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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Eine
Brillantkette und dazu passende Ohrringe. Das bringe ich meiner Freundin mit.«
    »Katja glaubt, Wunder was sie
dir wert ist. Wenn die wüsste, dass du mit der Knarre einkaufst statt mit
deiner Kreditkarte.«
    »Sie weiß es aber nicht«,
grinste Algirdas und wandte sich zur Tür.

4. Promis
und verschämte Kunden
     
    Tim öffnete den kleinen Leinenbeutel
und schüttelte den Ohrring heraus. Gaby hatte sich gebückt und streichelte
Oskar. Tim hielt den Ohrring auf der Handfläche und schnupperte daran.
    »Er riecht nach nichts, Pfote.
Nicht nach dir, nicht nach Seifenlauge, nicht nach verdautem Hundefutter.«

    »Was hast du denn erwartet? Ich
habe ihn gründlich gereinigt.«
    Tim nickte und betrachtete den
Schaden. Nur der Steckstift war abgebrochen. »Hast du Oskars Zähne untersucht?
Nicht dass der Stift in einem Zwischenraum steckt. Oder unser Vierbeiner sich
was von einem Zahn abgebrochen hat.«
    »Alles okay. Oskar könnte für
eine Zahnpasta werben.« Tim schob den Ohrschmuck in den Beutel zurück, den er
Pfote dann gab. Sie standen vor der Glockner’ sehen Adresse. Es war früher
Nachmittag. Tim hatte seine Freundin abgeholt und für seine Verhältnisse
ziemlich viel Geld im Portmonee, nämlich 100 Euro. Das würde hoffentlich
reichen für die Reparatur und für einen Blazer aus zweiter Hand. Schwarz oder
dunkelblau sollte er sein, zweireihig und mit Seidenfutter.
    »Ich habe schon bei Carlo Biju
angerufen, Pfote, ihm gesagt, dass der Stift abgebrochen ist und wir jetzt
kommen. Und ich habe ihm gesagt, dass ich die Kosten übernehme.«
    Gaby seufzte. »Verwöhn mich
nicht so! Was hat er geantwortet?«
    »Er hat gelacht und gemeint,
dass wir uns deshalb keine Sorgen machen sollten. Wahrscheinlich macht er’s
wirklich umsonst. Und wir dürfen ihn dann nicht kränken, indem wir auf einer
Rechnung bestehen.«
    Gaby zuckte die Achseln und
pustete gegen ihre Ponyfransen. Oskar schnappte in die Luft und verfehlte knapp
eine vorbeisirrende Schmeißfliege. Dann wurde er von Gaby in die Wohnung
zurückgebracht, denn bei einem Geschäftsbummel dieser Art hätte er sich nur
gelangweilt.
    Das Juweliergeschäft von Carlo
Biju befand sich in der Fußgängerzone, unweit vom Alten Rathaus. Dort brodelt
die Millionenstadt zu jeder Jahreszeit und nahezu rund um die Uhr. Hier in der
breiten Prinzgemahl-Straße und allen schmäleren Nebenstraßen sind zahllose
Geschäfte und etliche Kaufhäuser. Jede dritte Tür mit einladend geölten Angeln
führt in ein Restaurant. Kleinkinder, die hier verloren gehen, werden im
günstigsten Fall auf dem Polizeirevier abgegeben. Finden würde man sie im
Menschengewühl nie. Radwege sind auf das Pflaster gemalt. Fußgänger tun gut
daran, dort nicht zu wandeln. Denn die meisten Radfahrer pesen an, als ginge es
ums gelbe Trikot.
    Tim und Gaby standen vor Bijus
Schaufenster und bewunderten die Auslagen. Eine Brillantkette funkelte, bildete
mit den dazu passenden Ohrringen ein Set (Zusammengehöriges). Carlo Biju
hatte kein Preisschild angebracht.
    Wahrscheinlich ist das Ganze Verhandlungssache,
dachte Tim.
    »Oh! Ist die Kette schön!«,
rief Gaby. »Ein Kunstwerk! Die Ohrringe sind auch ganz toll. Aber meine
gefallen mir besser.«
    »Danke, Pfote.« Er fasste einen
Entschluss. »Diese oder eine ähnliche Kette werde ich dir von meinem ersten
Gehalt kaufen — also in etwa zehn oder zwölf Jahren.«
    Gaby lachte. »Dann müsstest du
aber als Boss eines Weltkonzerns starten. Im Übrigen, Häuptling, muss man ja
nicht alles haben, was schön ist. Prunk und Protz sind was für Angeber. Aber
ich habe noch keinen glücklichen Angeber gesehen.«
    Tim grinste. »Je schöner ein
Hals, umso weniger Kette hat er nötig. Also müsstest du immer mit nacktem Hals
gehen. Andererseits liebe ich Ohrringe an dir, obwohl du entzückende Ohren
hast. Aber Schmuck schmückt nun mal, wie der Name schon sagt.«
    »Lass uns reingehen, Häuptling.
Im Moment ist kein Kunde da.«
    Erfreut wurden sie von Carlo
Biju begrüßt. Er war ein älterer Herr mit schütterem Haar und goldgeränderter
Brille. Er trug eine rote Weste zum schmucken Hemd und eine onyxschwarze (Onyx = Halbedelstein) Fliege. Lächelnd betrachtete er Gabys Ohrring.
    »Wie hast du denn das gemacht,
Gaby? Dich doch hoffentlich nicht dabei verletzt.«
    »Äh... nein. Er ist mir
runtergefallen. Aus Kopf — , beziehungsweise Ohrhöhe. Und dann auf Stein.«
    »Ich war dabei«, meinte Tim,
»aber so in Gabys Anblick versunken, dass ich zu spät reagiert

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