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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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spüren. Der Himmel war vollkommen klar und mit Sternen übersät. Zumindest liefen sie nicht Gefahr, dachte George zufrieden, daß der Pilot wegen schlechten Wetters nicht starten konnte. Das war zuletzt seine einzige Sorge gewesen.
    Er begann vor sich hinzuträllern, hörte aber nach einer Weile wieder auf. Dieses Rund majestätischer Berge, die weiß und kalt und unnahbar aus dem Dunkel schimmerten, erlaubte keinen Übermut. Schließlich warf George einen Blick auf seine Uhr.
    »In einer Stunde sollten wir unten sein«, rief er Chuck über die Schulter zu. Dann dachte er daran, warum sie hier waren, und fügte hinzu: »Ob der Rechner inzwischen mit dem Programm durch ist? Das wäre jetzt ungefähr fällig.«
    Chuck antwortete nicht, deshalb drehte George sich nach ihm um. Er konnte eben noch Chucks Gesicht erkennen, ein helles Oval, das dem Himmel zugewandt war.
    »Schau«, flüsterte Chuck, und nun blickte auch George zum Himmel hinauf.
    Irgendwann tut man alles zum letztenmal.
    Über ihnen erloschen die Sterne.
     
    Aus dem Englischen übersetzt von Yoma Cap

Die Unsterblichen
    (THE IMMORTALS)
     
JAMES E. GUNN
     
     
    Die erste Patientin war eine junge Frau, ein durchaus anziehendes Geschöpf mit langem, blondem Haar und üppigem Körper – wenn man den Schmutz und ihren Geruch ignorieren konnte.
    Dr. Harry Elliott jedenfalls rümpfte nicht die Nase. Das würde höchstens schaden. Er war Arzt und damit mit einer heiligen Verpflichtung betraut, obwohl (oder vielleicht gerade weil) er erst achtzehn Jahre alt war. Selbst ein Bürger hatte ein Anrecht auf seine ärztliche Sorgfalt, selbst ein Bürger ohne die geringste Chance auf Unsterblichkeit, ja nicht einmal mit der Aussicht auf Aufschub!
    Er musterte die Frau nachdenklich. Ihr Fall war kaum interessant für ihn, auch wenn sie eine noch so abstoßende Krankheit haben mochte. Die interessanten Gebiete der modernen Medizin – die Forschung, die sich mit der Synthese des Unsterblichkeitselixiers befaßte, zum Beispiel – hatten nichts mit den Bürgern oder den Kliniken zu tun. Dr. Elliotts Hauptinteresse in dieser Klinik war, seine Internistenzeit hinter sich zu bringen. Danach winkte auch ihm die verheißungsvolle Welt der Unsterblichkeitsforschung.
    »Tag, Dokter«, sagte sie munter. Er murmelte eine Antwort, irgend etwas. Draußen im Warteraum saßen fünfzig Leute wie sie. In den Sälen jenseits davon, wo die Blutbank ihre Fünfdollarnoten für garantiert keimverseuchtes Bürgerblut austeilte, warteten Hunderte. Nun, er durfte nicht vergessen, daß diese Leute wichtig waren, lebenswichtig. Das Blut, das sie so unbeschwert für fünf Dollar verkauften (mit dem Geld rannten sie natürlich sofort zu irgendeinem Schwarzhändler ungesetzlicher Antibiotika, Quacksalbermittelchen oder Talismane), war eine unerschöpfliche Quelle von Immunstoffen. Aus dem Schmutz kam Gesundheit. Dies war eine wichtige Lehre, die sich der junge Harry Elliott immer vor Augen zu halten versuchte.
    »Mir is’ gar nicht gut, Dokter«, sagte sie traurig. »Ich bin immer so müd.«
    Er knurrte etwas und widerstand einem Impuls, sie sich ausziehen zu lassen. Nicht, weil sich irgend jemand darum gekümmert hätte – was bedeutete schließlich die Keuschheit einer Bürgerin? Eine Jungfrau war bei denen so etwas wie ein Fabeltier. Außerdem erwarteten sie es förmlich. Nach den Geschichten, die andere Ärzte erzählten, kamen sie oft nur aus diesem Grund in die Klinik. Aber es hatte keinen Zweck, sich selbst in Versuchung zu führen. Er würde sich nur tagelang schmutzig vorkommen.
    Sie schwatzte dasselbe Zeug wie alle anderen. Sie habe gegen die Natur gesündigt. Sie habe nicht genug Schlaf gehabt. Sie habe ihre Vitamine nicht regelmäßig genommen. Sie habe wegen einer Niereninfektion unter der Hand Terramycin gekauft. Es war immer das gleiche, und es langweilte ihn.
    »Aha«, murmelte er hin und wieder. Dann: »Ich werde jetzt die Diagnose stellen. Haben Sie keine Angst.«
    Er schaltete die Diagnosemaschine ein. Ein Blutdruckmeßband kroch wie eine Schlange unter der Freudschen Couch hervor und legte sich um ihren Arm. Ein Mundstück glitt zwischen ihre Lippen. Ein Stethoskop horchte an ihrer Brust. Eine Schädelkappe preßte sich auf ihren Kopf, Metallhütchen schoben sich über ihre Finger, Metallbänder hielten sanft ihre Knöchel fest, ein Gurt legte sich um ihre Hüften. Die Maschine stach, entnahm Proben, zählte, maß, lutschte, verglich, prüfte.
    Nach wenigen Minuten war alles

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