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Titan 05

Titan 05

Titel: Titan 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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gesamten Nachrichtendienst einberufen worden wäre, an dem auch Leute vom Staat teilnehmen sollten sowie ein spezieller Abgesandter des Weißen Hauses.
    Es erhob sich die Frage: »Wer war Nelson Angerhelm, und was sollten wir unternehmen?«
    Außerdem gab es noch einen Report von einem der besten FBI‐Spezialisten für subversive Aktivitäten. Er war ein absoluter Experte auf dem Gebiet der Spionage und wußte alles über nicht ganz saubere Verbindungen. Er konnte bei gutem Wetter einen Verschwörer auf zwei Meilen Entfernung riechen. Und wenn er eine Weile in einem Raum gesessen hatte, konnte er sagen, ob darin innerhalb der vorangegangenen drei Jahre ein illegales Treffen stattgefunden hatte. Vielleicht übertreibe ich ein bißchen, aber ich übertreibe bestimmt nicht sehr.
    Dieser Bursche, dessen Nase kein Kommunist oder irgend jemand, der entfernt mit Kommunisten zu tun hatte, entging, hatte absolut nichts Verdächtiges an Angerhelm feststellen können.
    Es gab bloß eine Verbindung, die Angerhelm zur Außenwelt hatte. Er hatte einen jüngeren Bruder namens Tice. Ein etwas merkwürdiger Name. Später erzählte uns einmal jemand, daß der volle Name an Theiss Ankerhjelm erinnerte, einen schwedischen Admiral, der vor ein paar Jahrhunderten gelebt hatte. Vielleicht war die Familie stolz darauf.
    Der jüngere Bruder war in West Point gewesen. Wie das Büro des Generaladjutanten verlauten ließ, hatte er eine reguläre Karriere gehabt.
    Wie sich jedoch bald herausstellte, war der jüngere Bruder schon seit zwei Monaten tot. Auch er war Junggeselle geblieben. »Was müssen die für eine Mutter gehabt haben!« meinte einer der Psychiater, die ebenfalls auf den Fall angesetzt waren.
    Tice Angerhelm war zu Lebzeiten ziemlich viel herumgereist. Er hatte tatsächlich mit zwei oder drei Projekten, die mit meinem Ressort zusammenhingen, zu tun gehabt. Daraus ergaben sich natürlich alle möglichen Vermutungen.
    Nun war er jedoch tot. Er hatte niemals direkt mit Angelegenheiten, die die Sowjets betrafen, zu tun gehabt. Er hatte keine sowjetischen Freunde gehabt, war nie in der Sowjetunion gewesen und hatte nie Kontakt zu den sowjetischen Streitkräften gehabt. Er war niemals auch nur bei einem offiziellen Empfang in der sowjetischen Botschaft gewesen.
    Der Mann war kein Spezialist gewesen, abgesehen von der Artillerie, einem klein bißchen Französisch und dem Raketenprogramm. Er hatte sich besonders als Kartenspieler hervorgetan, hatte sich gut mit Forellenfischen ausgekannt und hatte als eine Art Feierabend‐Don‐Juan gegolten.
    Dann kam schließlich der vierte Teil der Geschichte.
    Colonel Plugg erhielt den Befehl, Oberstleutnant Potarischkow aufzustöbern, um zu erfahren, ob es irgend etwas Neues gäbe. Dieses Mal rief Potarischkow zurück und sagte, er wolle lieber, daß sein Chef, der sowjetische Botschafter persönlich, den Staatssekretär oder dessen Stellvertreter anrufe.
    Nach einigem Hin und Her – der Staatssekretär war gerade nicht aufzutreiben – sagte der Stellvertreter, er würde den sowjetischen Botschafter gerne empfangen, falls es irgendwelche Fragen gäbe. Er teilte ihm mit, daß wir Angerhelm gefunden hatten, und daß den sowjetischen Behörden nichts im Wege stände, bei Mr. Angerhelm in Hopkins, Minnesota, aufzukreuzen und mit ihm zu sprechen.
    Das brachte uns in arge Verlegenheit. Wir entdeckten nämlich, daß Hopkins, Minnesota, mitten in dem Gebiet lag, das die Regierung – als Antwort auf ähnliche Praxis der Sowjets – zur ›No‐tra‐vel‹‐Zone für sowjetische Diplomaten erklärt hatte.
    Dies wurde jedoch ausgebügelt. Man fragte den sowjetischen Botschafter, ob er Lust hätte, einen Hühnerfarmer in Minnesota zu besuchen.
    Als der sowjetische Botschafter antwortete, daß er nicht sonderlich an Hühnerfarmen interessiert wäre, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt einmal Mr. Angerhelm besuchen wollte, falls die amerikanische Regierung nichts dagegen einzuwenden hätte, wurde die Sache fallengelassen.
    Dann geschah eine Weile überhaupt nichts. Wahrscheinlich berichteten die Russen über den Stand der Dinge nach Moskau über Kurier, durch Brief oder über was für mysteriöse Kanäle sie auch immer verfügen mögen, wenn es um ernste und wichtige Dinge geht.
    Ich hörte nichts, und die Leute im Umkreis der sowjetischen Botschaft bemerkten auch keine ungewöhnliche, irgendwie auffällige Kontaktaufnahme der Sowjets.
    Nelson Angerhelm hatte eigentlich noch keine Rolle in der Geschichte.

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