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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Diesmal hatten es die chinesischen Diener Christophers mitbekommen und wer weiß, wie viele Dienstboten unsichtbar in dieser riesigen Villa umherwandelten.
    Als Anna mit Daniel zusammengewesen war, war nur die fieberkranke Caítlín im Haus anwesend. Anna presste ihre Hand an die Stirn. Sie wollte nicht an Daniel denken, das war Vergangenheit. Soweit sie wusste, lebte er heute zusammen mit seiner Frau in einem kleinen Städtchen im hintersten Winkel von  Cornwall.
    Christopher war der Mann, der ab jetzt in ihrem Leben zählte. Oder vielleicht auch nicht. Denn im Grunde war alles nur ein Spiel. Für Christopher zumindest. Er wollte eine Frau, ohne sich von den Ketten der Ehe einfangen zu lassen. Er begehrte Anna in seinem Bett.
    Beides war jetzt sein.
    Die Erinnerung an das wilde Liebesspiel ließ Hitze in Annas Wangen steigen. Sie hatte nicht erwartet, dass es so sein würde.
    Ihre Beobachtungen in der Bibliothek von Ellesmere Manor hatten nie gekannte Sehnsüchte in ihr geweckt, und es jagte ihr Furcht ein, dass sie derartige Gefühle in sich trug. Tagelang hatte sie mit sich und diesen verderbten Wünschen gerungen. Gerade als sie dachte, darüber hinweg zu sein, sezierte Lady Suffolk mit wenigen Worten all die Kleinkariertheit und Verlogenheit des ton aus der Fassade des schönen Scheins heraus.
    Anna schloss die Augen und holte tief Luft. Und ab da war alles, was sie je geschaffen hatte, alles, was sie ausmachte, zerbrochen und zerstückelt.
    Christopher weckte Empfindungen in ihr, die sie nie für möglich gehalten hätte. Und sie wollte mehr davon. Es machte ihr Angst, und gleichzeitig fühlte sie sich frei und ungehemmt wie nie zuvor in ihrem Leben.
     

justify
    Kapitel 6
     
    Solange du dem anderen sein Anderssein nicht verzeihen kannst, bist du noch weit weg vom Weg der Weisheit.
    Aus China
     
    Die Kutsche rumpelte über das Kopfsteinpflaster und schüttelte Anna ordentlich durch. Einen Moment lang fragte sich Anna, ob Caítlín ihr die Lüge abgenommen hatte, dass sie und Christopher vorhätten, durchzubrennen. Caítlín war von romantischer Natur, trotz ihres bodenständigen Benehmens. Wenn Anna ihr glaubhaft machen konnte, Christopher und sie hätten sich verliebt, dann wäre Caitlin die Erste, die ihr dies glauben würde.
    „Angst?“ Christopher musterte sie neugierig.
    Sie betrachtete ihn fragend. „Warum?“
    Christopher zuckte mit den Schultern. „Du wirkst so.“
    „Ich habe keine Furcht, es ist nur …“ Sie biss sich auf die Lippen. „Man sagt dir einen schlechten Ruf nach.“
    Christopher lehnte sich amüsiert zurück. „Tut man das, ja?“ Er wirkte kein bisschen betreten oder schuldbewusst. Im Gegenteil, er schien sich darüber zu freuen. „Was erzählt man sich denn?“
    Anna runzelte die Stirn. „Woher soll ich das wissen? Wohlerzogene junge Damen kann man mit solchen Informationen nicht belasten.“ Das war nur ein Teil der Wahrheit. Natürlich erzählte man jungen Ladys nicht alles, aber immer noch genug, dass sie nicht völlig im Unklaren waren. Dazu liebte der ton Klatsch und Tratsch viel zu sehr!
    „Also gut, vermutlich interessiert dich, was man über mich verbreitet und wie viel davon der Wahrheit entspricht.“
    Anna sah aus dem Kutschenfenster und beobachtete ein paar schmutzige Kinder, die auf einer Wiese herumtollten. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Christopher zu.
    „Um ehrlich zu sein, ja!“
    Christopher nickte. „Es würde helfen, wenn ich im Detail wüsste, was man über mich redet.“
    „Spiel mir nichts vor, ich sehe dir an der Nasenspitze an, dass du sehr wohl von den Gerüchten weißt.“
    Er verschränkte die Arme. „Also gut, ich werde dir ein paar Details erzählen.“
     
    Christopher lehnte sich zurück.
    Anna richtete sich auf und wartete sichtlich begierig auf seine Beichte.
    Die düstere, enge Kabine schien einen Moment lang ebenso erdrückend wie ein Beichtstuhl. Christopher überlegte kurz, ob und was er Anna verraten wollte.
    „Ich werde mich nicht mit Unwichtigem aufhalten, sondern nur das erzählen, was dich betreffen könnte“, erklärte er schließlich.
    Anna zog eine Augenbraue hoch und verzog spöttisch ihren Mund, nickte jedoch stumm.
    „Eins der Gerüchte besagt, ich hätte meinen Reichtum durch Lug und Betrug angehäuft, manchmal wird behauptet, auch mit Sklavenhandel. Ich kann dir versichern, dass ich Sklaverei nicht im Geringsten befürworte oder unterstütze. Außerdem bin ich überzeugtes Mitglied der Whigs.“
    Ein

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