Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tigermilch

Tigermilch

Titel: Tigermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie de Velasco
Vom Netzwerk:
deswegen tut er mir irgendwie leid.
    Jameelah zieht sich ihr Oberteil aus, springt aufs Bett und hüpft auf der Matratze herum. Ich schmeiße mein T-Shirt auf Jameelahs Sachen und springe zu ihr rauf. Unsere Köpfe fliegen abwechselnd in die Höhe. Der Typ steht vor uns, glotzt und nippt ab und zu vorsichtig an seiner Tigermlich.
    Komm hoch, schreit Jameelah, hier ist die Luft viel besser.
    Mit seinen großen Füßen tastet er sich vorsichtig auf der Matratze vor, dabei kann ich ganz genau sehen, dass sein zweiter Zeh länger ist als sein dicker Zeh. Er sagt irgendwas, aber ich kann nicht verstehen, was, die Musik ist zu laut. Ich greife schnell nach seiner Hand, damit er nicht einknickt und runterfällt, kurz frage ich mich, ob das wohl am zweiten langen Zeh liegt, das mit dem Gleichgewicht. Mama hat mal irgendwas gesagt, über Leute mit langen zweiten Zehen, ich weiß nicht mehr, was, aber es war was Schlimmes, so was wie Menschen mit langen zweiten Zehen sterben früher, aber das war es nicht, eben nur so was Ähnliches. Mama sagt oft Sachen, die sich schlimm anfühlen. Mama sagt, dass Papa damals, als er abgehauen ist, ihren Verlobungsring mitgenommen hat, den mit dem grünen Stein in der Mitte, der war echt, der hat seiner Mutter gehört, das sagt Mama jedes Mal, wenn sie wieder von dem Ring anfängt, sie sagt, der war echt und dass Papa den Ring mitgenommen hat, um ihn seiner neuen Frau zu schenken, und dann fängt sie an zu weinen, und dann sagt sie, so was macht man doch nicht, sie sagt es so, als ob das mit dem Ring, dass der weg ist, dass Papa ihn mitgenommen hat, viel schlimmer ist als das mit Papa überhaupt.
    Wir hüpfen zu ohrenbetäubend lauter Musik auf der Matratze herum. Der Typ zieht mich zu sich heran.
    Du hast so schöne Haare, so blond, schreit er mir ins Ohr, so laut, dass es schmerzt.
    Er versucht nach meinen fliegenden Strähnen zu greifen, und da küsse ich ihn, und er fasst mir an den Hintern. Jameelah hüpft auf ihre Knie und zieht den Typen mit hinunter, sie öffnet seinen Gürtel und zieht ihm die Jeans aus, er trägt Boxershorts, die halb mit runterrutschen, irgendwie sieht das schön aus, auch die Wölbung, wo man seinen Ständer sehen kann. Jameelah nimmt einen großen Schluck Tigermilch und lässt die ganze Suppe auf seinen Oberkörper tropfen. Sie beugt sich über ihn und schlürft langsam an ihm herum, er schlingt seine langen Beine um sie, und dann küssen sie sich, und ich nehme zwei von den Seidenschals und binde seine Arme an das Bettgestell. Wir knutschen abwechselnd mit ihm rum, und nach und nach ziehen wir uns alles aus, bis auf unsere Strümpfe. Jameelah fesselt seine Beine an das andere Ende vom Gitter, ihre Strümpfe sind ganz nach unten gerutscht, ich weiß nicht, wieso, ich möchte sie ihr hochziehen, aber sie macht genau das Gegenteil, sie zieht sich die Strümpfe aus, irgendwo darin hat sie das Kondom versteckt, sie reißt die Verpackung auf, es ist knallrot. Ich frage mich, wonach es wohl schmeckt, es muss nach was Rotem schmecken, denke ich noch, Erdbeer oder Kirsch, aber dann steckt Jameelah sich das Kondom mit dem Zipfel nach innen in den Mund, und es wird ernst. Wir nehmen das große weiße Laken, das zerknüddelt am anderen Ende des Betts liegt und legen es so um den Typen herum, dass nur noch sein Ständer zu sehen ist, wie bei einer Operation, wo alles mit diesem grünen Stoff abgedeckt wird, nur nicht die Stelle, an der operiert wird, die ist ganz rosa. Der Typ liegt vollkommen still da, als hätten wir ihm eine Narkose verpasst.
    Man kann etwas lernen von diesen Männern, Jameelah meint, es ist, wie wenn man Medizin studiert. Zuerst schneidet man Frösche auf, dann Tote und erst am Ende richtige lebende Menschen, so macht man das im Studium. Wir müssen üben, für später, für das echte Leben, irgendwann mal müssen wir ja wissen, wie alles geht. Wir müssen wissen, wie alles geht, damit uns keiner was kann.

Es ist gerade mal Nachmittag, das heißt noch ein bisschen früh für den Planet, aber nach Hause gehen wär jetzt irgendwie komisch, also fahren wir zur Wilmersdorfer, wir laufen die Fußgängerzone runter, rein in die Arkaden und runter zum Kaufland. Wir kaufen jede Menge Yum Yum, Kuhfleckenkuchen, Schleckpulver, süße Milchmädchenmilch aus der Tube und außerdem Rumtrüffelcremeriesen, die mag Nico so gern. Wir zahlen mit Jameelahs Fünfziger, dann laufen wir rüber zum Planet.
    Der Planet ist eine große, ziemlich hässliche Betonkugel, gleich

Weitere Kostenlose Bücher