Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie
bereits verheiratet?“
Der Anflug eines Stirnrunzelns verriet die Antwort, ehe sie über Christophers Lippen kam. „Natürlich nicht!“
Die Anspannung wich aus Annas Gliedern.
Christopher legte den Lappen fort und begann, Anna mit dem Handtuch abzutrocknen.
„Wirst du mir jetzt meine Frage ebenso wahrheitsgetreu beantworten?“
Anna zuckte mit den Schultern.
Christopher seufzte. „Warum hast du deine Meinung geändert?“
Die Erinnerung an ihre Beobachtungen, an Lady Suffolks Auffassung über Christopher und Lady Emily und an ihre eigenen Erfahrungen, kamen Anna wieder in den Sinn. Und damit auch die Wut und Enttäuschung.
„Man hat mir die Scheuklappen von den Augen genommen“, erklärte sie schlicht.
Christopher nickte langsam. Er fühlte, dass Anna nicht mehr sagen würde. Aber sie war zu ihm gekommen. Das war für den Moment alles, was zählte. Und sie stimmte zu, seine Gemahlin zu mimen.
Mit einer trägen Bewegung nahm er einen frischen Waschlappen, tauchte ihn in das parfümierte Wasser und wusch Annas Genitalien mit zärtlicher Vorsicht. Anna ließ es geschehen, und an der Art, wie sich ihre Brust hob und wie ihre Oberschenkel zuckten, erkannte er, dass es ihr nicht unangenehm war.
Schließlich erhob er sich und betrat mit der Waschschüssel den Nebenraum, den Anna für das Ankleidezimmer hielt. Er kehrte mit der leeren Schüssel zurück, goss frisches Wasser ein und wusch sich selbst mit gründlicher Effizienz. Erst dann kam er zu Anna ins Bett zurück.
Er schlüpfte zu ihr unter das Laken. Zitronenduft umschmeichelte Annas Sinne.
„Und jetzt?“, fragte Anna. Unruhe stieg in ihr auf. Und die Umarmung Christophers sorgte in keinster Weise dafür, dass sie sich entspannte.
Er streichelte ihre Arme. „Ganz ruhig, éméi !“
Sie unterdrückte ein Schaudern. Das Atmen fiel ihr schwer. Sie schüttelte Christopher ab und rückte an die entlegenste Ecke des Bettes. Die Überreste ihrer Kleidung lagen nutzlos am Boden. Sofern sie nicht nackt aus dem Haus liefe, war sie Christophers Gefangene.
Er seufzte und verließ das Bett. Nachdem er seine verstreut liegenden Kleider eingesammelt hatte, zog er sich an und ging zu einer Schatulle auf einem Tischchen. Er entnahm ihr einen Schlüssel und öffnete die Tür.
Anna starrte finster auf Christopher und den Schlüssel.
„Du hättest die Tür jederzeit öffnen können?“
„Selbstverständlich.“ Er erwiderte Annas zornigen Blick ungerührt. „Wärst du mit diesem Wissen denn nicht mit mir ins Bett gegangen?“
Annas Unmut verrauchte.
„Doch“, gestand sie.
Er läutete, und schon einen Moment später betrat die chinesische Dienerin mit gesenktem Kopf den Raum. Christopher wechselte ein paar Worte mit ihr, woraufhin sie nickend verschwand.
Er wandte sich an Anna. „Bao wird dir ein paar Sachen zum Anziehen bringen, bis deine Kleidung da ist. Long Tian wird Kleider und was du sonst noch benötigst aus deinem Haus holen.“
Für einen Moment regte sich Widerstand in Anna, dann erinnerte sie sich jedoch, dass sie offiziell bald als Christophers Ehefrau gelten würde.
„Wie wirst du es anstellen? Willst du einen Vikar bestechen?“
Anna erhob sich und hüllte sich dabei in das Betttuch, so gut es ging, um ihre Blöße zu bedecken.
Christopher sah das Feuer der Rebellion in Annas Blick aufflammen. Das und die dürftige Bedeckung ihrer weiblichen Reize mit dem weißen Laken, ließen erneut Lust durch seine Lenden strömen. Annas leidenschaftliche Reaktionen und das raue Vorspiel hatten ihn mehr erregt als alles, was er seit Langem erlebt hatte.
Nachdenklich musterte er Anna. Sie stand vor dem Fenster, sodass der hereinfallende Sonnenschein das dünne Tuch fast durchsichtig machte. Ihre dunklen Brustwarzen sprangen Christopher förmlich an. Er schluckte und wandte den Blick ab. Stattdessen starrte er auf die milchweiße Schulter, die aus dem Laken lugte. Er zwang sich, in ihr Gesicht zu sehen.
„Ich habe gedacht, am einfachsten wird es sein, für ein paar Tage zu verreisen. Wir könnten vorgeben, in Gretna Green geheiratet zu haben.“
Anna setzte sich an den Bettrand.
„Ist das nötig? Als mein letzter männlicher Verwandter liegt es doch in deiner Hand, ob und wen ich heirate …“ Sie verstummte und blinzelte. „Oh, jetzt verstehe ich. Wenn die Scharade beendet werden kann, lassen wir die Ehe wegen Illegalität annullieren.“
Christopher nickte. „Alles, was wir tun müssen, ist zu bezeugen, dass wir niemals die
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