Timoken und der Trank der Unsterblichkeit
schließlich auf Timoken. „Auf Wiedersehen“, sagte sie. „Und viel Glück.“ Bevor noch irgendjemand etwas tun oder sagen konnte, trat sie durch die Hoftür und verschwand.
Nur einen Moment nach Beris überstürztem Aufbruch erschienen zwei vornehm gekleidete Herren im Hofeingang.
„Die Waisenkinder haben uns erzählt, dass die Gefahr vorüber sei“, sagte der Jüngere von beiden.
„Die Waisenkinder?“, fragte Timoken.
„Ja, leider gibt es viel zu viele von ihnen in unserer Stadt“, erwiderte der ältere Mann. „Ihr habt sie bestimmt nicht bemerkt, aber sie haben beobachtet, was hier geschehen ist.“
„Wir sind gekommen, um euch zu gratulieren und zu danken.“ Der jüngere Mann trug zwar vornehme Kleidung, doch sein Gesicht wirkte wie das eines Abenteurers. Er hatte schwarze Locken und in seinem linken Ohr trug er einen Ohrring. „Ich glaube, dass einer von euc h … wie soll ich es ausdrücke n … ein Magier ist?“
„Mein Bruder, Timoken.“ Zobayda hob stolz den Arm ihres Bruders in die Höhe.
Zu Timokens Überraschung verbeugten sich die beiden Männer jetzt vor ihm und stellten sich als Francisco Padilla, das war der Ältere der beiden, und Juan Pizarro vor. Sie erzählten, dass sie wohlhabende Kaufleute seien und sich geehrt fühlten, wenn sie ihm und seinen Freunden ein Festmahl bereiten könnten. Es müsse jedoch in aller Stille abgehalten werden, weil die Stadt um den großen und unschätzbar tapferen Soldaten Esteban Díaz trauere. Aus diesem Grund könnten auch weder die Stadtbewohner noch irgendein Würdenträger der Stadt das Festmahl ausrichten.
„Aber ihr alle“, sagte Francisco und wandte sich der Gruppe zu, „werdet mit dem besten Essen versorgt, das wir zu bieten haben. Bedienstete warten auf euch und jeder bekommt ein Bett in meinem Haus.“
Timoken dankte Francisco für seine Gastfreundschaft. Er freue sich auf das Festmahl, sagte er, aber er würde lieber im Haus seiner Schwester übernachten, für seine Freunde, die Briten, könne er jedoch nicht antworten.
„Briten?“, fragte Juan Pizarro mit verdutztem Blick. „Dann sind sie sehr weit weg von ihrer Heimat.“
„Sie wurden entführt“, erklärte Timoken. „Aber sie möchten natürlich so schnell wie möglich in ihr Heimatland zurückkehren. Und ic h …“, er sah Zobayda dabei an, „ich wollte mit ihnen gehen, aber jetz t …“
„Ich bin immer noch für jedes Abenteuer zu haben, Timoken“, verkündete Zobayda kurzerhand. „Nichts kann uns jetzt mehr trennen.“
Diesmal wirkten die Briten ziemlich verwirrt. Sie konnten zwar ein paar Worte Spanisch, aber es reichte nicht, um zu verstehen, worüber die anderen sprachen. Timoken übersetzte schnell für sie und konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als er von dem Festmahl berichtete, denn die Augen seiner vier Freunde weiteten sich vor lauter Begeisterung und Mabon rieb sich sogar vor Freude den Bauch.
Während Timoken übersetzte, strich sich Juan Pizarro gedankenverloren über den Bart und meldete sich plötzlich zu Wort. „Ich besitze ein Schiff. Es segelt in sieben Tagen Richtung Norden. Es hat Seide und Teppiche für Britannien geladen und könnte euch mitnehmen. Aber ihr müsstet die Stadt morgen mit dem ersten Sonnenstrahl verlassen.“
Als Timoken das den anderen übersetzte, stießen sie laute Jubelrufe aus und umarmten einander überschwänglich.
„Es werden ausgeruhte Pferde für euch bereitstehen“, fuhr Juan fort. „Ihr könnt sie am Hafen zurücklassen. Mein Freund Pedro wird sie später zurückbringen.“
„Habt vielen Dank, abe r …“, Timoken zögerte, bevor er fortfuhr, „ich habe ein Kamel, das ich nicht zurücklassen kann.“
„Ein Kamel. Ah, stimmt, es wird in meinem Stall versorgt.“ Juan zog die Stirn in Falten und strich sich wieder über den Bart. „Nun, ich fürchte, der Kapitän wird es nicht an Bord lassen.“
„Ich werde ihn schon dazu überreden“, entgegnete Timoken zuversichtlich.
An diesem Abend saßen die fünf Freunde und Zobayda bei einem Festmahl zusammen, das sie sich üppiger nicht hätten vorstellen können. Es gab Schüsseln voller Feigen, Schalen mit Früchten, von denen die Briten noch nie im Leben etwas gehört hatten, Platten mit gefülltem und gebackenem Fisch, jede Art von Fleisch, eingelegte Eier, Käse, der neben knusprigem Brot aufgeschichtet war, sowie Schüsseln voller Mandelspekulatius und bergeweise köstlich gewürzten Kuchen.
„Das ist sogar besser als das Essen unseres
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