte.
„Wirklich? Ich meine, wenn du es absolut nicht willst …“
„Du würdest mich so leicht davonkommen lassen?“
„Auf keinen Fall, aber ich lasse dich in dem Glauben, du hättest eine Wahl.“ Und weil sie es ihm schuldig war, ließ sie noch drei weitere detaillierte Schilderungen von Operationen über sich ergehen, ohne sich auch nur den leisesten Anflug von Übelkeit anmerken zu lassen.
Ehe er mit Schilderung Nummer vier begann, schaute er auf seine Uhr. „Es ist spät, du siehst müde aus.“
Ein verstohlener Blick auf ihre eigene Armbanduhr verriet ihr, dass es inzwischen eins war. Sie wollte nur noch nach Hause und ins Bett. Allein.
Sie hatte exakt null Liebhaber. Wenn man dazu erzogen worden war, dass die Ehe das einzige Lebensziel ist, stellte die Jungfräulichkeit etwas äußerst Kostbares dar – ebenso wie ein makelloser Teint und ein Debütantinnenkleid. Ihre Eltern hatten kein Geld für weiße Seide und Richelieu-Spitze, sodass sie dies mit endlosen Lektionen zum Thema Tugendhaftigkeit kompensiert hatten. Und da Rose ein braves Mädchen war und keine Rebellin, hatte sie sich diese Lektionen zu eigen gemacht.
Jetzt gähnte sie, was nicht einmal gespielt war. „Ich bin erschöpft und begreife gar nicht, wie du nach deinem Tag noch durchhältst.“
„Mit guten Drogen“, erwiderte er entspannt lächelnd.
Und der Ausdauer eines Kamels .
Ganz der Gentleman, half er ihr in ihren Mantel, ehe sie mit den letzten Gästen die Lobby verließ. Alles war so elegant hier. Genau wie in der Bräuteschule, die sie sechs Jahre lang besucht hatte. Jeden Tag hatte sie dort für ein paar Stunden eine friedliche, luxuriöse, von sanftem Lichtschein erhellte Zuflucht von zu Hause gefunden. Dort war sie aufgeblüht und gleichzeitig hart und stark geworden.
Erhobenen Hauptes und in tadelloser Haltung vollführte sie eine anmutige Drehung, sodass sämtliche Anwesenden ihren Abgang verfolgten. Draußen blieb sie mit dem Absatz an einer Stufe hängen, und Remy – der glückliche, lächelnde, unvorstellbar reiche Remy – hob den Schuh mit einer schwungvollen Bewegung auf und präsentierte ihn ihr mit großer Geste.
„Hast du das absichtlich gemacht?“, fragte er, als könnte sie so clever sein.
Er bückte sich und schob ihr den Schuh wieder auf den Fuß. Eigentlich hätte sie das bezaubernd finden sollen.
„Glaubst du an Märchen, Remy?“
„Glaubst du, dass dies eine magische Nacht ist?“, konterte er und richtete sich wieder auf. In seinen Augen flackerte etwas auf, das sie auch in den Augen des Fremden gesehen hatte, als sie ihn küsste: Hoffnung. In der Silvesternacht wollte jeder hoffen.
„Ich finde, die Menschen verdienen eine magische Nacht“, antwortete sie, was beinah der Wahrheit entsprach.
Das war sein Stichwort, sein Augenblick, und Remy war nicht dumm. Er kam näher und küsste sie. Rose war viel zu entschlossen, um zurückzuweichen. Remy war weitaus greifbarer als irgendein Märchen. Er stellte alles dar, wofür sie gearbeitet hatte, und sein Kuss war formvollendet. Also, wo blieb das Triumphgefühl? Es stellte sich nicht ein. Stattdessen blieb diese brennende Sehnsucht, die auch ein Sinclair der vierten Generation nicht stillen konnte.
Geduldig wartete sie auf das Gefühl des Sieges, der absoluten Kontrolle. Sie hatte vielleicht den Krieg noch nicht gewonnen, diese Schlacht schon. Warum fühlte sie sich dann noch genauso wie vorher, wie gestern, wie ihr ganzes Leben schon – taub?
Sie legte ihre Hand auf seine und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, das sie stets einsetzte, um die Menschen glauben zu lassen, dass sie ein Herz habe.
„Ich kann nicht.“
„Zu schnell?“, wollte er wissen.
„Ja“, antwortete sie, Bedauern in der Stimme. „Es tut mir leid, Remy.“ Und das entsprach der Wahrheit, denn sie war enttäuscht von sich selbst. Manchmal sah sie Ungeheuer, wo es keine gab, und manchmal empfand sie nichts, obwohl sie vor Freude hüpfen sollte. „Bald“, versprach sie. „Ich bin einfach noch nicht so weit.“
Er glaubte, sie sei mit ihren Gefühlen noch woanders und verzehre sich nach einem Mann, der ihrer nicht
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