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Timm Thalers Puppen

Timm Thalers Puppen

Titel: Timm Thalers Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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hebt ihn ab von anderem Dreck ringsum, wenn er in Anatolien herumliegt. Aber in Gold gebettet und mit goldenen Lettern als »jungfräuliche Erde Anatoliens« angeboten, als Mittel, das die Erde fruchtbar macht, das die goldschimmernden Orangen reifen läßt und bläuliche Oliven, kurz, vorgeführt als das, was es bewirkt, wirkt unser Dreck kostbarer noch als Gold. Wenn Sie mich fragen: Müll im Juweliergeschäft – denn wie Sie wissen, werden wir auch Müll verwenden – wenn sie mich fragen: Müll im Juweliergeschäft, dann antworte ich: Ja, Müll im Juweliergeschäft! Abfall – das sollte überall bekannt sein –
    , Abfall wird erst durch Rahmen schön. Ich rate zu der vorgeschlagenen Allianz mit dem Juwelenhandel. Sie werden sehen, daß beide Seiten davon profitieren.«
    Und beide Seiten profitierten wirklich davon. Das Geschäft mit Odu-Dünger wurde so erfolgreich, daß kein Geringerer als Tiburtius Schark, der große alte Mann der Kunstdünger-Branche, sich einen Herrn der Detektivagentur Meyer-
    Stromberg kommen ließ und ihn beauftragte, die Firma Odu-Dünger zu beschatten.
    »Was die jungfräuliche Erde Anatoliens angeht«, sagte Tiburtius Schark zu dem Herrn, »so wissen wir, um was es sich dabei handelt. Sie kommt zwar nicht direkt aus Anatolien, doch aus der Nähe. Sie ist auch eigentlich nicht Erde, sondern eher Kali. Aber man kann sie trotzdem so wie diese Leute nennen, wenn man will. Die Erde jedenfalls ist nicht unser Problem. Unser Problem, Herr Detektiv, sind die organischen Zusätze zu dieser Erde und ein Katalysator, den diese Firma zur Düngerherstellung benutzt. Die organischen Bestandteile werden, so scheint es, über den Hafen von Venedig
    umgeschlagen. Reisen Sie auf unsere Kosten nach Venedig, und bringen Sie uns die Liste der organischen Bestandteile mit.«
    Die Detektivagentur Meyer-Stromberg, in Fachkreisen als Meyer-Stromlinie bekannt, schickte hierauf den fähigsten ihrer Detektive, einen der Inhaber, genannt Big Meyer, nach Venedig. Und um den Zweck der Reise zu verschleiern, nahm Detektiv Big Meyer die Familie mit, Frau Eis-Marie und Söhnchen Archimedes, die beide schon darin geübt waren, unangenehme Leute von Big Meyers detektivischen
    Zickzackwegen abzulenken, und die zuweilen auch bei
    Nachforschungen halfen.
    Was Detektiv Big Meyer schon am ersten Tag
    herausbekam, war, daß gewisse glänzend graue Barkassen, die die Kanäle befuhren, mit der (hier Condu genannten) DüngerFirma zu tun hatten und daß gewisse riesige Behälter, mit irgendeiner trag platschenden Flüssigkeit gefüllt, gleichfalls den Weg zur Düngerfirma fanden. Was Detektiv Big Meyer nicht sogleich herausbekam, war, was die Barkassen und die Behälter enthielten.
    Das aber wußte schon am zweiten Tag sein Söhnchen
    Archimedes: Die grauen Barkassen, erfuhr Big Meyer,
    befördern Venedigs Müll. Und in den Behältern befand sich, wie Archimedes sagte, »hauptsächlich Scheiße«.
    »Das Ergebnis meiner Ermittlungen«, sagte Big Meyer am Abend des dritten Tages zu Frau und Sohn, »das Ergebnis meiner Ermittlungen ist also, daß die »erlesenen organischen Bestandteile« des Odu-Düngers schlicht aus dem Müll und der Kloake Venedigs stammen. Ein seltsames Ergebnis.«
    »Aber ob die Kloake und der Müll von einer einzigen Stadt denn ausreichen, um all den Dünger herzustellen, den diese Riesenfirma braucht?« fragte Frau Eis-Marie.
    Ebendiese Frage stellte sich die Düngerfirma Odu (oder Condu, wie sie in Italien hieß) seit längerem auch. Und zur Beantwortung der Frage hatte sie sich an den großen alten Mann der Konkurrenz gewandt, an Tiburtius Schark.
    Der Detektiv Big Meyer sollte das erfahren, als er schon am fünften Tag nach Ermittlungsbeginn Tiburtius Schark mit dem Ergebnis seiner Detektivarbeit bekannt machte.
    »Was da in Gold so edel und erlesen angeboten wird«, sagte Big Meyer, »stammt aus dem Müll und der Kloake von
    Venedig.«
    Er glaubte, daß Tiburtius Schark jetzt lachen würde; doch er irrte sich. Der große alte Mann der Kunstdünger-Branche schnippte von einer Zigarre mit einem silbernen Schnipper die Spitze ab, beleckte vorsichtig das andere Ende, steckte sich langsam die Zigarre in den Mund, zündete sie umständlich an und sagte: »Es kommt, Herr Detektiv, immer auf den Aspekt an, unter dem man etwas sieht. Wenn man aus Müll und Kot, dank eines genial entwickelten Katalysators, Dünger herstellt, der auch ein guter Dünger ist, dann handelt es sich schon nicht mehr um Müll und Kot,

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