Time to Die - Stirb noch einmal
er erneut wählte. Mailbox.
Geh schon dran, du Schlampe! Die Bombe ist schließlich nicht in deinem Büro hochgegangen. So leicht kommst du mir nicht davon! Du wirst noch richtig leiden, bevor du stirbst.
Beim dritten Versuch nahm sie schließlich ab. “Hallo?”
Ihre Stimme zitterte. Gut. Sie hatte sich immerhin ordentlich erschreckt.
Durch ein Taschentuch und mit verstellter Stimme raunte er: “Das war erst der Anfang. Der Anfang vom Ende, für dich und Cara Bedell und Helping Hands. Ich warne dich. Ich warne dich. Deine Zeit zu sterben ist schon bald gekommen.”
“Wer ist da? Wer sind Sie? Haben Sie …”
Er legte auf. Sie sollte sich ruhig Sorgen machen. Sie sollte lernen, was es hieß, um sein Leben zu fürchten.
Wann immer es seine Zeit erlaubte, versuchte Deke Bronson, am Mittwoch im Hauptquartier der Dundee Private Security and Investigation Agency im Zentrum von Atlanta vorbeizuschauen. Mittwochs brachte nämlich die Büroleiterin Daisy Holbrook meist ein selbst gekochtes Mittagessen für die gesamte Belegschaft mit in die Firma. Die Agenten nannten Daisy liebevoll
Miss Multitasking
: Sie tat immer mehrere Dinge gleichzeitig und erledigte trotzdem all ihre Aufgaben perfekt und pünktlich. Dabei war Daisy gar nicht der mütterliche Typ, den man vielleicht erwartet hätte. Im Gegenteil: Sie war jung und sehr attraktiv, ein wenig füllig, mit großen braunen Augen und einem gewinnenden Wesen. Jeder liebte Daisy, sogar Sawyer McNamara, der Geschäftsführer von Dundee. Und mit ihm war für gewöhnlich nicht gut Kirschen essen.
“Riecht es hier etwa nach Chili?”, fragte Lucie Evans, als sie die Mitarbeiterlounge betrat.
“Nach Chili und nach selbst gebackenem Maisbrot”, antwortete Deke, der sich gerade eine große Portion von Daisys liebevoll zubereitetem Mittagessen in eine Suppenschüssel schaufelte.
“Und Apfel-Streusel-Kuchen zum Nachtisch”, fügte Geoff hinzu.
“Im Gefrierfach steht Vanilleeis für den Kuchen”, warf Daisy ein. Sie schnitt gerade zwei große Laiber Maisbrot an – eines mit Chilis und eines ohne.
Geoff legte einen Arm um Daisys Schulter und küsste sie herzhaft auf die Wange. “Du weißt wirklich, wie man einen Mann glücklich macht, meine Süße.”
Daisy errötete. Jeder bei Dundee – jeder außer Geoff – wusste, dass Daisy bis über beide Ohren in den früheren Geheimagenten verliebt war. Deke hatte sich schon oft überlegt, ob er seinen ahnungslosen britischen Freund über die offensichtliche Zuneigung, die ihm entgegengebracht wurde, aufklären sollte. Da er aber nicht zu jener Art von Männern gehörte, die sich ins Privatleben anderer einmischten, hatte er nie etwas gesagt. Außerdem hätte Geoff dann wohl aufgehört, so hemmungslos mit Daisy zu flirten, und damit all ihre Hoffnungen und Träume zerstört. Die arme Daisy! Sie musste doch wissen, dass ein Mann wie Geoff sich niemals fest binden würde, auch nicht an so ein liebreizendes Geschöpf wie sie.
Deke wählte den kleineren der beiden runden Tische, stellte seine Schale mit Chili ab und machte es sich auf einem der gepolsterten Stühle bequem. Eigentlich war heute sein freier Tag, aber um nichts in der Welt hätte er Daisys Kochkünste versäumen wollen.
“Sind wohl nur wir heute”, stellte Geoff fest.
Tatsächlich waren Geoff und Lucy neben Deke die einzigen anwesenden Agenten. Alle anderen schienen unterwegs zu sein.
“Ich muss morgen früh los”, seufzte Lucie. “Zu einem dieser langweiligen Aufträge, die sonst keiner wollte.”
Geoff und Deke verdrehten die Augen, während Daisy Lucie mitleidig anlächelte.
Es war ein offenes Geheimnis, dass Sawyer ihr immer die unbegehrtesten Aufträge übertrug. Warum das so war und warum Lucie es hinnahm, wusste nur die beiden selbst. Alle bei Dundee wussten von dem Kleinkrieg zwischen dem Chef und der eigenwilligen Rothaarigen, aber niemand wusste, wann und warum er begonnen hatte. Vor Jahren waren sie beide FBI-Agenten gewesen. Wahrscheinlich war damals irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen, das ihr Verhältnis für immer getrübt hatte.
Während Lucie und Geoff sich zu Deke gesellten, machte Daisy ein Tablett mit Mittagessen zurecht. Als sie damit auf die Tür zusteuerte, fragte Lucie: “Wo willst du denn hin?”
“Mr. McNamara hat gebeten, ihm etwas zu essen in sein Büro zu bringen”, antwortete Daisy.
“Der ist sich wohl zu gut dafür, mit dem einfachen Volk zu speisen”, empörte sich Lucie, sprang mit einer energischen
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