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Timm Thalers Puppen

Timm Thalers Puppen

Titel: Timm Thalers Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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Kreschimir, den ich zuletzt gesehen hatte, als er sechs Jahre alt gewesen war.
    Der Junge kannte mich aber nur noch dem Namen nach. Ich hatte ja die Geschichte vom verkauften Lachen
    aufgeschrieben, in der der Held Timm Thaler heißt. Im übrigen schien mir der Junge etwas aufgeregt zu sein.
    Als er sich zu uns setzte, fragte ich: »Bist du eigentlich nach Kreschimir aus der Geschichte benannt?«
    »Klar«, sagte er. »Sie kennen die Geschichte ja. Sie haben sie ja aufgeschrieben. Wollen Sie nicht eine Fortsetzung schreiben?«
    Diesmal war die Aufregung in seiner Stimme unüberhörbar.
    »Eine Fortsetzung?« fragte ich und blickte Timm Thaler an.
    »Ist irgendwas Aufregendes passiert?«
    »Nichts, Boy«, sagte Timm Thaler. »Ich spiele an
    wechselnden Orten noch immer Marionettentheater.«
    »Aber der Baron ist hier«, platzte Krescho heraus. Und nun war klar, warum er so aufgeregt war.
    Timm aber fragte ganz gelassen: »Der Baron ist hier? Wer hat dir das erzählt?«
    »Mein Tennispartner Guido. Der weiß es von seinem
    älteren Bruder, der zur See fährt. Er trägt noch immer einen karierten Anzug, sagt er, und eine riesengroße Sonnenbrille.«
    Timm lächelte. »Er ist mir also wieder einmal nah, der Herr Baron. Ich habe ihn seit der Geschichte mit Nele ganz aus den Augen verloren. Es scheint, daß er sich hinter den Geschäften neuerdings versteckt. Früher hat er damit geprahlt: So ändern sich die Zeiten.«
    Der Kellner kam, weil Krescho ihn gerufen hatte, und der Junge bestellte in gar nicht so üblem Italienisch Vanille- und Schokoladeeis.
    Als der Kellner ging, sagte ich zu Timm: »Mir ist der Baron inzwischen zweimal über den Weg gelaufen, bei einer
    Yachtfahrt zwischen griechischen Inseln und in
    Aufzeichnungen, die man mir auf der Insel Gran Canaria überreicht hat. Nun scheine ich ihm hier in Venedig schon wieder zu begegnen.«
    »Und wieder mit mir zusammen, wie zu der Zeit, als wir Nele geholfen haben«, sagte Timm. Er sagte es gelassen.
    Krescho schien es zu wundern, daß sein Vater so gelassen war. »Meinst du nicht, daß dich der Baron beschattet?« fragte er halblaut.
    Timm lachte, aber breit und überlegen, nicht mehr so kullernd wie als Kind und junger Mann. »Warum sollte der Baron mich hier beschatten?« fragte er. »Wir haben keinerlei Geschäfte miteinander. Aber ich bin gespannt, ob er sich zeigt.
    Wenn man vom Teufel spricht, heißt es, dann kommt er auch.«
    In diesem Augenblick erschien rechts vor uns auf der Promenade ein hagerer Herr mit einer großen Sonnenbrille. Er trug einen Anzug, den man kariert nennen kann, weil es ein Glencheckanzug war, ein schwarzweißer, dessen sich
    kreuzende Fäden Karos ergeben.
    »Kleidet er sich jetzt wieder so wie früher?« fragte ich verblüfft und sah Timm Thaler an.
    Timm blickte nach rechts, nickte und grüßte dann mit einem zweiten Kopfnicken den hageren Herrn, der sonnenbebrillt herübersah und Timm mit einer angedeuteten Verbeugung ebenfalls grüßte. Dann war der Mann sehr rasch zwischen Kiosken und Leuten verschwunden.
    Krescho, der vor Aufregung nicht geatmet hatte, stieß nun den Atem aus und sagte: »Das war er also.«
    »Ich sagte ja«, bemerkte Timm und lachte, »wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er.«
    Es war noch früher Nachmittag, als wir dort saßen. Das Meer war blau, und das Stück Strand, das ich vom Cafe aus sehen konnte, war kaum belebt und lud zum Sonnen ein.
    So schlug ich, da ich nicht mehr ruhig auf meinem Stuhle sitzen konnte, den beiden vor, ins Meer zu springen und uns danach im Sand zu sonnen. Die Badehose trug ich schon am Leib, weil ich nach dem Besuch beim Kapitän am Strand Venedigs hatte baden wollen.
    Den beiden war mein Vorschlag recht. So ging ich mit Timm zum Strand hinunter, während Krescho zum gemieteten Bungalow radelte, um Badetücher zu holen.
    Als Timm und ich dann in Badehosen im warmen Sande
    lagen, fragte ich: »Meinst du, der Baron ist zufällig hier?«
    Timm zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen, Boy.
    Die Tage des Wohlstands sind ja jetzt vorüber. Kann sein, daß der Baron sie wiederholen möchte, am liebsten bis in alle Ewigkeit, und daß er böse wird, wenn man den Wohlstand schmäht.«
    »Schmähst du den Wohlstand denn in deinen Stücken?
    Besser als Armut ist er immerhin.«
    »Ich zeige, wie der Wohlstand funktioniert«, gab Timm zur Antwort. »Da sieht er nicht so golden und rosa aus wie in den dicken Warenhaus-Katalogen. Irgendwer zahlt ja immer für Wohlstands-Klimbim. Und

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