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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Handgelenk notierten, wenn eine von ihnen zu einem widerlichen Scheißtypen ins Auto stieg. Manchmal saßen noch zwei weitere auf der Rückbank, die man nicht sofort sah, und wenn man Pech hatte, fielen alle drei über einen her und schmissen einen anschließend ohne einen Cent irgendwo halb nackt aus dem Auto.
    Doch das war nicht das Schlimmste. Die kleinen Tricks, mit denen sie sich gegenseitig beschützten, waren witzlos, wenn sie herausfanden, dass die Bullen ihre Arbeitsplätze observierten, weil sie einen Hurenkiller zu fassen hofften, der schon seit anderthalb Jahren sein Unwesen trieb. Bisher war hier allerdings noch niemand ermordet worden, höchstens ein bisschen zugerichtet, wie jetzt zum Beispiel Fleur, die mit einer Hand auf ihrer blutenden Lippe auf sie zugestolpert kam, während ihr Freier in seinem Wagen davonraste.
    Patty fing sie auf und zog sie mit sich hinter die Bäume. Patty konnte man schon auf einen Kilometer Entfernung an ihrer hochtoupierten, violettrosa Zuckerwatte-Frisur erkennen.
    »Was ist denn passiert?«
    »Verdammte Scheiße!« Fleur betastete ihre Lippe. Sie heulte fast und zitterte am ganzen Leib, aber eher vom Turkey als vor Schreck. Fleur war genauso groß wie Tiffany, während Patty die beiden um Haupteslänge überragte. Pat hatte ellenlange Beine, die wie rosafarbene Stelzen unter ihrem Minirock hervorschauten. Mager waren sie alle. Die Droge war gut für die Figur, soviel stand jedenfalls fest. Ihre Diät wäre allerdings der Albtraum eines jeden Ernährungswissenschaftlers gewesen.
    »Und natürlich keine Knete«, sagte Patty nüchtern. »Dämliche Nutte.«
    Fleur schaute Tiffany flehentlich an. Ein Freier, der sich nahm, was er brauchte, und einem dann, statt zu bezahlen, ein blaues Auge verpasste. Nichts Neues. Alles schon mal gehört. Wenn man einmal im Auto saß, konnte man nur hoffen, dass die eigene Aufmerksamkeit nie erlahmte. Einsteigen war einfach. Sie brauchten einen. Sie waren von ihrer Lust besessen, diesem Trieb zwischen ihren Beinen und in ihrem Blut. Doch hatte man einmal ihren Trieb befriedigt, kam der gefährlichste Moment. Sie mussten einen zum Strich zurückbringen, und man bedeutete ihnen nichts mehr, sie betrachteten einen nicht als Person, sondern nur noch als Ballast, den Beweis für ihre Schwäche. Die Lust war aus ihrem Körper gewichen. Sie hassten einen, weil sie sich selbst hassten. Sie waren zu blöd, um sich selbst eine reinzuhauen, und deshalb verpassten sie dir eine, wenn du dich nicht in Acht nahmst.
    »Scheiße, Fleur!«, fluchte Tiffany aus vollem Herzen.
    »Er hat gesagt … .«
    »Du musst dich an die Regeln halten, verdammt noch mal«, sagte Patty. »Zuerst die Kohle, und dann erst einsteigen.« Sie schwenkte ihre Handtasche. Sie alle trugen ihre Habseligkeiten in ähnlichen Kunststoffbeuteln mit sich herum, zugeschnürt mit einer starken Kordel oder Lederschnürsenkeln, die sie sich um das Handgelenk wickelten, sodass sie die Schlinge auch dann mit einer Hand festhalten konnten, wenn sie mit einem Kunden zugange waren.
    »Ich kann nicht arbeiten.« Fleur zuckte zusammen, als Tiffany ihre aufgeplatzte Lippe berührte. Die Lippe blutete, als hätte der Mistkerl einen Ring mit einem Schneidediamanten an seiner Faust gehabt. »Ich hab noch nicht genügend Geld für einen Schuss zusammen.«
    Patty schnaubte. Tif seufzte. Sie öffnete ihre Handtasche, kramte einen goldenen Füllfederhalter heraus und sagte: »Hier, der reicht für einen Bubble.«
    »Woher hast du den denn?« Fleur grapschte Tif den Füller aus der Hand und steckte ihn in ihre Tasche.
    »Gefunden«, antwortete Tif. »Du kannst heute Nacht bei mir auf dem Boot unterkriechen.«
    »Ich wollte, ich hätte deine Finger«, bemerkte Patty.
    »Na klar, dann wäre jeden Tag Party. Hau schon ab, Fleur.« Sie gab dem Mädchen einen kleinen Schubs in Richtung Fahrradweg hinter den Bäumen. Fleur verschwand in der Dunkelheit.
    Unter der rosa Zuckerwatte ähnelte Pattys Gesicht dem einer überdimensionalen Madonna. »Irgendwann gehst auch du in die Knie«, sagte sie.
    Autos schlichen vorbei. Ein Stück von ihnen entfernt standen noch drei andere Mädels. Tif trat an den Randstein. Ein Opel schwenkte in ihre Richtung, und sie bot sich an, aber der Wagen fuhr vorüber.
    »Waldficker«, murmelte Tif.
    Als Nächstes näherte sich ein dicker Audi. Das Fenster summte herunter. »Hi«, sagte Tif. »Ich bin Tiffany.« Sie nannte ihren Preis, keine Perversitäten.
    Sie sah einen ordentlichen Anzug,

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