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Titan 07

Titan 07

Titel: Titan 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Sie muß eine äußerst einfühlsame Frau sein. Ich…« Er verstummte plötzlich. Sie waren an einer Nebenstraße angelangt – und in fünfzig Meter Entfernung war etwas, das… »Schau dir das an!« sagte Fara heiser.
    Sein Arm und sein Finger waren wie erstarrt, als er auf das Schild zeigte, das in der Nacht strahlte:
     
    HERVORRAGENDE WAFFEN
    DAS RECHT AUF WAFFEN IST
    DAS RECHT AUF FREIHEIT
     
    Fara empfand ein seltsam leeres Gefühl, als er das Schild anstarrte. Er sah die anderen Dorfbewohner zusammenlaufen. Schließlich meinte er heiser: »Ich habe von diesen Geschäften gehört. Schandplätze, gegen die die Regierung unserer Kaiserin bald etwas unternehmen wird. Sie werden in versteckten Fabriken gebaut, dann komplett in Städte wie die unsere gebracht und unter Mißachtung aller Eigentumsrechte installiert. Dieses hier steht seit höchstens einer Stunde.«
    Faras Gesicht verhärtete sich. Seine Stimme bekam einen rauhen Unterton, als er sagte: »Creel, geh nach Hause!«
    Fara war überrascht, als Creel sich nicht sofort auf den Weg machte. Während ihrer ganzen Ehe hatte sie sich erfreulich gehorsam verhalten – eine Eigenschaft, die ihr Zusammenleben so angenehm hatte werden lassen. Er sah, daß sie ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah und daß es schiere Angst war, die sie zurückhielt.
    »Fara, was hast du vor?« fragte sie besorgt, »du willst doch nicht etwa…«
    »Geh nach Hause!« Ihre Angst weckte in ihm alle Entschlossenheit, zu der er fähig war. »Wir lassen es nicht zu, daß solch ein scheußliches Ding unser Dorf entweiht.« Seine Stimme zitterte. »Denk an unsere friedliche, ein wenig altmodische Gemeinde, die beschlossen hat, alles so zu lassen, wie es in der Galerie der Kaiserin zu sehen ist – und jetzt verdorben, zerstört durch dieses… dieses Ding! – Aber das werden wir nicht zulassen.«
    Creels Stimme klang leise aus dem Halbdunkel der Kreuzung; sie war nun ohne Furcht: »Überstürze nichts, Fara. Denk daran, es ist nicht das erste neue Gebäude, das in Glay errichtet worden ist – seitdem das Bild gemalt wurde.«
    Fara schwieg. Das war eine Eigenart seiner Frau, mit der er sich nicht anfreunden konnte: ihn unnötig an unerfreuliche Tatsachen zu erinnern. Er wußte genau, was sie meinte. Die gigantische, vielverzweigte Gesellschaft, die Automatik Atommotor Reparatur GmbH, hatte sich gegen den Willen des Dorfrats (aber streng gesetzlich) mit ihrem geschmacklosen Bau etabliert – und schon die Hälfte von Faras Reparaturaufträgen an sich gezogen.
    »Das ist etwas anderes«, knurrte Fara schließlich. »Erstens werden die Leute früher oder später merken, daß diese neumodischen automatischen Reparaturen ziemlich mies sind. Zweitens ist das fairer Wettbewerb. Aber dieses Waffengeschäft ist eine Herausforderung an alle Regeln des Anstands, die das Leben unter der Herrschaft des Hauses Isher so angenehm machen. Sieh dir dieses heuchlerische Schild an: ›Das Recht auf Waffen…‹ aaahh!« Er brach ab. »Geh nach Hause, Creel. Wir werden dafür sorgen, daß sie bei uns keine Waffen verkaufen.«
    Er beobachtete, wie ihre schlanke Gestalt allmählich im Schatten verschwand. Sie hatte fast die Straße überquert, als Fara ein Gedanke kam. Er rief hinter Creel her: »Und wenn du unseren Sohn an irgendeiner Straßenecke herumlungern siehst, nimm ihn mit nach Hause. Er muß endlich lernen, daß er sich nicht so lange herumtreiben darf.«
    Seine Frau reagierte nicht. Fara drehte sich auf dem Absatz herum und hastete zu dem Geschäft. Die Menge wuchs von Minute zu Minute, erregte Stimmen belebten die Nacht.
    Ohne Zweifel war das das Aufregendste, das jemals dem Dorf Glay widerfahren war.
    Das Leuchtschild des Waffengeschäfts war, soviel er sehen konnte, einer der gewöhnlichen Illusionseffekte: Ganz gleich, aus welcher Perspektive er schaute, er sah immer die vollständige Aufschrift. Als er schließlich vor dem großen Schaufenster angelangt war, standen die Worte flach an der Außenwand des Gebäudes und leuchteten kalt auf ihn herunter.
    Fara rümpfte nochmals die Nase über den Werbespruch – dann wurde seine Aufmerksamkeit von einem weiteren Schild im Schaufenster in Anspruch genommen:
     
    DIE BESTEN ENERGIEWAFFEN DES BEKANNTEN UNIVERSUMS
     
    Ein Funke von Interesse erwachte in Fara. Er starrte auf die großartige Waffenauslage, trotz seines Widerwillens fasziniert. Waffen jeder Größe, von der winzigen Fingerpistole bis zum Schnellfeuergewehr. Sie waren alle aus leichten,

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