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Tine

Tine

Titel: Tine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Leben esse ich Schnecken. Eigentlich schmecke ich nur die würzige Kräuterbutter, die ich mit viel Baguette als »unverschämt köstlich« beschreibe und Lust auf mehr macht. Auf unseren Spaziergängen greift Ansgar nach meiner Hand und wenn er mich zwischendurch in den Arm nimmt, sein Gesicht in meinem Haar vergräbt, dann höre ich ihn leise aufstöhnen. Er will auch nicht, dass wir uns schon trennen.
   »Du hast noch Urlaub? Wie lange?«
   »Noch eine Woche. Dann geht es zurück in meinen öden Job.«
   »Öde?«
   »Komplett öde!«
   »Warum machst du ihn dann noch?«
   »Weil ich von meinem Hobby nicht leben könnte. Nicht in Hamburg. Das Leben in der Hansestadt ist teuer.«
   »Das Leben ist zu kurz, um seine Träume immer wieder aufzuschieben.«
   »Wovon träumst du?«
   »Ich habe keine Träume und auch keine guten Vorsätze. Ich handle einfach, ohne Zeit zu verlieren. Deshalb fliege ich heute Abend auch nicht nach Frankfurt zurück, sondern komme mit zu dir nach Hamburg. Wenn du es willst.«
Ob ich will? Nichts lieber als das.

Franka holt uns vom Flughafen ab. Sie weiß noch nichts von meinem Begleiter. Auf ihr dummes Gesicht bin ich richtig gespannt. Auf dem Weg zum Wagen zischelt sie mir zu, dass man sich eine Flasche Wein als Souvenir aus dem Urlaub mitbringt und nicht jedes Mal einen Kerl. Ich lache. Denn ganz Unrecht hat sie nicht. Mein letztes Urlaubssouvenir war Toni. Aber Ansgar ist nun wirklich kein Vergleich zu meinem Ex. Er beruhigt sie und verspricht, dass unser Schummelmanöver unter uns bleibt. Sichtlich entspannter fährt sie uns nach Eppendorf zu meiner Wohnung. Den Vorschlag, noch auf einen Drink mit uns nach oben zu kommen, schlägt sie aus.
   »Melde dich bei Jette. Sie hat schon seit drei Tagen Nudelwasser am Kochen und erwartet dich zur großen Berichterstattung.«
Ansgar sagt, er mag Pasta und so sage ich unseren Besuch für den nächsten Tag fest bei ihr zu. Während ich meinen Kühlschrank nach Essbarem untersuche, schaut er sich in meiner Wohnung um.
   »Vierzehn Sessel? Du scheinst einen großen Bekanntenkreis zu haben. Oder warum hast du so viele Sitzgelegenheiten?«
   »Sechs davon sind schon verkauft. Ich werde mich nächste Woche von ihnen trennen müssen. Aber nun sag schon. Wie findest du es?«
   »Bunt! Außergewöhnlich. Unverkennbar Tine Haller.«
   »Heißt das, es gefällt dir?«
   »Ich liebe es! Und du solltest nicht länger zögern und dich damit selbstständig machen.«
   »Ach, Ansgar. Ich bin ganz allein für mich verantwortlich. Wenn es nicht klappt, dann bin ich meinen Job los und werde kurz über lang zum Sozialfall.«
   »Genau. Du bist nur für dich verantwortlich. Keine Kinder für die du die Verantwortung trägst. Du hast also die besten Voraussetzungen. Und wenn es wider Erwarten nicht klappt, dann bekommst du mit deinen Fähigkeiten überall wieder einen Job.«
   »Etwa als Erntehelferin?«
   »Ein Angebot liegt dir doch schon vor«, lacht er und nimmt mich in den Arm. Leise flüstere ich in sein Ohr, dass ich weder etwas zu Essen noch zu Trinken im Hause habe. In solchen Fällen kehre ich üblicherweise bei Leo ein, dem Wirt von der Kneipe ums Eck. Ich nenne sein Lokal respektvoll »Mein Esszimmer«. Für einen Single lohnt sich das Einkaufen und Kochen nicht und seine kleinen Gerichte von der täglich wechselnden Karte sind bezahlbar und lecker. Meistens.

Ich werde mit einem lauten »Hey« begrüßt. Tonya, die Bedienung fragt »Wie immer oder die Karte?« Ich bestelle mir Roastbeef mit Bratkartoffeln und ein kleines Pils. Ansgar schließt sich meiner Bestellung an und staunt über die vielen Gäste, die mich mit »Hallo« und »Seit wann bist du zurück?«, begrüßen. Er will wissen, wer die ganzen Kerle sind, die ständig vom Tresen zu uns rüber schauen.
   »Stammgäste. Nachbarn. Bekannte, halt.«
   »Und sind auch ehemalige Liebhaber darunter?«
   »Ja, alle. Bis auf Leo. Der ist schwul. Ansonsten war ich mit allen in den Federn. Du weißt ja, ich lasse mich schnell überreden. Das war ein Scherz, Ansgar! Nun schau doch nicht so böse!«
   »Du hast einen komischen Humor. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen, wenn wir....«
   »Wenn wir was?«
   »Wenn es zu einer festen Beziehung zwischen uns kommen soll.«
   »Soll es das denn?«
   »Mehr als eine Fernbeziehung liegt ja im Moment nicht im Bereich des Möglichen.«
Ich finde,

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