Tiffany Sexy Band 84
oft an, aber manchmal ließ er sich dazu überreden.
Und auch aus persönlicher Erfahrung wusste er, was es heißt, betrogen zu werden. Die Ernüchterung und Enttäuschung, die in ihrem Gesicht zu lesen waren, konnte er nur allzu gut nachempfinden.
„Wer sind Sie?“ Zum ersten Mal an diesem Abend schien sie ihn bewusst wahrzunehmen.
„Mein Ausweis liegt da vorne. Wenn Sie mir für eine Weile zuhören, kann ich Ihnen alles erklären.“
Abrupt legte sie den Hörer auf und griff nach seiner Brieftasche. Sie betrachtete seinen Detektivausweis, ausgestellt in Florida. Dann blickte sie zu ihm herüber.
„Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, die Polizei anzurufen. Ich habe die Kamera gerade erst entdeckt.“ Ihre Stimme klang plötzlich müde, und er verspürte Erleichterung. Gott sei Dank. Zumindest das ganz große Drama würde ihm heute Abend erspart bleiben.
„Ich werde jetzt erst mal die Pfeile hier draußen einsammeln“, sagte er zu ihr und kniete sich auf den Boden. „Wir können uns auch gern irgendwo anders unterhalten, wo Sie sich sicherer fühlen. Dann kann ich Ihnen alles erklären.“
Aber als er sich aufrichtete, hatte sie die Tür schon ein Stück weiter geöffnet. Die Anspannung war von ihr gewichen. Einige Strähnen der kastanienbraunen Haare hatten sich aus dem locker gesteckten Knoten an ihrem Kopf gelöst und fielen ihr auf die Schultern. Der Stoff ihres Kimonos war leicht verrutscht. Er sah ein Stück des schwarzen Baumwoll-Tops, das sie daruntertrug. Marnie studierte sein Gesicht mit einem fragenden Blick aus ihren grauen Augen.
„Ich möchte nirgendwo hingehen. In meinem Kopf dreht sich alles, und ich bin völlig durcheinander.“
Über ihre Schulter hinweg betrachtete er das Chaos im Raum. Es sah aus, als hätte sie das Regal komplett ausgeräumt. Vermutlich hatte sie nach weiteren Kameras gesucht.
„Ich bin plötzlich sehr, sehr müde.“ Ohne Vorwarnung schloss sie die Tür. Das war’s dann wohl , dachte er. Doch dann hörte er, wie sie die Sicherheitskette löste. Marnie öffnete die Tür erneut und bat ihn stumm herein.
„Sind Sie sicher, dass es für Sie okay ist?“ Er wäre nur ungern eingetreten, falls sie noch immer daran zweifelte, dass er kein perverser Lüstling war. Sie nickte.
„Ein Spanner hätte die Kamera im Schlafzimmer oder über der Dusche angebracht. Nicht an meinem Arbeitsplatz. Außerdem hat mich heute Abend eine ehemalige Kollegin angerufen und mir von Gerüchten erzählt, die bei Premiere Properties kursieren. Folglich muss an dieser Unterschlagung, von der Sie sprechen, irgendetwas dran sein. Also kommen Sie schon rein.“
Die hitzige Wut, die ihn gerade noch zur Zielscheibe ihrer Pfeile gemacht hatte, war einer eisigen Kälte gewichen. Nicht unbedingt ein Fortschritt, aber er akzeptierte ihre widerwillige Einladung, trat ein und schloss die Tür hinter sich.
„Ich lege sie hierhin“, sagte er und platzierte die Pfeile auf ihrem eleganten Schreibtisch. Ein teures antiquarisches Stück, das sich vom Rest der sonst eher zweckmäßigen Einrichtung abhob. So wie sie. Ihr Kimono hatte vermutlich genauso viel gekostet wie das alte, verbeulte Auto, das sie fuhr. Finanziell machte Marnie Wainwright offenbar ziemlich harte Zeiten durch, aber sie ließ sich davon nicht unterkriegen. Dafür bewunderte er sie.
„Glauben Sie ja nicht, dass ich mich bei Ihnen für die Pfeile entschuldigen werde.“ Sie holte den Champagner und zwei Gläser und sank auf das Sofa, das für wartende Kunden gedacht war. In der Hand hielt sie die angebrochene Flasche Champagner und zwei Gläser. „Auch wenn es im Rahmen einer Ermittlung war – eine versteckte Kamera ist eine ziemlich drastische Methode, um Informationen zu sammeln.“
Aber eine legale. Zumindest bei Nachforschungen dieser Größenordnung und solange die Kamera nicht in Privaträumen angebracht wird . Er zog sich einen Stuhl zum Sofa, setzte sich und beobachtete, wie sie sich allmählich erholte. Die Geschichte hatte sie offenbar sehr mitgenommen, denn ihre Hand zitterte, als sie ihm ein Glas reichte. Wirklich zu dumm, dass sie diese verdammte Kamera entdeckt hatte und sie seinetwegen so durcheinander war. Er hatte mit ihr heute Abend wirklich etwas vollkommen anderes vorgehabt. Und nun saß er neben ihr und musste ihre wütenden Blicke ertragen, als wäre er der Teufel in Menschengestalt.
„Das stimmt. Aber es war der schnellste Weg, die Sache aufzuklären. Wenn mein Auftraggeber zur Polizei gegangen wäre,
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