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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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eigentlich zu der Überzeugung gebracht hatten, daß es nicht nötig war, zu Wörtern von zehn, zwanzig oder hundert Buchstaben überzugehen, wußte George nicht. Einer seiner immer wiederkehrenden Alpträume war, daß es irgendeine Änderung in den Plänen geben würde, und daß der Rinpotsche, der dem Kloster vorstand, plötzlich verkünden würde, das Projekt werde sich etwa bis zum Jahr 2060 hinziehen. Dazu waren diese Leute durchaus imstande.
    George hörte, wie der Wind die schwere Holztür zuschlug, als Chuck zu ihm heraus auf die Terrasse kam. Wie üblich rauchte Chuck eine der Zigarren, die ihm das Wohlwollen der Mönche sicherten – welche keineswegs übertrieben mönchisch durchaus bereit waren, sämtliche kleineren und die meisten größeren Freuden des Lebens zu genießen. Das mußte man ihnen zugute halten: sie mochten verrückt sein, aber Kostverächter waren sie keine. Diese häufigen Ausflüge ins Dorf hinunter, zum Beispiel…
    »Hör mal, George«, sagte Chuck aufgeregt. »Ich habe da etwas erfahren, das uns ganz schön in die Tinte setzen kann.«
    »Was ist los? Macht der Rechner Mätzchen?« Das war so ungefähr das scheußlichste Ereignis, das George sich vorstellen konnte. Etwas Derartiges konnte nämlich seine Heimreise verzögern, und nichts erschien ihm entsetzlicher als diese Vorstellung. In seiner augenblicklichen Gemütsverfassung wäre ihm selbst ein Fernsehwerbefilm wie Manna vom Himmel vorgekommen. Zumindest wäre es eine Erinnerung an Zuhause gewesen.
    »Nein – nichts Derartiges.« Chuck ließ sich auf der Brüstung nieder, was ungewöhnlich war, weil er normalerweise den Abgrund scheute. »Ich hab’ nur gerade herausgefunden, worum es hier überhaupt geht.«
    »Was soll das – ich dachte, das wüßten wir längst.«
    »Klar – wir wissen, was die Mönche tun wollen. Aber wir wußten nicht, warum sie es tun. Es klingt ja verrückt…«
    »Wem sagst du das?« knurrte George.
    »… aber der alte Oberbonze, der Abt, hat mir eben sein Herz ausgeschüttet. Du weißt doch, daß er jeden Nachmittag reinschaut, um zuzusehen, wie das Papier aus der Maschine flutscht. Nun, diesmal schien er ziemlich aufgeregt zu sein, soweit ihm das überhaupt möglich ist. Als ich ihm sagte, daß wir den letzten Zyklus begonnen hätten, fragte er mich in seinem komisch korrekten Englisch, ob wir nicht wissen wollten, was sie zu erreichen versuchten. Ich sagte ›Sicher doch‹, und da erklärte er es mir.«
    »Nur weiter. Ich glaub alles.«
    »Also, die glauben, wenn sie alle Namen Gottes aufgeschrieben haben – und sie schätzen, daß es ungefähr neun Milliarden davon gibt –, daß dann Gottes Wille erfüllt ist. Daß die Menschheit vollendet hat, wofür sie geschaffen wurde, und daß danach wir und die Welt und alles überflüssig sind. Tatsächlich erscheint ihnen Weiterleben irgendwie als Blasphemie.«
    »Na und, was sollen wir tun? Vielleicht Selbstmord begehen?«
    »Das ist nicht notwendig. Wenn wir unsere Aufgabe beendet haben, wenn die Liste vollständig ist, kommt Gott und macht Schluß, einfach so… aus und vorbei!«
    »Völlig klar. Wenn wir unsere Arbeit abgeschlossen haben, geht die Welt unter.«
    Chuck lachte nervös. »Genau das hab’ ich dem Abt gesagt. Und weißt du, was er tat? Er schaute mich an, als wäre ich ein speziell blöder Novize, und bemerkte: ›Das liegt doch auf der Hand.‹«
    George überlegte einige Augenblicke.
    »Eine ziemlich drastische Anschauung, würde ich sagen«, meinte er schließlich. »Aber was sollen wir denn dagegen tun? Ich wüßte nicht, was uns das kratzt. Schließlich wußten wir ja schon, daß die Leutchen übergeschnappt sind.«
    »Ja – aber verstehst du nicht, was passieren wird? Wenn die Liste vollständig ist und die Posaunen nicht zum Jüngsten Gericht blasen – oder was immer sie sich an Weltuntergang erwarten –, dann werden sie uns die Schuld geben. Unsere Maschine ist es, mit der sie die Arbeit fertiggebracht haben. Ich muß sagen, die Situation gefällt mir gar nicht.«
    »Ich verstehe«, sagte George gedehnt. »Da ist was dran. Aber so was hat’s schon früher gegeben, weißt du. Als ich ein Kind war, gab’s bei uns unten in Louisiana einen verrückten Prediger, der behauptete, die Welt würde am nächsten Sonntag untergehen. Hunderte Menschen glaubten ihm – viele verkauften sogar ihre Häuser. Und als gar nichts passierte, wurden sie keineswegs wütend auf ihn, wie man erwarten würde. Sie sagten sich nur, daß er wohl einen

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