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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Frontplatte und untersuchte sie genauer. Tatsächlich, da waren zwei runde Metallscheiben ausgeschnitten und so mit Scharnieren befestigt, daß sie aufklappen und Öffnungen zum Durchreichen freimachen konnten.
    Ich steckte einen Finger durch eine dieser Öffnungen und hielt die Frontplatte hoch, damit Cliff sie sehen konnte. »Die sind auch nicht von mir.«
    Mary Ann hatte sich über meine Schulter gebeugt, und als ich mir die Finger mit einem Papiertaschentuch abwischte, um sie vom Fett und Staub zu säubern, streckte sie die Hand aus, ehe ich sie daran hindern konnte.
    Sie griff in die Maschine und berührte eine der spiralig zusammengelegten Drahtrollen. Ich weiß nicht, ob sie das Metall tatsächlich berührte oder nicht. Später behauptete sie, sie habe es nicht getan. Jedenfalls stieß sie einen kleinen Schreckensschrei aus, setzte sich plötzlich nieder und begann sich den Arm zu reiben.
    »Schon wieder!« jammerte sie. »Zuerst du, und dann dieses Ding.«
    Ich half ihr auf. »Es muß ein Wackelkontakt gewesen sein, Mary Ann. Es tut mir leid, aber ich sagte dir…«
    »Unsinn!« erwiderte Cliff. »Das war kein Wackelkontakt. Junior schützt sich selbst, das ist alles.«
    Ich hatte das gleiche gedacht. Ich hatte so manches gedacht. Junior war eine neue Art von Maschine. Selbst die Mathematik, die seiner Konstruktion zugrunde lag, unterschied sich von allem, was bis dahin praktiziert worden war. Vielleicht hatten wir sie bis zu einem Punkt verfeinert, an dem ihr Denken ein eigenständiges Ich‐Bewußtsein entwickelte. Vielleicht hatte sie ein Verlangen entwickelt, zu wachsen und sich zu vervollkommnen. Vielleicht würde daraus ein Verlangen, weitere Maschinen ihrer Art in die Welt zu setzen, bis es überall auf der Erde Millionen von ihnen gäbe, die dem Menschen die Herrschaft streitig machten.
    Ich tat den Mund auf, und Cliff mußte geahnt haben, was ich sagen wollte, denn er kam mir zuvor und rief: »Nein, sag es nicht!«
    Aber ich konnte mich nicht zurückhalten. Es kam einfach heraus, und ich sagte: »Nun, wenn du mich fragst, es gibt eine ganz einfache Lösung: wir ziehen den Stecker raus, und Junior kriegt keinen Saft mehr… Was ist los?«
    »Er hört, was wir sagen, du Esel«, sagte Cliff bitter. »Als wir vom Schweißbrenner anfingen, wußte er sofort Bescheid, nicht wahr? Ich wollte gerade von hinten zur Wand schleichen und den Stecker herausziehen, aber jetzt wird er mich wahrscheinlich erledigen, wenn ich es versuche.«
    Mary Ann klopfte und wischte noch immer an der Rückseite ihres Kleids herum und beklagte sich, wie schmutzig der Boden sei, obwohl ich ihr bereits zweimal erklärt hatte, daß ich dafür nicht verantwortlich sei. Schließlich kann ich nichts dafür, wenn andere ihre Arbeit vernachlässigen. »Warum ziehst du dir nicht einfach Gummihandschuhe an und ziehst den Stecker heraus?« fragte sie.
    Ich sah Cliff an, daß er nach Gründen suchte, warum das nicht ginge. Weil ihm keine einfielen, zog er die Gummihandschuhe über und ging auf Junior zu.
    »Paß auf!« schrie ich.
    Es war ein alberner Rat. Er mußte aufpassen; er hatte keine andere Wahl. Eins der zusammengerollten Kabel schnellte heraus und beseitigte den letzten Zweifel an seiner Funktion. Es streckte sich aus, die sechs fingerartigen Stränge gespreizt und versperrte Cliff den Zugang zum Wandstecker. Ein leises Vibrieren zeigte, daß es jederzeit zuschlagen konnte. Cliff versuchte nicht, an dieser Sperre vorbeizukommen.
    Er zog sich zurück, und nach einer Weile rollte Junior das elastische Kabel wieder ein. Cliff zog die Gummihandschuhe aus.
    »Bill«, sagte er, »so kommen wir nicht weiter. Dieses Ding ist schlauer als wir uns jemals hätten träumen lassen. Es war so schlau, daß es meine Stimme als Muster nahm, als es seine Membrane konstruierte. Eines Tages könnte es lernen, wie es…« Er warf einen schnellen Blick über die Schulter und fuhr im Flüsterton fort…, »wie es seine eigene Energie erzeugen und unabhängig werden kann.«
    »Bill, wir können die Sache nicht auf sich beruhen lassen, sonst kommt es wirklich noch dazu, daß eines Tages jemand den Planeten Erde anruft und die Antwort erhält: ›Ehrlich, Chef, hier ist niemand außer uns Denkmaschinen!‹«
    »Laß uns die Polizei verständigen«, sagte ich. »Eine Handgranate oder was…«
    Cliff schüttelte energisch den Kopf. »Niemand darf davon erfahren. Wenn sich das herumspricht, werden andere Leute nichts Eiligeres zu tun haben, als weitere Junioren

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