Tina Turner - Die Biografie
das Gefühl, er könne mich beschützen. Genau diese Art von Mädchen bin ich. Wenn ich mit dir ins Bett gehe, giltst du für mich als mein Freund. Am Anfang war es keine Liebe, ich liebte jemand anderen“, behauptet sie. (5)
Und wie konnte sie je darauf hoffen, dass es ihr gelingen würde, ihn zu verlassen und es auf eigene Faust zu versuchen? Sie wusste nichts über das Musikgeschäft. „Ich konnte ja nichts anderes – und kannte auch niemand anderen. Und ich wollte eben singen.“ (1)
War es denn SO verführerisch, auf der Bühne zu stehen und sich wie ein Star zu fühlen, machte das denn dermaßen süchtig? Tina erklärt: „Ja, am Anfang, da war das alles SEHR aufregend, denn auf der Bühne zu singen, also eigentlich dieses Gefühl, auf die Bühne zu gehen und zu singen, war das, was wahrscheinlich jeder – zumindest recht viele Leute – gerne einmal machen würden, um genau das zu spüren. Und so war das am Anfang auch: einfach fantastisch!“ (16)
Tina zufolge festigte die Beziehung, die sie und Ike nun hatten, zum einen ihre bereits bestehende Verbindung und führte gleichzeitig dazu, dass das ursprünglich freundschaftliche Verhältnis durch diese Veränderung von Beginn an zum Scheitern verurteilt war: „Wir waren eng befreundet und das Ganze wurde dadurch ruiniert, dass unser Verhältnis sozusagen zu einer richtigen Beziehung wurde.“ (12)
Gegen Ende des Jahres 1959, kurz vor Anbruch der 1960er, war „Little Ann“ schwanger und emotional hin- und hergerissen. Doch zugleich fühlte sie sich wie ein richtiger Star, wenn sie auf der Bühne stand und vor einer jubelnden Menge sang. Obwohl sie ihre Beziehung zu Ike als „Sucht“ beschrieb, bestand die wahre Droge für sie nicht in der Liebe zu Turner. Es war vielmehr Annas Liebe zu ihren musikalischen Auftritten, wonach sie süchtig war. Nun hatte sie es im Blut. Von jetzt an gab es kein Zurück mehr.
Ike Turner und die Kings of Rhythm tourten zusammen mit „Little Ann“ durch die Region St. Louis. Sie genossen große Popularität – allerdings nur als örtliche Bar-Band. Das war noch weit entfernt von jeglichem Erfolg im Mainstream-Bereich. Die Gruppe brauchte irgendetwas, wodurch sie sich von anderen Bands unterschied. Außerdem brauchten sie diese schwer zu erreichende und doch so unendlich wichtige Sache: einen Plattenhit.
Die Platte, mit der alles begann, war schließlich ein Song namens „A Fool In Love“. Er wurde allerdings nicht für „Little Ann“, sondern für einen Sänger mit dem Namen Art Lassiter geschrieben. Während Ike den Song schrieb und ihn mit Lassiter einstudierte, war Anna an seiner Seite. Dadurch kannte sie das Stück bereits in- und auswendig, als das Aufnahmedatum näher rückte.
Ike erinnerte sich daran, dass er Lassiter 80 Dollar lieh, damit dieser sich für sein Auto neue Reifen kaufen konnte. Dann buchte Ike das Technosonic Recording Studio um „A Fool In Love“ aufzunehmen, bei dem Art als Leadsänger fungieren sollte. Der festgelegte Aufnahmetermin kam, doch von Art Lassiter fehlte jede Spur. Anscheinend hatte er sich die 80 Dollar geschnappt, die Reifen gekauft und war dann in entgegengesetzter Richtung mit seinen brandneuen Gratis-Reifen davongebraust.
In der Zwischenzeit saßen Ike, die Band und Anna im Aufnahmestudio. Das Studio war gebucht und bezahlt. Sie mussten also irgendetwas machen. Ike entschied sich dafür, den Song aufzunehmen, Annas Stimme auf die eine und die Band auf die andere Tonspur zu setzen. Auf diese Weise konnte er, wenn Lassiter auftauchte, Annas Stimme wieder entfernen und den Song wie ursprünglich geplant aufnehmen.
Lassiter ließ sich jedoch nie wieder blicken und Ike ging mit der Aufnahme Klinken putzen, um eine Plattenfirma zu finden, die ihn herausbrachte. Er spielte ihn dem Radiomoderator eines lokalen Radiosenders in St. Louis vor und dieser schickte seinerseits Kopien des Songs zu verschiedenen Plattenlabels. Die Resonanz darauf war äußerst positiv und letztendlich sorgte er dafür, dass Ike einen Plattenvertrag für eine Single bei dem in New York ansässigen Label Sue Records bekam.
Da er panische Angst davor hatte, dass „Little Ann“ ihn verlassen könnte, beschloss er, einen neuen Künstlernamen zu finden, den man auf die Platte setzen konnte.
Tina erzählte, wie sie zu ihrem neuen Namen kam: „Schwarze Frauen waren damals sehr kräftig, mit breiten Hüften und so. Ich hingegen war sehr klein und zierlich, darum nannte er mich ‚Little Ann‘. Als meine
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