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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ein weißes Hemd, blaue Hosenbeine, eine Hand mit Siegelring am Steuer sowie die untere Hälfte eines Gesichts, das jung wirkte und ziemlich blöde grinste. Kein Problem. Tiffany hob die Arme über den Kopf und klatschte geräuschlos in die Hände, bevor sie die Beifahrertür öffnete und in den Audi einstieg.
    Er hatte eine wohlverdiente Linie geschnupft.
    Hans Jorbing konnte ihm viel erzählen, dieser Schatzmeister mit seiner so genannten schwarzen Kasse. Jorbing brauchte nur Geld einzusammeln; Briefchen, Codes, Geflüster. Pfadfinderarbeit. Soundsoviel Gramm für soundsoviel. Ein Kind hätte diese Arbeit erledigen können. Ein echtes Risiko, verdammt noch mal, das musste man eingehen.
    Die Typen hätten einem Gangsterstreifen entsprungen sein können. Genau der richtige Job für ihn: Kontakte knüpfen, das Zeug kaufen und an einem sicheren Ort verstecken. Die in Leiden würden sich noch wundern.
    Er hatte ein Recht darauf. Ein Megaorgasmus der Allmacht, eine rosarote Fahrt im brandneuen Audi der AD-Spitzenklasse, den er sich ohne zu fragen von seinem Vater ausgeliehen hatte, weil er ja schlecht mit seinem zwanzig Jahre alten, klapprigen Saab bei dem Mafiaboss und dessen Leibwächtern hätte aufkreuzen können. Die ganze Szene auf dem Parkplatz erinnerte an einen Gangsterfilm, mit dem Mann, der nichts sagte, sondern nur beobachtete, wie er den Koffer auf der Motorhaube öffnete, sodass ein Unterboss das Geld nachzählen und gegen die weißen Päckchen austauschen konnte. Es wurde kein Wort gesprochen, alles ging reibungslos und effizient vonstatten, er gehörte dazu, niemand verzog eine Miene, als er eine Fingerspitze von dem Zeug über sein Zahnfleisch rieb. Mit dem Blick eines Kinobesuchers beobachtete er sich selbst, wie er knapp nickte, genau mit der richtigen Dosis Überheblichkeit. Er spielte die Hauptrolle.
    Nachdem die Transaktion gelaufen und das Zeug sicher versteckt war, hatte er sich im Auto eine ordentliche Linie von der kleinen Menge des Pulvers reingezogen, die er für sich selbst in einen Umschlag abgefüllt hatte. Er hatte keine Lust, nach Hause zu fahren. Er kurvte durch die Gegend auf der Suche nach einer Frau, um das Geschäft zu feiern, um die Euphorie der Macht noch weiter auszukosten. Den Orgasmus zu verlängern. Eine geile Blondine unter den Bäumen bot sich an. Sie hatte verdammt hübsche Brüste, unter dem rosa Pulli war nichts aufgepolstert oder unecht.
    Scheißnutte.
    Die Reifen des Audis knirschten auf der Auffahrt. Im Erdgeschoss brannte Licht, und ein unbekannter Renault war neben der Eingangstür geparkt. Die Garagentüren standen offen. Er manövrierte den Audi auf seinen Platz neben dem Honda seiner Mutter. Seine eigene Rostlaube stand draußen, neben dem Haus.
    Er hatte keine Lust, jemandem zu begegnen, er wollte nur noch auf sein Zimmer, ein Bad nehmen und sich darüber schwarzärgern, dass er nicht einfach gewartet und das Gefühl allein für sich im Bett genossen hatte, anstatt es zu einem Fiasko kommen zu lassen. An ihm hatte es nicht gelegen, er hatte dieses Problem noch nie gehabt, und der Stoff war garantiert auch nicht schuld, sonst könnten sie das Fest mit den zwanzig Weibern nämlich vergessen und hätten einen Haufen Kohle zum Fenster rausgeschmissen.
    Dreckshure.
    Er drehte leise den Schlüssel im Schloss und schlich durch den Hausflur, doch die Arbeitszimmertür seines Vaters schwang auf und die Lichter gingen an, bevor er die Treppe erreicht hatte.
    »Joris?«
    »Papa, ich bin müde, ich will ins Bett, ein andermal, okay?« Bei jeder anderen Gelegenheit hätte er sich bei seinem idiotischen »Papa, ich bin müde« ein Grinsen nicht verkneifen können.
    »Komm her!«
    Joris blieb stehen, die Hand auf das massive Treppengeländer gelegt. Die Wirkung der Droge war abgeklungen, und alle Geräusche klangen wieder normal. Trotzdem hörte sich die Stimme seines Vaters merkwürdig an. Sonst klang sie meistens wie die eines Menschen, der daran gewöhnt ist, Befehle zu erteilen, denen nicht widersprochen wurde, doch jetzt besaß sie einen unbekannten Unterton, ein leichtes Zittern, irgendetwas Beunruhigendes. Er hätte seinen Saab nehmen und sofort nach Leiden fahren sollen. »Geht es nicht morgen?«, fragte er matt.
    »Nein.«
    Sein Vater trat zur Seite, um ihn ins Arbeitszimmer hineinzulassen, doch nicht aus Höflichkeit, sondern weil er ihm dadurch jeden anderen Weg versperrte.
    Ein unbekannter Mann saß in einem der Armsessel vor dem Schreibtisch seines Vaters. Der Mann

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