Titan 07
erhellte sich seine Miene, und er fuhr fort: »Nun, ich will mir ein Gewehr kaufen, was sonst?«
Die Brillanz seiner Antwort, die Pfiffigkeit seiner eigenen Worte beeindruckten Fara noch nach einer halben Minute. Doch diese Stimmung schwand allmählich, als er sich im schwach beleuchteten Verkaufsraum des Waffengeschäfts umblickte.
Es war ungewöhnlich still hier drinnen. Kein Ton drang herein aus der Nacht; und ihm kam der verblüffende Gedanke, daß die Leute vom Geschäft vielleicht gar nicht wußten, daß sich draußen eine Menschenmenge angesammelt hatte.
Fara bewegte sich vorsichtig auf dem unebenen Boden, der das Geräusch seiner Schritte fast völlig verschluckte. Seine Augen gewöhnten sich sehr schnell an die schwache indirekte Beleuchtung, die aus Wänden und Decke zu kommen schien. Ganz vage hatte er etwas Unnormales erwartet; daher wirkte jetzt die Gewöhnlichkeit des Atomlichts beruhigend auf sein überstrapaziertes Nervenkostüm.
Er schüttelte sich ärgerlich. Warum sollte es hier etwas so hochÜberlegenes geben? Er wurde wohl schon ebenso schwachsinnig wie die leichtgläubigen Idioten draußen auf der Straße.
Mit wachsendem Selbstvertrauen musterte er seine Umgebung. Alles wirkte ziemlich normal. Ein Laden eben, eher kärglich möbliert. Vitrinen an den Wänden und mitten im Raum glitzernde Behälter, aber nichts Außergewöhnliches, und auch nicht sonderlich viele – ein Dutzend etwa. Dann dort die prächtig verzierte Doppeltür zu einem Hinterzimmer…
Fara versuchte die Tür im Auge zu behalten, während er einige der Vitrinen untersuchte; jede enthielt drei oder vier Waffen, hochgestellt, in Kästen liegend oder in Halftern drapiert.
Unvermutet begannen die Waffen eine eigenartige Faszination auf ihn auszuüben. Er vergaß, auf die Tür zu achten, als ihn der verwegene Einfall packte, eine Waffe aus einer der Vitrinen zu ergreifen und dann, wenn jemand hereinkam, ihn auf die Straße zu zwingen, wo dann Jor die Festnahme durchführen könnte und… Plötzlich sagte hinter ihm eine Männerstimme bedächtig: »Sie möchten eine Schußwaffe kaufen?«
Fara fuhr mit einem Satz herum. Er wurde wütend, weil sein Plan durch das Auftauchen des Verkäufers zunichte gemacht worden war.
Doch sein Zorn verflog, als er sah, daß der Eintretende ein vornehmer silberhaariger Mann war, älter als er selbst. Das änderte ohnehin alles. Fara hatte eine fast automatisch auslösbare Ehrfurcht vor dem Alter, und eine Sekunde lang stand er starr und blickte ihn mit offenem Mund an. Schließlich meinte er nicht sehr überzeugend: »Ja, genau, eine Schußwaffe.«
»Für welchen Zweck?« fragte der Mann mit ruhiger Stimme.
Fara vermochte ihn nur fassungslos anzuschauen. Das ging alles zu schnell. Er schien verrückt zu werden. Er wollte diesen Leuten sagen, was er von ihnen hielt. Aber das Alter des Mannes lähmte seine Zunge, verwirrte seine Gefühle. Nur mit großer Willensanstrengung gelang es ihm, zu sprechen: »Für die Jagd.«
Die überzeugende Erklärung brachte ihn selbst durcheinander. »Ja, genau, für die Jagd. Nördlich von hier ist ein See«, seine Worte drohten sich zu überstürzen, »und…«
Er hielt inne, verärgert und verblüfft über seine eigene Unehrlichkeit. Er war nicht darauf vorbereitet, ein Netz von Lügen zu knüpfen. Er wiederholte knapp: »Für die Jagd.«
Fara gewann seine Fassung wieder. Plötzlich haßte er den Mann dafür, daß er ihn so sehr ins Hintertreffen gebracht hatte. Argwöhnisch beobachtete er, wie der Alte eine Vitrine öffnete und eine grünschimmernde Waffe herausholte.
Als der Mann, die Waffe in der Hand, ihm gegenüberstand, dachte Fara grimmig: Ziemlich abgebrüht von den Leuten, einen alten Mann vorzuschieben. Die gleiche Gerissenheit, die sie das Grundstück des alten Harris aussuchen ließ.
Mit kalter Wut, nur auf seinen Plan fixiert, griff Fara nach dem Gewehr; aber der Mann hielt es außer Reichweite, als er erklärte: »Bevor Sie es ausprobieren dürfen, muß ich Sie laut den Bestimmungen der Waffengeschäfte darüber informieren, unter welchen Bedingungen Sie ein Gewehr erwerben dürfen.«
Sie hatten also eigene Bestimmungen. Ein tolles System psychologischer Tricks, um leichtgläubige Kunden zu beeindrucken! Egal, laß den alten Gauner nur reden. Sobald Fara das Gewehr in Händen hätte, würde er diesem Schwindel ein Ende machen.
»Wir Waffenhersteller«, sagte der Verkäufer mit sanfter Stimme, »haben Gewehre entwickelt, die in ihrem
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