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Tine

Tine

Titel: Tine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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dass das für den Moment wunderbare Aussichten sind. Ich bin total verknallt und hätte deutlich mehr Lust, meinen Doc zu küssen, als das trockene Roastbeef mit den halb verkohlten Bratkartoffeln zu verspeisen.
   »Das Essen ist nicht immer so ekelig. Nur wenn Horst kocht. Aber er arbeitet hier nur zur Aushilfe und so weiß man nie, wann es einen trifft.«
   »Morgen koche ich lecker für dich.«
   »Du kannst kochen? Meine Güte, Ansgar. So langsam machst du mir Angst. Du bist erschreckend perfekt. Wo ist der Haken?«

134,84 Euro und jede Menge Nebel

Natürlich hat Jette Nudeln gekocht. Pasta Mixta. Tortellini in Schinken Sahne Soße, Rigatoni al forno  und Tagliatelle al salmone. Ansgar schmeckt es. Ich kenne die Rezepte meiner Freundin bereits zu Genüge. Egal ob als Lasagne, Cannelloni oder andere Nudeln aus dem Barilla Angebot. Die Soßen schmecken immer gleich. Die einzige Abwechslung sind die Weine, die sie dazu reicht. Heute gibt es Bier, denn sie hat Dieters Vorräte komplett geplündert.
   »Aus gutem Grund! Dieser Mistkerl hat seine Lebensversicherung beliehen. Ganze 134,84 Euro bleiben mir noch. Keine Ahnung, wofür er das Geld gebraucht hat. Auf jeden Fall bin ich blank. Das Haus ist erst zur Hälfte abbezahlt und ich werde mir wohl oder übel einen Job suchen müssen. Danke, Dieter Lüders. Genau so habe ich mir das Leben nach dir immer vorgestellt. Ich hoffe, du schmorst in der Hölle!«
   »Ich miete deine Garage. Sind dreihundert Euro okay? Dann hast du zumindest das Geld für deine monatlichen Besuche beim Friseur, der Kosmetikerin und deiner Nageldesignerin zusammen.«
Jette schenkt mir einen bösen Blick
   »Wer glaubst du, gibt mir mit Mitte dreißig noch einen Job? Ich habe null Berufserfahrung.«
   »Erstens, bist du schon Ende dreißig und zweitens hast du dich im Umgang mit Schizzos als sehr geduldig und ausdauernd erwiesen. Bewirb dich doch in der Irrenanstalt, da wird leidensfähiges Personal händeringend gesucht«, antworte ich breit grinsend. Ansgar sagt nichts. Meinem Doktor phil. scheint es die Sprache verschlagen zu haben. Er findet seine Stimme erst wieder als wir im Wagen sitzen und ich uns nach Hause fahre.
   »Und ihr drei seid wirklich seit 25 Jahren eng befreundet? Unvorstellbar!«
Ich will wissen warum, und er meint, er hätte nie zuvor drei so unterschiedliche Frauen getroffen. Immer wieder schüttelt er den Kopf und sagt, dass er seine Eindrücke sofort in sein Notizbuch schreiben muss. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, ihn nach dem Grund für seine ständigen Aufzeichnungen zu fragen.
   »Ich beobachte Frauen. Keine Sorge, sie interessieren mich nur aus soziologischer Sicht.«
   »Warum?«
   »Das ist mein Beruf, Tine.«
   »Etwa Frauenversteher?«
   »So weit wird es wohl nie kommen«, lacht er und gibt mir einen Kuss.
   »Ist dein Interesse an mir etwa auch nur beruflicher Natur?« Ich komme mir gerade vor wie eine Laborratte und spreche meinen Gedanken laut aus.
   »Wenn du das tatsächlich denkst, dann habe ich dir wohl noch nicht hinreichend gezeigt, wie gern ich dich habe. Das ist unverzeihlich und wird von mir sofort nachgeholt.«

An die Art und Weise, wie er meine Zweifel ausräumt, könnte ich mich gewöhnen. Darf ich aber nicht, denn von nun an führe ich eine Fernbeziehung. Seine täglichen Anrufe und Kurzmitteilung versüßen mir das ungeduldige Warten auf die Wochenenden. Entweder fliegt er am Freitagabend in Hamburg ein oder wir treffen uns auf halber Strecke in Höhe Kassel.

Bukowski hat meine Kündigung kommentarlos entgegengenommen und meinem Wunsch nach sofortiger Freistellung zugestimmt. Jette hat ihr Angebot, mir die Garage zu überlassen, wieder zurückgenommen. So wie es sich jetzt darstellt, wird sie das Haus verkaufen müssen. Sie hat zwar Anspruch auf  eine kleine Hinterbliebenenrente, aber davon kann sie nicht leben und nicht sterben.
   »Dich Tag täglich mit Fusel zuzuschütten ist sicherlich nicht die Lösung«, schimpfe ich mit ihr, während Franka sich einen Überblick über Jettes Finanzen macht. Ihr Urteil ist vernichtend.
   »Der Kerl hat dir nichts als Schulden hinterlassen.«
Jette zuckt mit den Achseln. Was sie jetzt vorhat, will Franka von ihr wissen. Ihre Antwort verschlägt uns die Sprache.
   »Es führt kein Weg daran vorbei, ich brauche einen neuen Mann. Er muss nicht schön sein. Hauptsache er hat Schotter.«
   »Bitte?«
   »Ich habe mich

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