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Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)

Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition)

Titel: Time Travel Inc. - Rewind (Die Zeitreise Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Newman
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verriegelte ich schnell die Tür. Endlich Ruhe! Nicht, dass es oben im Salon laut gewesen war. Doch die ständige Gefahr enttarnt zu werden, angesprochen zu werden, von wildfremden Menschen aus einer anderen Zeit, das war irgendwie anstrengend. Ich war froh, wenn ich einmal ein paar Minuten in der Abgeschiedenheit eines Zimmers, oder wie in diesem Fall, in einer der komfortablen Suiten der Aquitania verbringen konnte. Unwillkürlich musste ich an die armen Männer unten im Heizraum denken. An Deck waren die, für diese Jahreszeit recht sommerlichen Temperaturen , ganz gut zu ertragen, aber in der Hitze dort unten musste es brutal sein. Abgesehen davon fand ich die Vorstellung, unterhalb der Meeresoberfläche zu arbeiten, als ungemein befremdlich.
    Ich warf mich auf das Bett und schloss für einen Moment die Augen. Im Geiste ging ich die nächste Etappe meiner Reise durch. In New York würde ich sicher ein paar neue Kleider kaufen müssen. Die Mode war anhand unserer vorhergegangenen Recherchen zwar gut einzuschätzen gewesen, aber vor Ort sah das Ganze oftmals anders aus. Da Damenhosen so langsam im Kommen waren, würde ich mir ein oder zwei Paar zulegen. Wer konnte schon wissen, was im Wilden Westen auf mich zukam? Ich ging zwar nicht davon aus, dass ich Kühe zusammentreiben oder Schweineställe säubern müsste, aber ich wollte zumindest flexibel sein. Ein paar Hosen wären da sicher nützlich. Außerdem wollte ich mir noch eine Waffe zulegen. Nicht, dass ich ernsthaft vorhatte, sie zu gebrauchen, aber als allein reisende Frau fiel man über kurz oder lang einfach auf. Ich wollte mich, soweit möglich, sicher fühlen.
    Draußen ertönte ein Signal. Es wurde nun wirklich Zeit, sich für den Lunch umzuziehen. Langsam und unter brummenden Protestlauten klaubte ich mich vom Bett auf in Richtung Koffer, um mir etwas Passendes herauszusuchen.
     
    Ich betrat den Speisesaal und schaute mich vorsichtig um. Ich wollte um jeden Preis verhindern, dem gesprächigen Mr. Carter erneut über den Weg zu laufen. Außerdem war praktisch jeder atmende Mensch eine potenzielle Gefahr für meine sorgsam gehütete Identität.
    Der große Saal war in Weiß, Gold und Pastelltönen gehalten und damit ganz im Stil Ludwigs des XVI. In regelmäßigen Abständen standen Tische, welche Platz für je vier Personen boten. Auf jedem Tisch fanden sich teuerste Gedecke und ein hübsches Blumenarrangement. Die Stühle waren golden verziert und mit leuchtend blauem Stoff bezogen. Ich fühlte mich jedes Mal wie eine Prinzessin, wenn ich diesen Raum betrat.
    Im 21. Jahrhundert reiste man weitaus weniger pompös. Grimmig dachte ich an den seelenlosen Hotelbunker, in dem ich einmal während einer Reise durch Bulgarien genächtigt hatte. Dagegen war dieser opulente Raum das Paradies.
    Glücklicherweise hatte ich am gestrigen Tag ein sehr liebenswertes Ehepaar kennengelernt. Sie stellten nicht viele Fragen, was leider zum größten Teil daran lag, dass sie nur zu gern über sich selbst redeten. Aber lieber gab ich mich einem langweiligen Essen hin, als permanent darauf achten zu müssen, wer sich zu mir setzte und was ich von mir preisgeben durfte.
    Ich steuerte also auf unseren Tisch zu, als ich bemerkte, dass wir heute nicht allein speisen würden. Da saß er. Mr. Carter, mit dem Rücken zu mir. Umkehren konnte ich nicht mehr. Mrs. Fairchild hatte mich bereits entdeckt. Also ergab ich mich meinem Schicksal und setzte mich. Ganz Gentleman rückte mir Mr. Carter den Stuhl zurecht. Obwohl er sicher 15 Jahre älter war als ich, fand ich ihn recht attraktiv. Seine blau-grauen Augen wirkten freundlich und obwohl ich nicht schon wieder über meine Herkunft sprechen wollte, war es angenehm, neben ihm zu sitzen. Scheinbar waren die drei gerade in eine äußerst interessante Unterhaltung vertieft gewesen.
    »Leana, meine Liebste«, hauchte Mrs. Fairchild, »Sie glauben ja nicht, was uns Mr. Carter soeben erzählt hat. Er war auf der Titanic! Als sie unterging, war er dort! Ist das nicht aufregend? Ich kann es kaum fassen! Dieser mutige, mutige Mann hat das Desaster tatsächlich überlebt!« Das überraschte mich nun schon etwas. Ich hatte einen langweiligen Börsenbericht oder den neuesten Schiffs-Tratsch erwartet, nicht jedoch eine solch spannende Offenbarung.
    »Oh, wie interessant! Erzählen Sie weiter, Mr. Carter. Es war nicht meine Absicht, Sie zu unterbrechen«, forderte ich ihn höflich auf.
    »Aber nein, ich freue mich doch, Sie zu sehen, Miss Whitman.

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