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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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ich führte Selbstgespräche. Sollen wir Dr. Blake und die anderen Krankenschwestern und Pfleger benachrichtigen?«
    »Bitte? Oh, wahrscheinlich werden wir Blake nicht erreichen können; außerdem glaubt Palmer nicht, daß wir ihn brauchen. Aber Schwester Dodd soll Meyers aufspüren. Wie ich die anderen kenne, sind sie jetzt sowieso bei ihren Verabredungen. Aber Jones. und die beiden Schwestern sollten ausreichen. Diese drei sind ohnehin zuverlässiger als all die anderen zusammen.«
    Isotop R? Ferrel erinnerte sich nur an den Namen, sonst an nichts. Was hatte dieser Ingenieur einmal gesagt, und in welchem Zusammenhang? Oder war es Hokusai gewesen? Er sah Jenkins nach und wandte sich spontan zu seinem Büro, von wo aus er ungestört telefonieren konnte.
    »Verbinden Sie mich mit Matsura Hokusai.« Mit den Fingern trommelte er ungeduldig auf den Tisch, bis der Bildschirm sich schließlich erhellte und das Gesicht des kleinwüchsigen Japaners darauf erschien. »Hoke, wissen Sie, was in den Reaktoren 3 und 4 ausgebrütet wird?«
    Der Wissenschaftler nickte langsam. Sein faltiges Gesicht war so ausdruckslos wie sein Englisch akzenthaft war. »Ja, dolt stellen sie I713 zul Insektenvelnichtung hel. Walum flagen Sie?«
    »Ach, reine Neugierde. Ich habe Gerüchte über das Isotop R gehört und fragte mich, ob da irgendeine Verbindung besteht. Anscheinend gab es dort einen kleinen Unfall, und ich will auf alles vorbereitet sein.«
    Einen Sekundenbruchteil lang schienen Hokusais schwere Augenbrauen zu zucken, doch seine Stimme blieb so unbewegt wie immer, er sprach nur etwas schneller. »Keine Velbindung, Doktol Fellel, machen kein Isotop L, ganz bestimmt nicht. Bessel velgessen Sie das Isotop L. Tut mil sehl leid, Doc, abel ich muß mich kümmeln um den Unfall. Danke fül den Anluf. Auf Wiedelhölen.« Der Schirm war wieder schwarz, und Ferrels Hoffnungen schwanden.
    Jenkins stand in der Tür, doch entweder hatte er das Gespräch nicht mitbekommen, oder er wußte nicht, worum es ging. »Schwester Meyers kommt«, sagte er. »Soll ich alles für eine Curare‐Injektion fertigmachen?«
    »Hm, das ist eine gute Idee.« Ferrel würde sich nicht mehr verblüffen lassen, was auch auf ihn zustürmen sollte. Curare, eins der gefährlichsten Gifte, das schon seit Jahrhunderten von den südamerikanischen Eingeborenen benutzt wurde, aber erst vor kurzem mit Mitteln der modernen Chemie synthetisch hergestellt werden konnte, war das letzt Mittel bei Strahlungsverletzungen, wenn alle anderen Methoden versagten. Die Krankenstation hatte Curare natürlich für den Notfall auf Vorrat, aber während all der Jahre, die Doc schon hier arbeitete, war es erst zweimal benutzt worden, und beide Erlebnisse waren nicht sehr angenehm gewesen. Jenkins war entweder fürchterlich ängstlich oder übereifrig – außer er wußte etwas, das er an sich gar nicht wissen durfte. »Es scheint nichts Ernstes zu sein, Jenkins, sonst hätten sie sich mit dem Krankentransport nicht so viel Zeit gelassen, und die Verletzten wären schon längst hier.«
    »Vielleicht.« Jenkins fuhr mit seinen Vorbereitungen fort und löste ohne aufzublicken Trockenplasma in destilliertem Wasser auf. »Hören Sie die Sirene? Waschen Sie sich besser die Hände, während ich mich um die Patienten kümmere.«
    Doc lauschte auf das Geräusch, das gedämpft von draußen hereindrang, und grinste. »Das muß Beel sein. Er ist als einziger so verrückt, die Sirene anzuschalten, wenn die Straßen frei sind.
    Aber wenn Sie genau zuhören, ist er erst auf der Hinfahrt, Jenkins. Es dauert mindestens noch fünf Minuten, bevor er hier sein wird.« Dennoch ging er in den Waschraum, ließ heißes Wasser einlaufen und schrubbte sich sorgfältig mit kräftiger Seife die Hände ab.
    Dieser verdammte Jenkins! Er traf schon alle Vorbereitungen für eine Operation, bevor er überhaupt einen Anhaltspunkt dafür hatte, daß es soweit kommen würde, und machte alles so, wie es ihm paßte, als ob er irgend etwas wüßte, was ihm, Ferrel, bislang verborgen geblieben war. Nun, vielleicht traf das auch zu. Oder aber er war halb verrückt vor Furcht vor allem, was mit Atomunfällen zusammenhing, doch das paßte nicht in das Bild, das er sich von dem jungen Arzt gemacht hatte. Er spülte sich gerade die Hände mit klarem Wasser ab, als Jenkins hereinkam, schaltete den Heißlufttrockner an, hielt seine Hände darunter und drückte dann den Knopf des Automaten, der die steril verpackten Gummihandschuhe ausspuckte.

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