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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Impuls, ihm genau zu sagen, was er davon und insbesondere von Van Kleeck hielt. Das ganze Gehabe des Mannes war ihm zuwider und hatte die gleiche Wirkung auf seine Nerven wie das Quietschen eines Schiefergriffels.
    Aber er konnte es sich leider nicht leisten, seine Meinung frei herauszusagen. Er bemühte sich, seiner Stimme den richtigen Tonfall zu geben, der der Eitelkeit des anderen schmeicheln würde.
    »Ich muß zugeben, daß Sie diese Runde gewonnen haben, Van. Die Straße steht still – aber glauben Sie nur nicht, wir hätten Sie nicht ernstgenommen. Ich habe zu lange Ihre Arbeit verfolgt, um Sie zu unterschätzen. Ich weiß, daß Sie meinen, was Sie sagen.«
    Van Kleeck genoß das Kompliment, bemühte sich jedoch, das nicht zu zeigen. »Warum sind Sie dann nicht so gescheit und geben auf?« wollte er wissen. »Sie können nicht gewinnen.«
    »Vielleicht nicht, Van, aber Sie wissen, daß ich es versuchen muß. Außerdem«, fuhr er fort, »warum kann ich nicht gewinnen? Sie haben ja selbst gesagt, ich könnte die ganze Armee zu Hilfe rufen.«
    Van Kleeck grinste triumphierend. »Sehen Sie das hier?« Er hielt einen birnenförmigen elektrischen Handschalter hoch, der an einem langen Kabel befestigt war. »Wenn ich hier draufdrücke, geht ein Stück quer über die ganze Straße in die Luft. Da bleibt dann nicht mehr viel übrig. Außerdem würde ich eine Axt nehmen und diese Kontrollstation noch ausgiebig demolieren, bevor ich gehe.«
    Gaines wünschte sich von ganzem Herzen, mehr von Psychologie zu verstehen. Nun – er mußte einfach sein Bestes versuchen und darauf vertrauen, daß sein Hausverstand ihm die richtigen Antworten eingab. »Das ist ziemlich drastisch, Van. Trotzdem sehe ich keine Möglichkeit, einfach aufzugeben.«
    »Nein? Dann denken Sie besser noch mal nach. Wenn Sie mich zwingen, die Straße in die Luft zu jagen, was ist dann mit all’ den Leuten, die mit hochgehen?«
    Gaines überlegte angestrengt. Er hegte keinerlei Zweifel, daß Van Kleeck seine Drohung wahrmachen würde. Allein die Wahl seiner Worte, das kindische Auftrotzen in ›Wenn Sie mich zwingen…‹ verriet die Gefährlichkeit seines Geisteszustandes. Eine größere Explosion irgendwo in der dicht besiedelten Sacramento-Sektion würde mit großer Wahrscheinlichkeit eines oder mehr Wohnhäuser zerstören, ganz sicher aber würden Geschäftsleute in dem bebauten Teil von Streifen 20 getötet werden, ebenso wie zufällig vorüberkommende Passanten. Van hatte vollkommen recht; er wagte es nicht, das Leben von Unbeteiligten aufs Spiel zu setzen, die nicht einmal wußten, worum es ging, und die keine Ahnung von der Gefahr hatten – selbst wenn die Straßen nie wieder rollen würden.
    Was das betraf, so legte er auch keinen Wert auf eine größere Beschädigung der Straße – aber es war die Gefahr für das Leben Unbeteiligter, die ihn wirklich hilflos machte.
    Ein Stück einer Melodie kam ihm in den Sinn:
    ›Hört sie grollen!
    seht sie rollen!
    Nie ist unser Job getan…‹
    Was sollte er tun? Was?
    ›Wir prüfen Rotor und jeden Motor!
    Wir drunten…‹
    Das führte zu nichts.
    Er wandte sich wieder dem Schirm zu. »Hören Sie, Van, ich bin sicher, Sie wollen die Straße nicht in die Luft jagen, wenn Sie nicht müssen. Ich ebensowenig. Wie wär’s, wenn ich in Ihre Station komme, und wir besprechen die Sache einmal? Zwei vernünftige Männer sollten wirklich zu einer Einigung kommen können.«
    Van Kleeck war mißtrauisch. »Ist das irgendein fauler Trick?«
    »Wie wäre das möglich? Ich werde allein kommen, unbewaffnet, und so schnell ich mit meinem Wagen hinkomme.«
    »Was ist mit Ihren Leuten?«
    »Die bleiben, wo sie sind, bis ich zurück bin. Sie können gerne Beobachter ausschicken, um sich zu vergewissern.«
    Van Kleeck zögerte noch einen Augenblick, hin- und hergerissen von der Furcht vor einer Falle und der Genugtuung, daß sein früherer Vorgesetzter zu ihm kommen und um gut Wetter bitten mußte. Endlich stimmte er mißmutig zu.
     
    *
     
    Gaines hinterließ genaue Anweisungen und sagte Davidson, was er plante. »Wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin, sind Sie auf sich allein gestellt, Dave.«
    »Passen Sie auf, Chef.«
    »Mache ich.«
    Er warf den Kadett aus dem Kontrollwagen und brachte das Fahrzeug über die Rampe auf den Fahrdamm, startete Richtung Norden und drehte auf. Jetzt würde er endlich etwas Zeit haben, seine Gedanken zu ordnen, selbst bei zweihundert Stundenmeilen. Angenommen, sein Trick klappte

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