Tiffany Sexy Band 84
was du getan hast.“
„Doch, das weiß ich“, gestand sie, und Ian war froh, Reue aus ihrer Stimme zu hören.
„Warum hast du es dann getan?“
Sie öffnete die Tür, doch Ian war schneller und drückte sie wieder zu. Diese Sache war einfach zu wichtig. „Warum hast du mir das angetan?“
„Ich kann das nicht“, flüsterte sie.
„Was kannst du nicht? Wir hatten ein Date. Wir hatten großartigen Sex. Ich habe dich um nichts gebeten.“
Rose fuhr sich durch die Haare, strich sie sich aus dem Gesicht, und da sah er die Tränen. Jetzt fühlte er sich erst recht mies.
„Ich will es nicht aufgeben. Mein Leben gehört mir. Ich entscheide und bestimme. Niemand wird mir das nehmen. Niemals.“
Ian war verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? „Rose …“ Er führte sie zu einem Sessel und setzte sich ihr gegenüber. „Bitte erklär es mir.“
Sie schniefte und sah ihm ins Gesicht. „Das wird aber dauern.“
„Das macht nichts, ich habe die ganze Nacht Zeit.“
Rose versuchte, sich während des Erzählens keine Emotionen anmerken zu lassen, aber das gelang ihr nicht.
„Ich wuchs im Schatten der Appalachen auf, bettelarm, was dort nichts Ungewöhnliches war. Niemand hatte Geld, es gab keine schicken Autos. Nicht wie hier. Mein Dad war ein großer, schweigsamer Mann, der nicht viel mehr kannte als seine Arbeit. Jeden Tag schuftete er in der Miene, während Mom sich ums Haus kümmerte, Kuchen backte und ihre TV-Sendungen sah.“
Sie lächelte verträumt, dies war das Leben, das sie sich ausgedacht hatte. Die Familie, die sie sich ausgedacht hatte, in den langen Stunden, in denen sie in der Dunkelheit auf dem Boden saß. Da hatte sie viel Zeit, sich zu überlegen, was für eine Familie sie sich aussuchen würde, wenn sie könnte.
„Die Mine war gefährlich, und Mom betete jeden Morgen für Dad, wenn er zur Arbeit ging. Sie schien überhaupt viel zu beten. Nicht dass es etwas genützt hätte. Das hätte ich ihr auch sagen können.“
Dieser Teil stimmte. Ihre Mutter war eine fromme Frau gewesen und war es, soweit Rose wusste, noch immer. Nur war das Herz ihrer Mutter schwarz wie der Ruß aus der Mine, daran änderte auch kein Gebet etwas. Es dauerte ein paar Jahre, bis Rose dahinterkam, dass nicht jedes Kind mit einem Buch auf dem Kopf gehen musste oder Schläge auf die Finger bekam, wenn das Lächeln nicht perfekt war.
„Ich war ihre Prinzessin, deshalb nannten sie mich Rose. Jedenfalls behauptete meine Mutter das. Überall bewunderten mich die Leute und prophezeiten mir ein wundervolles Leben, weil ich so hübsch sei. Mama kleidete mich in Pink und Weiß und band mir Schleifen ins Haar. Später warnte sie mich vor den Jungs. Ich sollte mich vor ihnen in Acht nehmen, weil ich für etwas Besseres als einen Job in den Minen oder als Kellnerin bestimmt sei. Deshalb brach ich mit achtzehn auch nach New York auf, um es hier zu schaffen und nie mehr arm zu sein. In ein solches Leben werde ich nicht zurückkehren. Es war die Hölle.“
„Warum war es die Hölle?“
Nervös wich sie seinem Blick aus. „Ich will schöne Dinge. Sanfte Musik, lachen und Spaß haben, Menschen um mich herum, die keine Angst haben.“
„Nicht jeder hat Angst“, sagte er.
„Nicht jedem gefällt es, arm zu sein.“
„Komm her“, forderte er sie mit zärtlicher Stimme auf.
Sie ging wie automatisch zu ihm und machte Anstalten, ihren Mantel abzulegen, doch Ian hinderte sie daran, indem er den Mantel zuhielt.
„Ist es nicht das, was du willst?“
„Doch, aber es ist nicht das, was wir jetzt machen werden. Es tut mir leid, was ich getan habe.“
„Du hörst dich an, als würdest du mich bemitleiden. Das will ich nicht. Viele Menschen, die in Armut geboren werden, kommen da später heraus.“
Er streichelte ihre Wange. „Können wir nicht noch einmal von vorn beginnen?“
„Man kann nie von vorn beginnen. Alles entsteht aus dem bereits vorhandenen Fundament.“
„Dann geh mit mir essen. Morgen.“ Er schaute auf seine Uhr. „Heute.“
„Das geht nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil ich nicht mehr dieses Mädchen bin. Inzwischen bin ich viel klüger. Ich weiß, was ich vom Leben will, und das werde ich auch bekommen. Ich werde dieses Mädchen nicht mehr sein.“
„Das will ich doch auch gar nicht“, erklärte er.
Rose löste sich von Ian und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Doch, das willst du. Du willst mich vielleicht nicht dumm und formbar wie ein Klumpen Lehm, aber meine Träume magst du
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