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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Gabriel war an den Wagen herangetreten; sein Lächeln erlosch, als er die Pistole sah. »Was hast du vor?« Seine Stimme war schrill vor Aufregung.
    »Bloß noch einen dreckigen Mex abknallen, das ist alles.«
    »Liebster!« Carmen versuchte, ihm die Pistole zu entreißen. »Nicht…«
    Er schlug grob zu.
    »Du darfst ihr nicht wehtun!« Gabriel klammerte sich mit beiden Händen an den Rand der Wagentür. Er sah drein, als sei ihm übel. Sein Gesicht zuckte und glänzte vor Schweiß, und er rang keuchend um Atem. Mit entsetzt geweiteten Augen starrte er auf die Pistole.
    »Kannst mich ja hindern!«
    Er schlug Carmen mit dem Lauf der Waffe ins Gesicht und grinste, als Gabriel bei ihrem Aufschrei zusammenzuckte. So gefiel ihm die Sache schon besser.
    »Versuch’s doch, tu was dagegen!«
    »Ich – ich werde nicht mit dir kämpfen«, krächzte Gabriel schwach. »Wir sind ja keine Tiere. Wir sind zivilisierte Menschen. Ich weiß, daß Carmen dich liebt. Ich werde euch nicht im Wege stehen. Aber du kannst mich nicht zwingen, zu kämpfen…«
    Die Pistole brachte Gabriel zum Schweigen.
    Aber sonderbarerweise fiel er nicht um. Er stand nur einfach da, wie eine zum Stillstand gekommene Maschine, die erstarrten Hände noch an den Wagenrand geklammert.
    »Stirb schon, Teufel noch mal!«
    Casey James schoß nochmals; er schoß das ganze Magazin leer. Die Kugeln bohrten sich in den Körper, aber er fiel immer noch nicht. Casey James beugte sich hinüber, um sich die Schußwunden anzusehen, und er sah zerfetztes Metall unter dem künstlichen Fleisch des Gesichts, er sah warme, gelbe Hydraulikflüssigkeit aus den Löchern im Bauch quellen. Er fuhr zurück, schaudernd, kopfschüttelnd, plötzlich von Angst geschüttelt wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    »Dieses – dieses Ding!«
    In einem Ausbruch von panischem Entsetzen schleuderte er die Pistole gegen die Ruine des Plastikgesichts. Jetzt endlich kippte die Gestalt um, und irgend etwas klirrte leise, als sie aufs Pflaster schlug.
    »Das… das ist kein Mensch!«
    »Aber es war eine ausgezeichnete Kopie.« Das andere Ding, das er für Carmen gehalten hatte, richtete sich auf und begann freundlich in einer Stimme zu reden, die seltsam an die des alten Fettsacks erinnerte. »Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben, dich zu dem glücklichsten Exemplar deiner Spezies zu machen.« Das Ding schaute ihn traurig aus Carmens glänzenden, dunklen Augen an. »Wenn du bloß dein Wort gehalten hättest.«
    »Nicht…« Er schauderte vor der Gestalt zurück. »Bringt mich nicht um, b‐b‐bitte!«
    »Wir töten nie«, murmelte das Maschinenwesen. »Das brauchst du nie zu befürchten.«
    Zitternd und unfähig, sich zu rühren, sah er zu, wie es aus dem Wagen stieg, das Wrack aufhob, das wie Gabe ausgesehen hatte, und mühelos hinüber zur Garage der Oase trug.
    Jetzt dämmerte ihm, daß dieser Ort nur eine Nachahmung von Las Verdades war und sich gewiß nicht auf der Erde befand. Als er zu dem kristallblauen Himmel aufschaute, wußte er, daß das nur eine Art Abschirmung war. Er fühlte die Millionen fremder Augen dahinter, die ihn beobachteten wie irgendein seltsames Tier in einem Käfig.
    Er versuchte zu fliehen.
    Er hetzte den Cadillac über die Brücke und raste wild die Strecke zurück, über die er hergekommen war. Ein Dutzend Meilen weiter draußen versuchte ihn auf der Autobahn die Imitation eines Straßenbauarbeiters anzuhalten und zeigte auf ein Schild, das besagte, daß die Straße wegen Ausbesserungsarbeiten gesperrt sei. Er zwang den schleudernden Wagen um die Absperrung herum und raste weiter über den nackten buckligen Boden der Imitationswüste, bis er gegen die Käfigstäbe krachte.

DIE REUIGEN
    (THE REMORSEFUL)
     
CYRIL M. KORNBLUTH
     
     
    Es ist nicht wichtig, wann es geschah. Deshalb nicht, weil er allein war, und die Zeit aufgehört hatte, eine Bedeutung für ihn zu haben. Anfangs hatte er die Ruinen und den Schutt nach anderen Überlebenden durchsucht, und das hatte ihn einige Jahre beschäftigt. Dann begann er mit seinen Streifzügen über den Kontinent, nur wollte eines Tages das Flugzeug nicht mehr starten. Doch er wußte ohnehin, daß er niemanden mehr finden würde. Er hatte inzwischen die Vierzig überschritten, und eine Art sexuelles Fieber erfaßte ihn. Er grub Aktfotos von Frauen aus, wobei er langbeinige, hochbrüstige Typen bevorzugte, und starrte sie stundenlang an. Sie verfolgten ihn bis in seine Träume; oft saß er mit geschlossenen Augen da, und

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