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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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acht bis fünf, aber er ist noch nicht da. Er wohnt in diesem weißen Stuckhäuschen auf der anderen Seite der Brücke…«
    »Ich weiß.«
    Er gab Gas. Der Wagen schnellte mit einem Satz auf die Straße, dröhnte über die Brücke und blieb mit kreischenden Reifen vor dem weißen Stuckhäuschen stehen. Er steckte die Waffe in die Seitentasche seines Jacketts und eilte zur Haustür. Ein erwartungsvolles Grinsen verzerrte sein Gesicht.
    Gabe würde völlig überrumpelt sein. Die Fremden hatten ihm sehr gerissen den Weg geebnet, mit all den zusammengefälschten Beweisen, daß er unschuldig verurteilt worden sei, so daß Gabe sicher nicht bewaffnet sein würde.
    Die Tür ging auf, bevor er auf die Klingel drücken konnte, aber es war nur Carmen, die ihm aufgemacht hatte. Carmen, blaß ohne ihr Make‐up, aber nichtsdestoweniger schön, in einem dünnen, halb aufgeknöpften Pyjama, schläfrig gähnend. Sie schnappte nach Luft, als sie ihn erkannte.
    »Casey!« Sonderbarerweise lächelte sie. »Ich wußte, daß du kommen würdest!«
    Sie trat erfreut vor, als erwarte sie, zur Begrüßung umarmt zu werden, doch er stand wie erstarrt da und konnte nur noch daran denken, wie sie ihn im Gerichtssaal angesehen hatte, während des ganzen Prozesses um den Mord an ihrem Vater, mit erbarmungslosem Haß in den dunklen Augen. Er konnte es nicht verstehen, aber anscheinend hatte der alte Waschlappen sie irgendwie verändert.
    »Oh!« Sie errötete und knöpfte ihre Pyjamajacke hastig zu. »Kein Wunder, daß du mich so anguckst, aber ich bin so aufgeregt. Ich hab’ mich sehr nach dir gesehnt. Komm herein, Liebling. Ich werd’ mich anziehen und uns ein Frühstück machen.«
    »He, Moment mal!«
    Er schüttelte den Kopf und starrte sie finster an, verärgert über die Fremden. Sie hatten ihn irgendwie betrogen. Er wollte Carmen, aber nicht so. Er wollte sie Gabe mit Gewalt wegnehmen können. Er wollte, daß sie ihn wie früher haßte, damit er sie einschüchtern und brechen konnte.
    Der fette Glatzkopf war zu gescheit gewesen und hatte ihm den ganzen Spaß verdorben.
    »Wo ist Gabe?« Er griff in die Tasche und umklammerte die kalte Waffe. »Ich will Gabe sehen.«
    »Reg dich nicht auf, Liebling.« Ihre samtigen Schultern hoben sich in einer attraktiven Geste. »Gabriel ist nicht hier. Er wird auch nicht mehr herkommen. Siehst du, Lieber, die Polizei hat lange mit mir gesprochen, als sie hier das Beweismaterial zu deiner Entlastung zusammensuchte. Und dabei wurde mir klar, daß ich in Wirklichkeit schon immer dich geliebt hatte. Als ich es Gabriel sagte, ist er ausgezogen. Er wohnt jetzt drüben im Hotel, und wir haben schon die Scheidung beantragt, deshalb brauchst du dir seinetwegen keine Gedanken mehr zu machen.«
    »Ich will ihn aber trotzdem sehen.«
    »Sei doch nicht so starrsinnig, Liebster.« Ihre Pyjamajacke ging wieder auf, aber es schien ihr nichts auszumachen. »Komm doch herein und vergiß Gabriel. Er war wirklich verständnisvoll, und ich weiß, daß er uns nichts nachtragen wird.«
    »Aber ich.« Er packte sie an einem bloßen Arm. »Komm mit.«
    »Liebling, nicht!« Sie wehrte sich, versuchte sich loszureißen. »Du tust mir weh!«
    Er befahl ihr, den Mund zu halten, und zerrte sie aus dem Haus. Sie wollte zurück, sich schnell ein Kleid anziehen, aber er schleuderte sie einfach ins Auto und kletterte über sie auf den Fahrersitz. Er wartete nur darauf, daß sie hinauszuspringen versuchte, damit er ihr eins versetzen konnte, aber sie jammerte nur nach einem Taschentuch und blieb schnüffelnd sitzen.
    Der alte Fettwanst hatte alles kaputtgemacht.
    Wütend drosch er den Gang hinein, um seinen Zorn auf die Fremden zumindest durch eine Mißhandlung des Wagens abzureagieren, aber das Hydra‐Matic‐Getriebe ließ sich nicht mißhandeln – und außerdem befand sich das Untertassenschiff mittlerweile wohl irgendwo hinter dem Mond.
    »Da ist Gabriel«, schluchzte Carmen. »Dort, er geht gerade über die Straße, an seine Arbeit. Tu ihm nichts, bitte!«
    Er beschleunigte abrupt und zog den Wagen schräg über die Straße, um den Mann zu überfahren, aber Carmen schrie auf und griff ihm ins Lenkrad. Gabriel konnte sich mit einem Satz auf den Gehsteig retten. Atemlos, ohne Hut, aber dümmlich grinsend kam er heran.
    »Tut mir leid, Mister. Hab’ wohl nicht aufgepaßt…« Dann erkannte ihn Gabriel. »Na so was, Casey! Wir haben dich alle schon zurück erwartet. Sieht ganz so aus, als seist nun doch du der Glückliche, was?«

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