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Titan 06

Titan 06

Titel: Titan 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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ebenso.
    Sie waren zu weit vorn, und das rote Licht war zu undeutlich, als daß Gaines dem Gespräch hätte folgen können. Es dauerte mehrere Minuten, dann folgte eine Unterbrechung. Der Anführer schien sich nicht schlüssig zu sein, was er tun sollte. Einer seiner Leute fuhr vor, steckte die Waffe in den Halfter zurück und gestikulierte mit dem Anführer. Der schüttelte zu den heftigen Gebärden des anderen nur wiederholt den Kopf.
    Der Mann wiederholte seine Argumente, mit demselben negativen Erfolg. Mit einer letzten zornigen Handbewegung gab er auf, zog seine Pistole und schoß auf Harvey. Harveys Hände preßten sich an seinen Bauch; er krümmte sich zusammen. Der Mann schoß nochmals, Harvey zuckte zusammen und stürzte zu Boden.
    Der Kadettenkapitän hatte seine Waffe schneller herausgerissen als Gaines. Der Mörder blickte auf, als die Kugel ihn traf. Er schaute drein, als wäre ihm etwas ganz Unerwartetes widerfahren.
    Die Kadetten stürmten schießend vor. Obwohl die erste Welle auf mehr als die doppelte Zahl Gegner stieß, behauptete sie sich dank der ziemlichen Demoralisierung der Rebellen. Nach der ersten wilden Salve war das Verhältnis beinahe ausgeglichen. Weniger als dreißig Sekunden nach dem ersten heimtückischen Schuß waren alle Rebellen entweder tot, verwundet oder gefangen. Gaines’ Verluste beschränkten sich auf zwei Tote – der Mord an Harvey eingerechnet – und zwei Verwundete.
    Gaines änderte nun seine Taktik den neuen Verhältnissen entsprechend. Jetzt, da ihr Vordringen kein Geheimnis mehr war, kam es vor allem auf Schnelligkeit und Schlagkraft an. Die zweite Welle wurde angewiesen, sich praktisch an die Fersen der ersten zu halten. Die dritte Welle rückte bis auf fünfundzwanzig Meter an die zweite heran. Diese drei Trupps sollten sich um unbewaffnete Männer nicht kümmern, sondern sie der vierten Welle überlassen, angesichts einer bewaffneten Person jedoch sofort schießen.
    Gaines wies sie an, den Gegner lieber zu verwunden statt zu töten, aber er war sich bewußt, daß seine Ermahnung auf keinen sehr fruchtbaren Boden fiel. Es würde noch mehr Tote geben. Nun – er hatte es nicht so gewollt, hatte aber seiner Ansicht nach keine andere Wahl. Jeder bewaffnete Rebell konnte ein Killer sein, und er durfte seinen Männern nicht zu viele Beschränkungen auferlegen, wenn er sie nicht benachteiligen wollte.
    Als alles für die neue Marschordnung geregelt war, signalisierte er dem Kadettenkapitän, er solle losfahren. Die erste und die zweite Welle rollten zusammen davon, mit der höchsten Geschwindigkeit, die aus den Schlingerkäfern herauszuholen war – nicht ganz achtzehn Stundenmeilen. Gaines folgte als nächster.
    Er wich Harveys Leiche aus und blickte unwillkürlich hinunter, als er vorbeifuhr. Das Gesicht war zu einer Totenmaske von rauher Schönheit erstarrt, und jeder Zug offenbarte den eigenwilligen Charakter des Toten. Als er das sah, bedauerte Gaines seinen Schießbefehl nicht mehr, aber das Gefühl, seiner Verantwortung nicht gerecht geworden zu sein, bedrückte ihn mehr als zuvor.
    In den nächsten paar Minuten kamen sie an etlichen Technikern vorbei, fanden aber keinen Anlaß zu schießen. Gaines begann auf einen einigermaßen unblutigen Sieg zu hoffen, als ihm eine Veränderung in dem alles durchringenden Dröhnen und Pulsieren der Maschinen auffiel, die selbst durch die dicken Lärmschutzklappen seines Helms wahrnehmbar war. Er hob eine Ohrklappe gerade rechtzeitig hoch, um das verebbende Rumpeln zu hören, mit dem die Rotoren und Rollen zum Stillstand kamen.
    Die Straße bewegte sich nicht mehr.
    Er schrie dem Kadettenkapitän zu: »Lassen Sie haltmachen!« Seine Stimme hallte geisterhaft durch die ungewohnte Stille.
    Die Kuppel des Kontrollwagens schwang hoch, als er kehrtmachte und daraufzuhielt.
    »Chef«, rief der Kadett heraus, »Anruf von der Relaisstation.«
    Das Mädchen auf dem Bildschirm machte Davidson Platz, sobald es Gaines erkannte.
    »Chef«, sagte Davidson hastig, »Van Kleeck will Sie sprechen.«
    »Wer hat die Straße gestoppt?«
    »Er.«
    »Irgendwelche sonstigen Lageänderungen?«
    »Nein – und die Straße war praktisch leer, als er sie anhielt.«
    »Gut. Geben Sie mir Van Kleeck.«
    Die Miene des Oberverschwörers verzerrte sich in giftigem Ärger, als er Gaines erkannte. Wütend platzte er heraus: »So! Sie dachten wohl, ich mache nur Spaß, ja? Was halten Sie jetzt von der Sache, Mr. Chefingenieur Gaines?«
    Gaines unterdrückte den

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