Tina und Tini 09 - Geisterstimmen im Park
dem Fensterbrett Platz nehmen, den Jüngeren würde das sicher nichts ausmachen.
Im Eßsaal klapperte Geschirr. Da bauten die beiden eigens für diesen großen Tag engagierten Kellner das kalte Büfett auf. Schon wieder klingelte die Türglocke. Sicher kam wieder ein Blumenstrauß. Tobbi ging nach draußen, um zu sehen, ob jemand öffnete.
Ein rundlicher kleiner Herr mit spärlichem Haarwuchs betrat die Halle und schaute sich verlegen um.
„Oh, ich sehe, ich komme zu früh! Ich fürchte, ich habe mich in der Zeit geirrt“, sagte er und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel.
„Das macht doch nichts“, sagte Tobbi und begrüßte den Gast höflich. „Der Empfang beginnt zwar erst in einer halben Stunde, aber vielleicht wollen Sie so lange draußen auf der Veranda Platz nehmen — oder einen Spaziergang durch den Park machen?“
„Eine gute Idee, ja, da störe ich sicher niemanden.“
Tobbi geleitete den wohlbeleibten kleinen Herrn bis zur Terrassentür und ging zurück ins Haus. An ihm vorbei huschte mit hochrotem Gesicht Frau Neumann, auf dem Arm einen Stapel weißer Tischtücher. Welch ein Trubel — und wie hatte sich das einsame alte Haus verändert!
„Tobbi? Frau Hofer bittet dich, vorn am Tor aufzupassen, daß die Besucher alle einen Parkplatz bekommen. Sie sollen in die Einfahrt des Nachbargrundstücks fahren.“
„Ist gut, ich kümmere mich darum. Da ist übrigens eben ein Gast gekommen — ich habe ihn auf die Terrasse geführt.“
Frau Neumann warf einen Blick nach draußen.
„Oh, der Herr Bürgermeister!“
„Er hatte sich in der Zeit geirrt, er will ein bißchen im Park Spazierengehen, bis es losgeht.“
„Frau Hofer ist bald fertig, ich sage ihr Bescheid.“
Frau Neumann lief ins Eßzimmer hinüber, und Tobbi begab sich auf seinen Posten am Tor.
„Wir dürfen nicht vergessen, das Tonbandgerät abzubauen, Frau Hofer hat mich extra darum gebeten, es Tobbi zu sagen. Wo steckt er denn schon wieder?“ fragte Tini.
„Wieso, ist das Gerät immer noch draußen?“
„Sie hat doch der Polizei heute morgen noch einmal die ganze Geschichte vorspielen müssen. Na komm, das können wir auch allein.“
Tina und Tini rannten nach draußen, wo hinter der Terrassenmauer das Tonbandgerät verborgen war.
„Ist es nun aus- oder angestellt? Kennst du dich mit diesen Knöpfen aus?“ fragte Tina.
„Ein bißchen. Warte, wir müssen zuerst das Band zurücklaufen lassen. Hm — war das nun dieser Knopf oder dieser? Ich glaube der hier — versuchen wir’s mal. Da summt etwas, ja, das muß er sein“, murmelte Tini.
Im Park unter der Birke erschrak der kleine rundliche Bürgermeister zu Tode. „Das muß er sein“, hatte da eben jemand hinter ihm geflüstert.
„Wie bitte?“ fragte der Bürgermeister und drehte sich einmal um die eigene Achse, obgleich er sicher war, niemanden in seiner Nähe gesehen zu haben.
„Das dauert jetzt ein bißchen“, murmelte die Birke.
Der Bürgermeister blickte irritiert nach oben.
„Wer ist denn das da?“ fragte Tini und zeigte auf den rundlichen kleinen Herrn im Park.
„Den kennst du nicht? Das ist doch unser Bürgermeister.“
Mit hochgezogenen Schultern, als säße ihm ein böser Geist im Nacken, ließ der Bürgermeister schließlich zur Terrasse hinüber, stürmte die Treppe hinauf und verschwand im Haus.
„Herr Bürgermeister! Ist Ihnen nicht gut?“ fragte Frau Neumann, als sie ihn — grün im Gesicht — auf einen Stuhl sinken sah.
„Eh... ich weiß nicht recht... ist wohl die Sonne... hätten Sie vielleicht ein Glas Wasser für mich?“ ächzte der kleine Mann.
„Ich bringe es Ihnen sofort.“
Draußen bog Tobbi um die Ecke und sah kopfschüttelnd auf die Mädchen.
„Muß das ganze Viertel euer Privatgespräch über den Bürgermeister hören? Was zum Teufel treibt ihr denn da?“
„Was schon — wir haben das Tonband zurücklaufen lassen.“
„Aber das ist doch nicht der Knopf! Den Knopf da mußt du drücken! So ist das Mikrofon eingeschaltet!“
Jetzt war es an Tina und Tini, blaß zu werden.
„Der Ärmste! Da haben wir ja schön was angerichtet! Wir müssen nachher besonders nett zu ihm sein“, sagte Tina.
„Beeilt euch, die Gäste kommen schon, der Saal ist bereits halb voll. Gib her.“
Tobbi ergriff das Kabel und rollte es auf, dann klappte er das Tonbandgerät zu und verstaute beides im Keller, während die Mädchen davonstürmten, um ihren Dienst als Platzanweiserinnen zu übernehmen.
Bald war der Salon
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