Tiffany
hier?«, fragte Lokhout.
Der schweigende Mann auf dem Stuhl rechts neben ihm tippte Lokhout auf den Arm und schüttelte den Kopf.
»Wie Sie wünschen«, sagte Fred, der die Geste verstanden hatte.
»Moment mal«, wandte ich ein. »Was geht denn hier eigentlich vor?«
»Das werde ich dir sofort erklären«, sagte Fred.
»Ich bitte darum. Denn sonst ist es gleich vorbei mit meiner Gastfreundlichkeit. Geschweige denn, dass ich Kaffee für alle koche.« Ich verschränkte die Arme, kippte meinen Bürostuhl nach hinten und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand.
»Ich war heute Morgen bereits im Ministerium«, er klärte Brendel. Lokhout reagierte erstaunt, und der Schweiger schüttelte tadelnd den Kopf, aber Fred reagier te nicht darauf. »Ich habe diese ganze Situation einem Mitarbeiter erklärt, wie hieß er gleich noch …«
Der schweigende Mann ergriff zum ersten Mal das Wort. »Das spielt doch jetzt keine Rolle«, sagte er. »Die Angelegenheit wurde bereits weitergeleitet.«
»An Sie?«, fragte Fred.
»Ich besitze die Befugnis, Entscheidungen zu treffen.«
»In Bezug auf ein Staatsbegräbnis mit allen militärischen Ehren?«
»Hallo?«, rief ich. »Fred!«
Fred schaute mich wütend an. »Merkst du denn gar nicht, worum es hier geht? Ich habe meine Geschichte über den Kriegsverbrecher unter Dach und Fach, über die Protektion Zukics, den Mord an den Dutchbat-Soldaten …«
»Ohne konkrete Beweise«, bemerkte Lokhout.
»Aber Sie haben meine Geschichte doch noch gar nicht gelesen«, giftete Fred zurück und schaute wieder mich an. »Theo Stolz hat weder Kind noch Kegel. Die schieben ihm die ganze Sache in die Schuhe und lassen den General still und klammheimlich von der Bildfläche verschwinden.«
»Und das machst du mit?«
Fred zog ein gequältes Gesicht. »Ansonsten wandert van Nunen für den Rest seines Lebens hinter Gitter. So darf er emigrieren.«
»Und du glaubst, so ein Deal geht reibungslos über die Bühne? Niemand wird sich fragen, warum van Nunen auch auf den General geschossen hat? Oder wird man einfach behaupten, er habe in einem Anfall von geistiger Umnachtung gehandelt? Ich persönlich glaube nicht, dass auch nur ein einziger Fernsehzuschauer dazu bereit sein wird, an einen Unfall zu glauben.«
Keiner der Anwesenden gab durch Körpersprache seine Emotionen zu erkennen. Sie saßen einfach nur so da, sogar Meulendijk.
»Van Nunen ist damit einverstanden«, sagte der Schweiger zu Fred.
»Und du schreibst einen freiwillig zensierten Artikel?«, warf ich ein.
Fred machte eine abwehrende Handbewegung. »Es lässt sich ja dadurch doch nichts mehr ändern, außer für van Nunen.« Er blickte den Schweiger an. »Und was passiert, wenn andere Journalisten anfangen, Nachforschungen anzustellen?«
»Falls es nötig sein sollte, werden wir die zuständigen Chefredakteure informieren. Aber wir hoffen, dass sich das vermeiden lässt.«
Ich grinste. »Das ist ja wie in einem Krieg. Darf Zukic vielleicht auch emigrieren?«
»Nach ihm wird auf internationaler Ebene gefahndet. Den erwischen wir schon noch.«
»Und dann wird es wieder so einen watteweichen Deal geben, weil wir uns sonst mit dem in allen Ehren bestatteten General zum Narren machen?«
Niemand gab mir darauf eine Antwort.
Fred starrte den Schweiger an und sagte: »Ich für meinen Teil bin einverstanden.«
Ich ließ einen aufsässigen Seufzer los. Alle schauten mich an.
»Was heißt das, du bist einverstanden?«, fragte ich.
Meulendijk räusperte sich, bevor er zwei vollständige Sätze sprach. »Die Schuldigen sind bestraft. Darum geht es doch, oder?«
Natürlich ging es darum. Weitere Racheaktionen hätten überhaupt keinen Sinn gehabt, man hätte damit lediglich einer dicken Tochter und einer friseurverrückten Witwe das Leben vergällt. »Aber an der Sache mit dem Staatsbegräbnis muss van Nunen doch schwer zu schlucken haben«, sagte ich.
»Es wird kein Staatsbegräbnis geben«, erwiderte Lokhout. »Es gibt da andere Lösungen …« Der Mann neben ihm bedeutete ihm mit einem Wink, dass er den Mund halten solle, und schaute mich an.
»Meneer Winter, ich verstehe doch richtig …«
»Wie war noch gleich Ihr Name?«, unterbrach ich ihn.
»Huizinga. Van Nunen war doch ihr Auftraggeber, richtig?« Huizinga schaute von mir zu Meulendijk. »Ist das in Ihrem Metier nicht ungefähr dasselbe wie das Verhältnis zwischen einem Rechtsanwalt und seinem Mandanten?«
Ich konnte mir kaum vorstellen, dass mein Auftraggeber mir den
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