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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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brachte kein Wort heraus.
    Theo sprach ihm direkt ins Ohr, nicht laut, nicht leise, nicht drohend, eher so, als bespräche er mit einem Kollegen in einem ruhigen Café das Programm für den kommenden Tag. »Was du dir bei dieser Crackhure geholt hast, ist mir egal«, sagte er. »Aids ist nur ein kleines Übel im Vergleich zu der Tatsache, dass du den Wagen deines Vaters für einen Drogendeal benutzt und darin mit einer Nutte gebumst hast, die dir dabei die Brieftasche mit den Kreditkarten geklaut hat, sodass hier womöglich gleich die Polizei wegen Mordverdachts vor der Tür steht. Und auch das ist nur ein kleines Übel im Vergleich zu dem, was mit dir passiert, wenn sie den Schlüssel finden, den Koffer aus dem Schließfach holen und feststellen, was drin ist. Kannst du mir folgen?«
    Joris nickte bebend, obwohl er überhaupt nichts begriff.
    »Du wirst mich jetzt zu dieser Straße bringen, und fang schon mal an zu beten, dass sie nicht tot ist, und dass ich sie finde, bevor sie die Brieftasche für einen Stein Crack an Gott weiß wen verscherbelt.«
    Der Mann packte Joris an der Schulter und zerrte ihn zu dem Renault.

1
    Das Objekt von Bart Simons’ guten Absichten stieg nicht sofort aus, als ich vor ihrem Haus in der Lindengracht anhielt. Bettekoo wandte sich zu mir. Der Name sei eine Kombination aus Elisabeth und Jacoba, hatte sie mir erklärt. Sie war in jener Zeit geboren worden, als Eltern sich solche Namen für ihre Kinder ausdachten. »Wenn du noch auf einen Schnaps mit reinkommen möchtest …«
    Ich wollte sie nicht verletzen. Ich schüttelte den Kopf und redete mich mit einer lahmen Ausrede heraus: Arbeit, die auf mich wartete, Anrufe, die ich erledigen musste. Mitten in der Nacht, ja, in eine andere Zeitzone, da sind sie schon seit Stunden bei der Arbeit, tut mir Leid.
    »Du bist ja wirklich unheimlich beschäftigt.« Sie war sehr groß und dünn, besaß aber eine wundervolle tiefe Altstimme, die jetzt allerdings ein wenig bitter klang.
    »Es tut mir Leid«, sagte ich. »Es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Bart hätte Sozialarbeiter werden sollen. Kannst du den Motor mal kurz abstellen?«
    Ich gehorchte. Eine unangenehme Stille trat ein. Ich fragte mich, was sie nun noch von mir erwartete.
    »Was hat Bart gesagt?«, fragte sie. »Über mich, meine ich.«
    »Er hat mich zum Essen eingeladen. Ich wusste nicht, dass du auch kommen würdest. Bart ist ein guter Freund von mir, er war mein Partner bei der Kriminalpolizei, na ja, das weißt du ja inzwischen alles.« Ich lächelte sie an. »Manchmal hat er das Gefühl, mich bemuttern zu müssen. Er hat mir erzählt, dass du sein früheres Nachbarsmädchen bist, ein goldenes Herz hast und hervorragend kochen kannst.«
    Sie gab einen verächtlichen Laut von sich. »Genau das, was du brauchst.«
    »Stimmt.«
    Sie tätschelte meine Hand, die auf dem Steuer lag. »Ich bin achtunddreißig, geschieden und Single«, sagte sie. »Ich habe eine Arbeitsstelle und eine Katze. Sicher hätte ich gern einen festen Freund und ich habe nichts dagegen, wenn meine Freunde versuchen, mich mit einem netten Mann zu verkuppeln. Wenn es nicht klappt, dann eben nicht. Ich bin hart im Nehmen. Mia hat mir erzählt, dass deine Freundin Hals über Kopf nach Irland gegangen ist. Liegt es vielleicht daran?«
    »Ich bin auch hart im Nehmen.«
    Sie lachte leise und tief. »Das glauben viele Menschen von sich selbst«, sagte sie. »Aber trotzdem war es ein netter Abend. Solltest du jemals Lust auf einen Schnaps haben, weißt du ja, wo ich wohne, und Sex erwarte ich nicht unbedingt.« Wieder tätschelte sie meine Hand, öffnete dann die Beifahrertür und stieg aus. Sie blieb noch einmal kurz stehen, beugte sich zum offenen Fenster hinunter und sagte: »Ihr habt euch doch vorhin über den verstorbenen Witwer unterhalten.«
    Ich schaute sie verwundert an.
    »Du hast erzählt, dass der alte Mann im Krankenhaus gelegen hat. Könnte es nicht doch ein Einbrecher gewesen sein, der dachte, er läge dort immer noch und es sei niemand zu Hause?«
    »Du meinst, der Einbrecher könnte einen falschen Tipp bekommen haben?«
    »Ich dachte, etwas in der Richtung könnte vielleicht dahinter stecken.« Bettekoo spreizte ihre langen Finger, winkte mir kurz zu und ging eilig davon.
    Ich wartete, bis sie die Tür aufgeschlossen hatte und ins Haus gegangen war, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie war nett und hatte ein goldenes Herz, aber ich hatte im Moment kein Bedürfnis nach Frauen mit goldenen Herzen. Ich

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