TimeRiders 03: Der Pandora Code
»Waldsteins Kampagne gegen Zeitreisen fand in der Ãffentlichkeit breite Unterstützung. Es ist nur logisch anzunehmen, dass ein fanatischer Anhänger Waldsteins, dem es gelang, in der Zeit zurück, in die Vergangenheit, zu reisen, Chan ermorden wollte. Auf diese Weise würde er ihn rückwirkend daran hindern, seine Dissertation zu schreiben und den theoretischen Grundstein für die Zeitreisen zu legen, und dadurch bewirken, dass die dafür erforderliche Technologie nicht erfunden wird.«
Als sie geendet hatte, war es auf der Lichtung so still, dass man nur das sanfte Rauschen der Blätter und den fernen, hohen Schrei irgendeines Urwaldtiers hörte. Es war Mr Whitmore, der das Schweigen brach. »Ja, okay, eine faszinierende Geschichte. Aber was ist gerade eben passiert? Wo sind wir und wie kommen wir wieder zurück?«
Becks Lider flatterten einige Sekunden. »Die geografischen Positionskoordinaten haben sich nicht verändert. Wir sind genau dort, wo wir uns vor der Explosion befanden.«
»Ach, Schwachsinn!«, widersprach Juan. »Hier gibt es keinen solchen Dschungel. Nicht hier in Texas.«
»Doch, wir sind noch am selben Ort«, sagte Liam. »Nicht das wo , sondern das wann hat sich geändert, stimmtâs?«
»Positiv.« Liam verpasste Becks einen leichten RippenstoÃ. »Ja«, verbesserte sie sich.
»Und wenn Franklyn recht hat, würde das bedeuten, dass wir 65 Millionen Jahre weit in die Vergangenheit gereist sind«, warf Mr Whitmore ein. Er lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines himmelblauen Hemds, das unter den Armen bereits dunkle SchweiÃflecken aufwies.
»Yep, das kommt ungefähr hin«, bestätigte Liam mit einem schwachen Lächeln.
Der Techniker, der die Explosion überlebt hatte und mit ihnen in die Vergangenheit geschleudert worden war, schüttelte den gesenkten Kopf. »Dann haben wir jetzt aber echte Probleme, Mann.«
Liam wollte eigentlich etwas in der Art sagen, dass er sich schon in ähnlichen Situationen befunden hatte, dass es für sie möglicherweise einen Weg zurück aus der Vergangenheit gab, und dass sie zumindest eine genetisch verbesserte, äuÃerst effiziente Kampfeinheit bei sich hatten, in die ein Computer aus der Zukunft eingebaut war. Dann aber überlegte er es sich anders, weil er annahm, dass dies vielleicht doch mehr Informationen waren, als die Zeitreisenden wider Willen im Augenblick verkraften konnten.
Mr Kelly zog sein lädiertes Leinenjackett aus. Das Hemd, das darunter zum Vorschein kam, war mindestens ebenso verschwitzt wie das des Lehrers. »So, und was machen wir jetzt?«
Wieder einmal richteten sich alle Blicke auf Liam.
Oh Jessas ⦠Was ist denn jetzt los? Bin ich jetzt etwa der Anführer?
Es sah ganz so aus, als würden Becks und er sich nicht unauffällig davonstehlen können, sondern sich stattdessen die Verantwortung für die anderen aufhalsen müssten. Liam seufzte. »Ãberleben«, sagte er schlieÃlich, als Antwort auf Mr Kellys Frage. »Ich glaube, wir sollten besser anfangen, uns darüber Gedanken zu machen. Sie wissen schon, Wasser, Essen, Waffen, irgendeine Form von Lager. Alles andere ⦠was auch immer es sein mag ⦠na ja, darüber können wir uns später auch noch den Kopf zerbrechen.«
24
65 Mio. Jahre v. Chr. Urwald
Nachdem er schon eine ganze Weile mit einer improvisierten Machete â ein Metallstreifen, der vermutlich Teil des Reaktorgehäuses gewesen war, mit einem Griff aus dicken Blättern und darum herumgewickelten Schnürsenkeln â Lianen und Bambusrohre abgehackt hatte, gönnte sich Howard eine Pause. AuÃer seiner besaÃen sie inzwischen acht weitere Macheten aus Teilen des Reaktors, die sich mit ihnen gemeinsam in der Vergangenheit materialisiert hatten, und diese selbst gebastelten Buschmesser erwiesen sich als überraschend hilfreich.
Juan, der Latino, arbeitete in seiner Nähe, während auf der anderen Seite der Lichtung, wie er im hitzeflimmernden Mittagslicht sehen konnte, einige andere damit beschäftigt waren, aus Bambusrohren Speere herzustellen.
»Das ist doch Schwachsinn, Mann«, murmelte Juan, der seinem Blick gefolgt war. »Mit den Zahnstochern da werden wir gar nichts töten können.«
Howard nickte müde und grunzte irgendetwas, was als Antwort durchgehen konnte. Sein Blick aber ruhte auf Chan, der
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