TimeRiders 03: Der Pandora Code

neben diesem seltsamen rothaarigen Mädchen stand und ungeschickt versuchte, das Ende eines Stocks anzuspitzen. Sie und dieser Ire … Sie hatten behauptet, Becks und Liam zu heißen, aber wenn sie wirklich Undercoveragenten aus dem Jahr 2001 waren, dann waren das vermutlich Decknamen.
    Was mochte das für eine Agentur sein, von der sie gesprochen hatten? Wer hatte sie geschickt?
    Soweit Howard wusste, war keine Regierung der Welt offiziell im Besitz funktionierender Zeitreisen-Technologie. Inoffiziell hatten die mächtigsten Nationen – die Chinesische Föderation, der Europäische Block und die Vereinigten Staaten von Amerika – natürlich ihre eigenen Forschungen durchgeführt, und waren dabei wohl erfolgreich gewesen. Und diese beiden mussten Agenten sein, die beauftragt worden waren, Chan zu beschützen.
    Der irische Junge schien das Kommando übernommen zu haben und Whitmore, Kelly und Gomez, der Techniker, hatten wohl ihren Segen dazu gegeben. Was Howard betraf, so war er froh, dass er seine Rolle weiterspielen konnte. Froh darüber, weiterhin der schüchterne, junge Lenny Baumgardner zu sein, ein Highschoolschüler mit Vorzeigenoten. Das machte im Moment alles einfacher. Schließlich ging es jetzt vor allem ums Überleben, und um das, was dafür in erster Linie notwendig war: Nahrung, Wasser und ein schützender Unterschlupf.
    Aber was auch immer geschah: Sein eigentliches Ziel musste die Mission bleiben, mit der er beauftragt worden war: Das Leben des jungen Edward Chan zu beenden, um sicherzustellen, dass er nicht zu dem brillanten, 26-jährigen Mathematiker werden konnte, der diese einmaligen, bahnbrechenden Theorien entwickelte. Ein Genie wie das Chans war selten; so etwas kam vielleicht nur einmal in einer Generation oder sogar nur einmal in einem Jahrhundert vor.
    Chans wissenschaftliche Arbeit würde das Leben aller Menschen so verändern, wie es einst Einsteins Erkenntnisse taten. Oder eigentlich sogar noch stärker.
    Ohne Chans veröffentlichte Dissertation wäre aus dem berühmten Waldstein vielleicht nur ein unbekannter Hobbyerfinder geworden, der in seiner Garage vor sich hin werkelte. Während die Welt im Jahr 2055 düsteren Zeiten entgegensah, in denen Wasser, Nahrung und Energie auf einer hoffnungslos überbevölkerten Erde immer knapper wurden und die globale Erwärmung dramatische Dimensionen annahm, würde zumindest die Geschichte unbehelligt bleiben, und die Menschheit würde nicht mit Dimensionen herumspielen, die zu begreifen sie nicht im entferntesten Sinne imstande war; Dimensionen, die alles , auch das Unvorstellbarste, in sich bergen konnten.
    Nur weil eine Tür geöffnet werden kann … muss man sie nicht unbedingt öffnen.
    Aber Chan war jetzt hier – und nicht im Jahr 2033, und davon, dass er die Menschheit in die Lage versetzte, den größten Fehler in ihrer Geschichte zu begehen, war er 65 Millionen Jahre weit entfernt. Howard fragte sich, ob er seinen Auftrag damit vielleicht sogar als erfüllt ansehen konnte. Musste er ihn jetzt trotzdem noch töten? Schließlich hatte die Explosion, die vermutlich durch irgendetwas ausgelöst worden war, das mit den beiden Agenten zu tun hatte – vielleicht einen Nebeneffekt der Zeitreisen und der durch sie entstehenden Energiefelder – sie weit in die Vergangenheit hineingeschleudert. Mit Sicherheit weit über die Reichweite jedes derzeit gerade entwickelten Zeitmaschinen-Prototyps hinaus. Wie sollten andere überhaupt erfahren, wo sie gelandet waren? In einem Zeitraum von 65 Millionen Jahren! Wie eine Nadel im Heuhaufen. Oder eigentlich mehr wie eine Nadel in einer bis unters Dach mit Heu gefüllten Scheune.
    Los, such mal ein Jahr aus … vielleicht hast du ja Glück.
    Er grinste. Es ist vollbracht. Die Welt ist gerettet. Es ist vorbei.
    Das war eine gewaltige Erleichterung. Alles, worüber er jetzt nur noch nachzudenken brauchte, war das Überleben an sich. Das Überleben hier in diesem Dschungel, in dem sie keine andere Gesellschaft hatten als übergroße Libellen und all das, was es an riesigen Kreidezeit-Insekten und sonstigen Geschöpfen hier noch geben mochte. Und außerdem waren da natürlich noch eine Handvoll Kids und ein paar Männer, die eigentlich etwas mehr Mumm hätten zeigen sollen.
    Howard hatte seinen Beitrag zur Rettung der Menschheit geleistet. Jetzt ging es darum, noch eine Zeit lang am