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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Lawrence.
    Die Villa des Gouverneurs stand auf einem L‐förmigen Hügel, der zwischen zwei Flußtälern aufragte. Früher einmal war hier eine große Universität beheimatet gewesen, aber die Steuergelder für die Erhaltung solcher Institutionen waren in lebenswichtigere Kanäle geleitet worden. Die privaten Zuschüsse waren immer spärlicher geworden, als die Ansprüche der medizinischen Forschung und der Therapeutik anstiegen. Bald erlosch jegliches Interesse an den anderen Wissenschaften, und die Universität war zugrunde gegangen.
    Der Gouverneur hatte seine Villa hier vor rund fünfundsiebzig Jahren errichten lassen, als es in Topeka nicht mehr auszuhalten war. Lange zuvor war sein Amt bereits zu einer Lebensstellung geworden – und der Gouverneur würde ewig leben.
    Der Staat Kansas war eine Baronie – ein Ausdruck, der Harry nichts gesagt hätte, da er, abgesehen von der Geschichte der Medizin, keinerlei historische Kenntnisse hatte. Der Gouverneur war ein Baron, die Villa seine Burg. Seine Vasallen waren die sogenannten Edlinge der Vororte: sie wurden mit Unsterblichkeit oder der Hoffnung darauf belohnt. Hatte einer von ihnen erst eine Injektion erhalten, konnte er zwischen zwei Möglichkeiten wählen: dem Gouverneur treu zu dienen und ewig zu leben, vorausgesetzt, er kam nicht durch einen Unfall um – oder binnen dreißig Tagen zu sterben.
    Der Gouverneur hatte seit vier Wochen keine Lieferung mehr bekommen. Seine Edlinge waren allmählich verzweifelt.
    Die Villa war eine richtige Festung. Die Außenmauern bestanden aus anderthalb Meter dicken, mit Stahlplatten armierten Betonmauern. Ein Burggraben säumte den Wall; das Wasser wimmelte von Piranhas.
    Der innere Wall überragte den äußeren. Die gepflasterte, freie Fläche dazwischen konnte mit Napalm überflutet werden. In der Mauer lagen verborgene Raketenbatterien.
    Die eigentliche Burg stieg in breiten Stufen an. Auf jeder Dachstufe befand sich eine Hydroponikfarm. Auf dem Scheitel des Bauwerks stand ein gläsernes Terrassenhaus, das in der Mittagssonne wie Silber blinkte. An einem hohen Mast rotierte eine Radarantenne.
    Wie bei einem Eisberg lag der größte Teil der Burgvilla unter der Oberfläche. Durch Kalk und Granit setzte sie sich noch über tausend Meter in die Tiefe fort. Das Gebäude war fast als lebendes Wesen zu bezeichnen: Automaten steuerten es, saugten Luft an, erwärmten und kühlten es, ernährten und tränkten es, hielten nach Feinden Ausschau und töteten sie, wenn sie zu nahe kamen… Es konnte von einem einzigen Menschen kontrolliert werden. Zur Zeit war das der Fall.
    Es gab keinen Eingang. Harry blieb vor dem äußersten Wall stehen und winkte mit seiner Jacke. »Hallo! Eine Botschaft für den Gouverneur vom Medizinischen Zentrum! Hallo!«
    »Hinlegen!« schrie Christopher.
    Etwas surrte an Harrys Ohr vorüber wie eine wütende Hornisse. Gleich darauf folgte ein ganzer Schwarm. Harry warf sich zu Boden und rollte in Deckung. Nach einer Weile kamen keine Geschosse mehr.
    »Sind Sie verletzt?« fragte Marna hastig.
    Harry hob die Nase aus dem Staub. »Miserable Schützen«, sagte er grimmig. »Woher kam das?«
    »Von einer der Villen«, sagte Christopher und wies auf die vereinzelten Häuser am Fuß des Hügels.
    »Mit dem Kopfgeld könnten die nicht einmal ihre Munition kaufen«, meinte Harry.
    Plötzlich sprach die Burg mit gewaltiger Stimme: »Wer kommt mit einer Botschaft für mich?«
    Noch auf dem Bauch liegend brüllte Harry: »Dr. Harry Elliott. Ich habe Marna, die Tochter des Gouverneurs und einen Quacksalber bei mir. Wir werden von einem der Häuser unten beschossen.«
    Die Burg schwieg. Dann schwang langsam ein Teil der inneren Mauer auf wie ein Tor. Etwas Glänzendes schoß heraus ins Sonnenlicht, eine Flamme hinter sich. Donnernd sauste es im Bogen abwärts. Einen Sekundenbruchteil später flog eine der Villen in die Luft. Ein Haufen Schutt war alles, was übrigblieb.
    Ein Kranarm schwenkte über die Außenmauer. Eine große Metallkabine wurde an dem Kabel heruntergelassen. Als sie den Boden erreichte, öffnete sich eine Tür.
    »Kommt zu mir«, sagte die Burg.
    Die Kabine war schmutzig. Ebenso das Haus auf der Dachterrasse, bei dem sie abgesetzt wurden. Das riesige Schwimmbad war leer; die Badekabinen verrottet, die Blumen, Sträucher und Palmen waren längst zugrundegegangen.
    In der mit Spiegeln verkleideten Mittelsäule klaffte eine Tür wie ein dunkles Maul. »Tretet ein«, sagte die Tür.
    Der Aufzug fuhr tief

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