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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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wird am Telefon verlangt! Dr. Ferrel, bitte!«
    Jenkins’ Gesicht wurde noch um eine Spur bleicher, und er blickte den Vorgesetzten scharf an. Doc knurrte unwillig. »Wahrscheinlich langweilt Palmer sich wieder und will mit mir ein Schwätzchen über seinen Enkel halten. Er hält ihn für das größte Genie aller Zeiten, weil er mit anderthalb Jahren schon zwei Worte sagen kann.«
    Doch in seinem Büro wischte er erst einmal seine schweißnassen Hände ab, bevor er antwortete. Jenkins’ unterdrückte Befürchtungen wirkten ansteckend auf ihn. Auch Palmers Gesicht auf dem kleinen Bildschirm konnte sie nicht vertreiben, obwohl der Mann sein übliches Lächeln aufgesetzt hatte. Ferrel ahnte plötzlich, daß es nicht um das Baby ging, und sollte damit recht behalten.
    »Hallo, Ferrel.« Palmers immer zuversichtliche Stimme klang ganz normal, doch die Anrede mit dem Nachnamen war ein deutliches Zeichen dafür, daß es Ärger geben würde. »Ich habe gerade erfahren, daß bei uns ein kleiner Unfall passiert ist. Man wird wahrscheinlich ein paar unserer Jungs zu euch bringen, doch das wird noch etwas dauern. Ist Blake schon gegangen?«
    »Schon vor zwanzig Minuten. Ist es so ernst, daß wir ihn zurückrufen müssen, oder reichen Jenkins und ich allein aus?«
    »Jenkins? Ah ja, der neue Arzt.« Palmer zögerte und gestikulierte mit den Händen, was man wegen der begrenzten Sicht des Bildschirms jedoch nicht mitverfolgen konnte. »Nein, ich glaube, daß wir Blake nicht holen lassen müssen – jedenfalls noch nicht. Dann würden die, die ihn kommen sehen, dumme Gerüchte in die Welt setzen. Es ist wohl nichts Ernsthaftes geschehen.«
    »Was ist denn eigentlich passiert? Strahlenverbrennungen – oder ein wirklicher Unfall?«
    »Strahlenschäden – und vielleicht auch ein Unfall. Irgend jemand war etwas zu sorglos, Sie wissen ja, wie schnell so etwas geht. Dennoch kein Grund zur Aufregung. Sie haben es ja schon mehrmals miterlebt, daß der Reaktor zu schnell geöffnet wurde.«
    Jetzt wußte der Doc Bescheid – wenn es wirklich das war, was sich ereignet hatte. »Klar, damit werden wir schon fertig, Palmer. Aber ich dachte, Nummer 1 sollte um fünf Uhr dreißig abgestellt werden. Und wieso sind die neuen Sicherheitsschotte noch nicht eingebaut worden? Sie haben mir gesagt, das sei schon vor einem halben Jahr geschehen!«
    »Ich habe aber nicht gesagt, daß es sich um Nummer 1 handelt, oder um ein manuell bedienbares Schott. Sie wissen ja, für neue Produkte braucht man eine neue Ausrüstung.« Palmer blickte jemanden an, der neben ihm stehen mußte, machte einige Handbewegungen und sah dann wieder Dr. Ferrel an. »Ich kann jetzt nicht in die Details gehen, Doc, der Unfall wirft unsere ganze Planung durcheinander, und da muß ich umdisponieren. Wir können später darüber reden. Außerdem müssen Sie Ihre Vorbereitungen treffen. Rufen Sie mich an, wenn Sie irgend etwas brauchen sollten.«
    Der Bildschirm wurde dunkel, und die Verbindung wurde abrupt unterbrochen, als eine gedämpfte Stimme – nicht die von Palmer – erklang. Ferrel zog den Bauch ein, wischte wieder den Schweiß von seinen Händen und schlenderte in gespielter Sorglosigkeit zur Chirurgie zurück. Warum gab dieser verdammte Palmer nicht wenigstens soviel Hinweise, daß man sich gezielt vorbereiten konnte? Er wußte ganz genau, daß nur die Reaktoren 3 und 4 in Betrieb waren, und diese galten als narrensicher. Was also war geschehen?
    Jenkins sprang vom Stuhl auf, als er die Abteilung betrat, das Gesicht immer noch zur Maske erstarrt; in seinen Augen loderte eine namenlose Furcht. Neben ihm lag eine aufgeschlagene Ausgabe des Weekl y Ray . Ferrel erkannte eine Tabelle mit ihm unbekannten Symbolen, von denen eins unterstrichen war. Der junge Mann schlug das Heft zu und stellte es zurück an seinen Platz.
    »Ein Routineunfall«, sagte Ferrel mit all der Ruhe, zu der er noch fähig war und verfluchte sich im geheimen, weil seine Stimme zu versagen drohte. Gott sei Dank zitterten die Hände des Jungen nicht, als er die Zeitung hielt. Bei einer Operation würde er also nicht versagen. Palmer hatte natürlich nichts dementsprechendes verlauten lassen – überhaupt sagte er nie zuviel. »Palmer hat angedeutet, daß sie ein paar Männer mit Strahlungsverbrennungen herüberbringen. Ist alles fertig?«
    Jenkins nickte verkrampft. »Alles bereit, Sir, soweit wir Vorsorge treffen konnten. Hm, ein Routineunfall bei 3 und 4 … Isotop R … Entschuldigung, Dr. Ferrel,

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