Tina und Tini suchen den geheimnisvollen Schatz
müssen.“
„Warum müßt ihr denn von hier fort?“ fragte der Junge. „Habt ihr kein Geld mehr? Kann Vater euch nicht helfen?“
„Sieh mal, Tobbi, dieser Besitz ist groß, und es kostet viel Geld, ihn in Ordnung zu halten. Das würde auch für deinen Vater zuviel Geld bedeuten. Unsere Familie hatte seit langem viel Pech — wenn ich es recht bedenke, seit damals, als der Greilingschatz verlorenging.“
„Ein Schatz? Ein Familienschatz? Davon habe ich nie etwas gehört.“
Da vernahmen sie Tinas und Tinis Stimme: „Hier steckt er!“ Sie kamen in den Garten gerannt und riefen: „Fang ihn, Oliver.“
Aber Tobbi wehrte ab. „Laßt das jetzt! Großmutter hat mir eben eine seltsame Geschichte erzählt — vom Greilingschatz.“
Eine seltsame Geschichte
Nun staunten die anderen. Sie setzten sich neben die alte Dame und bettelten: „Erzähle, Großmutter, erzähle!“
„Der Greilingschatz kam vor ungefähr zweihundertfünfzig Jahren durch einen Abenteurer aus Indien hierher. Der Abenteurer hieß Robin Greiling und hatte einem indischen Fürsten eine lange Zeit gedient und für ihn schließlich einen wichtigen Auftrag erfüllt. Deshalb beschenkte der Fürst Robin großzügig, ehe er wieder nach Hause fuhr.“
„Mit was für Geschenken?“ fragte Tina.
„Mit Perlenketten, mit wunderbar gefaßten Edelsteinen und einem goldenen Becher, der mit Rubinen und Saphiren besetzt ist“, berichtete die Großmutter. „In Großvaters Bibliothek gibt es ein ganzes Buch über den Schatz.“
„Das muß ich lesen“, rief Tobbi sofort.
„Und dieser Schatz“, erzählte die Großmutter weiter, „war lange Zeit in der Familie Greiling. Dann gab es einen Krieg, einen Bürgerkrieg. Ihr wißt ja, was das ist.“
„Freilich“, antwortete Oliver. „Da kämpfen Menschen im eigenen Land, aus dem gleichen Volk gegeneinander. Mein Vater sagt, das sei die allerschlimmste Art von Krieg.“
„Das stimmt.“ Die Großmutter nickte. „Und in diesem Krieg hatten die Greilings Angst um ihren Schatz. Deshalb nahm der alte Tobias Greiling — ja, Tobbi, er hieß genau wie du, und ich finde sogar, daß du ihm ähnlich siehst —, dieser alte Tobias also nahm eines Tages den Schatz, um ihn an einer sicheren Stelle zu verstecken. Er verließ damit das Haus — und kam nie wieder zurück.“
„Ist ihm etwas zugestoßen?“ fragte Tobbi überrascht.
„Niemand weiß das. Wahrscheinlich wurde er von den Feinden getötet. Jedenfalls wurde der Schatz nie mehr gefunden, und keiner hörte je wieder davon.“
„Was meinst du, was geschehen ist?“ fragte Tobbi.
„Entweder hat Tobias Greiling ihn irgendwo in Sicherheit gebracht, wo er nie mehr gefunden wurde, und er starb, bevor er jemandem etwas darüber sagen konnte. Oder die Feinde nahmen ihm den Schatz schon vorher ab. Aber das glaube ich nicht recht. Sonst würde gewiß jemand etwas davon gesehen haben, und es wäre früher oder später darüber gesprochen worden.“
„Großmutter! Willst du damit sagen, daß er vielleicht heute noch irgendwo versteckt liegt?“ fragte Tina erstaunt.
„Manchmal denke ich so. Als der indische Fürst eurem Ur-Ur-Ur-Urgroßvater den Schatz gab, sagte er ihm: ,Glück , Gesundheit und Reichtum werden bei deiner Familie bleiben, solange aus dem goldenen Becher getrunken wird. Aber wenn er eines Tages verlorengeht, werden diese Gaben verschwinden.’“
„Das klingt wie ein Märchen“, meinte Tina zu ihrer Freundin gewandt. „Und geschah es dann wirklich so, Großmutter?“
„Eigentlich schon“, antwortete sie. „Ich glaube sonst nicht an solche Geschichten von Glück oder Unglück — aber seit der Schatz verschwand, hatten die Greilings tatsächlich viel Unglück. Jahr für Jahr verloren sie Geld. Es gab Krankheiten und andere Sorgen — und nun haben Großvater und ich so wenig Geld, daß wir den alten Besitz aufgeben und anderswo leben müssen.“
„Wäre ich nur schon groß und verdiente Geld genug“, rief Oliver. „Ich würde euch gleich helfen.“
„So lange können wir aber nicht warten“, sagte die Großmutter und lächelte traurig. „Wir müssen auf jeden Fall vor dem Herbst verkaufen. Und jetzt bietet man uns einen guten Preis, da müssen wir zufassen. Sie wollen auch den angrenzenden Hof mit übernehmen.“
„Ich möchte gern das Buch sehen, das von dem Schatz erzählt“, sagte Tina.
„Ich zeige es euch, wenn wir ins Haus gehen“, versprach die Großmutter.
An diesem Abend steckten die vier Kinder ihre
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