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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Kleid. »Ich habe mir in der letzten Woche überlegt, dass ich bald ganz allein sein werde.«
    »Das würde mich aber sehr wundern.«
    Sie legte ihren Kopf an meine Schulter. »Können wir nicht mal zusammen essen gehen, ich meine in einem schicken Restaurant mit Kerzen und so, bevor ich ins Gefängnis komme?«
    Sie sagte es nur halb im Scherz. »Du wirst nicht ins Gefängnis kommen«, entgegnete ich. »Das wäre ja noch schöner.«
    Ich suchte in Gedanken krampfhaft nach einer Lösung und starrte dabei abwesend auf den Fernseher. Das Königspaar begab sich zurück zum Palast, und die Kamera schwenkte wieder auf das Denkmal, an dem alte Männer mit Orden auf ihren dunklen Anzügen begannen, Kränze niederzulegen, Menschen, die den Widerstand und die Jahrzehnte danach überlebt hatten, jüdische Organisationen. Die Veteranen hatten ihre eigenen Vereinigungen, die Indien-Kämpfer, die UNIFIL-Angehörigen, die ehemaligen Korea-Soldaten. Die Kamera schwenkte an ihnen vorbei. Ich setzte mich aufrecht hin, als ich General Otto Grimshave erkannte. Er war in Uniform, die Brust mit Orden behangen. Neben ihm stand Theo Stolz, in Zivil. Sie trugen einen Kranz zum Denkmal, ich nahm an, im Namen der Balkan-Veteranen.
    Wir sehen uns auf dem Dam.
    Die Kamera fuhr weiter bis zur Gruppe der ehemaligen Korea-Kämpfer, bei der ein Oberst a. D. in Uniform sowie ein Veteran in Zivil den nächsten Kranz bereithielten. Ich schubste Tiffany von mir weg und griff zur Fernbedienung, als ich im Hintergrund der VEKK-Delegation das Gesicht Gijs van Nunens entdeckte.
    Ich drückte auf den Lautstärkeknopf, aber es kam kein Geräusch, nur die übliche, unwirkliche Stille von Gedenkfeierlichkeiten, bei denen man nur manchmal einen Vogel zwitschern oder den Wind rauschen hört. Der General und Stolz standen regungslos vor dem Kranz, den sie gerade abgelegt hatten. Dann salutierte der General, die beiden Männer machten gleichzeitig auf der Stelle rechtsum kehrt und stiegen gemessen die Stufen hinunter.
    »Als Nächstes wird die Vereinigung der ehemaligen Korea-Kämpfer einen Kranz ablegen«, sagte der Kommentator in düsterem Begräbnistonfall. Plötzlich veränderte sich seine Stimme. »Aber was ist denn da los?«
    Die Kamera schwenkte abrupt zurück zur Korea-Delegation, in der einiger Tumult entstand, als Gijs van Nunen urplötzlich aus ihren Reihen hervortrat und sich genau in dem Moment nach vorne drängte, als der General und Theo am Fuße der Treppe ankamen. Van Nunen hatte alle seine Auszeichnungen zu Hause gelassen, außer seiner von den Amerikanern verliehenen combat rifle, einem schmalen Orden mit weißem Gewehr auf blauem Grund, den er an die Brust seiner abgetragenen Fliegerjacke mit Pelzkragen geheftet hatte.
    Die ganzen Niederlande sahen jetzt diesen Orden, als der Kameramann sich von seinem Schrecken erholte und die Bewegung von van Nunens Hand einfing, mit der er unter seine Jacke fuhr und einen waschechten 45er Colt herauszog, wahrscheinlich ein Korea-Souvenir.
    Der General und Stolz blieben stehen. Sogar der gegen unliebsame Überraschungen gefeite Supersergeant wirkte eine Sekunde lang wie gelähmt, aber ich sah, dass van Nunen keinerlei Risiko einging. Ihm musste klar sein, dass Stolz der gefährlichere der beiden war, und er hielt seine Waffe fest auf seinen Kopf gerichtet. Aus einer Entfernung von weniger als zwei Metern heraus konnte er ihn nicht verfehlen.
    »Oh mein Gott …«, flüsterte der Kommentator.
    Einen Augenblick lang hörte man keine Vögel, keinen Windzug, sondern nur den angehaltenen Atem der Umstehenden. Dann unterbrach eine laute Stimme die Stille: »Mein Name ist van Nunen. Das hier ist für meinen Sohn und für seine Kameraden.«
    Der Schuss hallte über den Dam. Ich sah den Rückstoß der Waffe, Leute fingen an zu schreien, der Kopf von Stolz wurde nach hinten gerissen. Der General schien die Hände hochnehmen zu wollen, aber schon zeigte der Colt wieder geradeaus, und der zweite Schuss krachte. Der General fiel über Stolz. Leute sprangen herbei. Polizei tauchte im Hintergrund auf. Van Nunen drehte sich ruhig um. Stramm marschierte er hinüber zu seiner eigenen Delegation, drehte die Waffe in seiner Hand um und reichte sie mit dem Kolben zuerst dem Oberst. Die VEKK-Veteranen scharten sich um ihn, als wollten sie ihn in ihrer Mitte verbergen und beschützen.
    Die militärische Wäsche.
    Ex-Staatsanwalt Bernard Meulendijk kam nicht allein. Ich musste für die beiden Herren, die ihn begleiteten, Stühle aus

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