Time Travel Inc. - Fast Forward (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)
keine Frage. Aber in dieser Sache ließ der Professor nicht mit sich spaßen. Warum also forderte Tommy es so heraus?
Tom sagte inzwischen keinen Ton mehr und das anfänglich entspannte Mittagessen mutierte zur unangenehmen, irgendwie künstlichen Situation. Schnell aß ich meinen Teller leer und rief den Kellner zu uns. Wir zahlten und machten uns auf den Weg zurück ins Labor. Zwar redeten wir auf dem Rückweg über verschiedene Dinge, doch die Stimmung war irgendwie aufgesetzt. Künstlich, wie zwischen zwei Fremden. Ich versuchte, mich nicht zu sehr damit zu beschäftigen. Vermutlich hatte Tom sich da einfach in etwas verrannt. Es würde vergehen und ich hatte ohnehin noch viel zu tun. Heute Abend wollte ich mit den Vorbereitungen fertig sein. Morgen könnte ich dann den Rest des Teams über meine Ausarbeitung aufklären und dann ging es auch schon bald los.
Zwei Tage später war ich gerade dabei, mir vor dem Spiegel im Bad die Haare zu schneiden, als John plötzlich hinter mir stand. Da sich meine Mähne mal wieder gegen jegliche Bändigung sträubte, hatte ich keine Lust, mich in eine Unterhaltung über Zeitreisen und Computerprogramme verwickeln zu lassen. Ich benötigte meine gesamte Konzentration, um mir nicht versehentlich in die Finger zu schneiden.
»Wieso zum Teufel machst du das selber?«, fragte er belustigt und beobachtete mich dabei, wie ich verzweifelt versuchte, meine langen Haare mit einem winzigen Kamm zu bändigen.
»Es geht schneller und kostet nichts. Außerdem hatte ich schon ein oder zwei schlimme Erlebnisse beim Frisör, das kannst du mir glauben!«
Mit Grauen dachte ich an den verschnittenen Pony von 2010. Das würde mir nicht noch einmal passieren!
»Also am Geld dürfte es inzwischen wohl nicht mehr liegen«, erwiderte er schelmisch und machte Anstalten, mich von hinten zu umarmen.
»Nicht!«, rief ich, »ich bin hier mitten bei der Sache. Tu mir einen Gefallen und verschwinde einfach!«
Doch zu spät. Er hatte mir bereits die Schere aus der Hand genommen und verschloss mir die Lippen mit einem eindringlichen Kuss. An meine Haare verschwendete ich keinen weiteren Gedanken mehr. Küssend und über herumliegende Dinge stolpernd bewegten wir uns in Richtung Schlafzimmer. Kurz vor der geöffneten Tür hielt er jedoch inne, nahm meine Hand und zog mich zu der Treppe, über welche man auf den Dachboden gelangte. Dieser war zwar ausgebaut, jedoch kein sonderlich romantischer Ort, um das zu tun, was wir offenbar vorhatten. Fragend hob ich eine Augenbraue und wollte protestieren, doch er hob den Zeigefinger und bedeutete mir still zu sein. Was hatte er vor? Neugierig folgte ich ihm und meine Verwirrung nahm nicht ab, als wir auf dem Dachboden angelangt waren und vor dem Fenster stehen blieben. Zielstrebig öffnete John es und kletterte einfach hinaus. Nun war ich völlig perplex. Was sollte das hier werden? Schon kam seine Hand zum Vorschein und forderte mich winkend auf, ihm zu folgen. Ich ergriff sie und hievte mich durch das Fenster auf unser Dach. Gerade wollte ich einen blöden Scherz machen, als mir der Atem stockte. Vor mir bot sich ein Anblick, der jeden Zweifel an dieser seltsamen Aktion zunichtemachte. John war hinter mir dabei, an seinem iPod, der sich angeschlossen an zwei kleine Lautsprecherboxen auf einem der Giebel befand, herumzudrücken, und schon erklang Musik. Dann zog er mich zwei Schritte vorwärts und wir ließen uns, auf der bereitliegenden Decke nieder. Er hatte das Dach mit Lampions geschmückt. Es waren gerade so viele, dass man noch nicht von Übertreibung reden konnte. Neben uns entdeckte ich eine Flasche Wein, frisches Brot, Oliven, Käse und Erdbeeren. Offenbar hatte er an alles gedacht. Die Luft war trotz der frühen Jahreszeit mild und die Sonne war eben im Begriff unterzugehen. Ich war sprachlos. Scheinbar hatte John dies registriert und schaute mich leicht verunsichert an.
»Zu viel?«, fragte er vorsichtig.
»Nein«, erwiderte ich gerührt, »es ist perfekt!«
Er wirkte unruhig und irgendwie gar nicht in romantischer Stimmung. Sein Blick wechselte mehrmals die Richtung, während er etwas ungeschickt mit der Weinflasche hantierte. Ich konnte es spüren. Er hatte mir etwas Wichtiges zu sagen. Nun wurde auch ich nervös. Was hatte er vor?
»Leana«, begann er, »ich habe es mir nicht anmerken lassen, aber unser letzter gemeinsamer Zeitsprung hat mir eine Heidenangst eingejagt, und um ehrlich zu sein, bin ich nicht scharf darauf, dieses Erlebnis zu
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