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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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ausdrücken, was sie einander zu sagen hatten. Zudem schenkte es ihm einen kleinen strategischen Vorteil - Ato würde sich verdammt schwertun, aus dieser Sprache auf Sams kulturellen Hintergrund zu schließen, auch wenn er noch so schlau war.
    Nach und nach kam ihm der Verdacht, daß Ato etwas ähnliches tat.
    Als er jedoch mit seiner Liste der wichtigsten Wörter zu Ende war und beginnen wollte, sie in Sätzen anzuwenden, damit beide sie sich einprägen konnten, winkte Ato ab. » Nein!« sagte er entschieden. »Wörter machen.« Er ließ sich nicht davon abbringen.
    Sam runzelte die Stirn, fuhr aber wie gewünscht fort. Wenn die Fremden ein so gutes Gedächtnis hatten, daß sie sich ein Vokabular durch einmaliges Hören einprägen konnten, dann hatten sie ihm etliches voraus! Er beugte sich vor und geriet ein bißchen ins Schwitzen, als er sich zu zwingen versuchte, sich jedes Wort, jede Redewendung sofort zu merken. Aber es war einfach nicht zu schaffen! Je mehr er sich anstrengte, um so mehr verpaßte er.
    Irgendwann während der langen Zeitspanne ging einer der Techniker, die sich mit der elektronischen Schaltung plagten, hinaus und kam mit einem Päckchen für Sam und einer Essensschale für Ato zurück. Larsen mußte ihm Essen herübergeschickt haben. Sam verschlang es heißhungrig, versuchte die Mahlzeit jedoch so lange wie möglich hinauszuzögern, um in Gedanken wiederholen zu können, was er sich gemerkt hatte. Dann nahmen sie ihren Austausch von Wörtern wieder auf. Mittlerweile standen ihnen wenigstens ein paar grundlegende Ausdrücke zur Verfügung, mit deren Hilfe sie fragliche Punkte einigermaßen klären konnten, so daß sie etwas besser vorankamen. Schließlich brachte Sam großen Aufruhr in ihre Sitzung, als er zu rauchen anfing.
    Ato war ziemlich erschrocken, doch als der Rauch mit einer kleinen, schimmernden Apparatur analysiert worden war, kümmerte er sich nicht mehr darum. Was der Kaffee war, der einige Zeit später herübergeschickt wurde, schien er jedoch gleich zu begreifen und begann selbst eine rötliche Flüssigkeit zu trinken. Trotz Kaffee war Sam halbtot vor Erschöpfung, als Ato vorsichtig und versuchsweise seine Lippen in die Breite zog, offensichtlich, um ein menschliches Lächeln nachzuahmen, und sich zurücklehnte. »Gut«, sagte er. Er tätschelte den Apparat auf dem Tisch, drückte auf einen Knopf und lauschte Sams Stimme, die daraus ertönte.
    »Va - ja. Ssompa pir edomi. Stift machen Zeichen. Eins, zwei, drei, vier…«
    Sam sah zu, wie ein Techniker eine von den zwei Spulen in dem Apparat herausnahm und das dünne Plastikband in einen zweiten, gleichartigen Apparat einfädelte. Mit ein paar einfachen Gesten zeigte er Sam, wie man damit umging. Er war doch ein Idiot gewesen! Natürlich hatten die Fremden ein perfektes Gedächtnis - wie die Menschen, seit der Erfindung des Tonbandgeräts!
    Er fluchte immer noch vor sich hin, als er das Gerät, das sie ihm mitgegeben hatten, auf eine Liege warf und aus den Kleidern fuhr. Als er sich die Schuhe auszog, kam Larsen mit Gläsern und einer kleinen Flasche herein. Der Commander sah etwas besorgt drein, doch er grinste Sam an:
    »Ich weiß, daß es verboten ist, Indianern Alkohol zu geben, Sam«, sagte er. »Aber vielleicht gilt das Gesetz hier draußen nicht so streng.«
    »Es ist verboten, Indianern irgendetwas zu geben, Bill. Es ist üblich, ihnen Dinge wegzunehmen. Cheers!« Der Schnaps schien sich in Sekundenschnelle durch seine Magenwände zu brennen, was ihn daran erinnerte, daß er kein Abendessen gehabt hatte. Im Augenblick hatte er aber das nötiger. Er trank ein zweites Glas, dann berichtete er kurz, was sich ereignet hatte, und spielte ein Stück Band ab. »Haben Sie eine Ahnung, was eigentlich vorgeht?«
    Larsen schüttelte den Kopf. »Ich wollte, ich wüßte es. Sam, wir werden doch mindestens eine Woche brauchen, um mit ihnen richtig reden zu können - selbst mit diesem Ding, nicht? Hmmm. Warum wollen sie uns soviel Zeit und Mühe opfern? Was wollen sie von uns?«
    »Müssen sie etwas wollen?«
    »Sie müssen«, erklärte Larsen geduldig. »Nehmen Sie mal an, wir fänden auf dem Mond ein fremdes Schiff vor. Wären wir sofort daneben gelandet, oder hätten wir zuerst versucht, die Lage zu sondieren? So scheinbar unbefangen zu landen hat nur Sinn, wenn sie etwas von uns haben wollen, und zwar so sehr, daß sie sogar das Risiko eingehen, wir könnten gewalttätig reagieren - oder aber natürlich, wenn sie völlig

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