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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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oder welchem Land er auftritt. Er trug einen wundervoll geschneiderten Anzug und in einer behandschuhten Hand eine Schachtel aus rotem Leder, ungefähr von der Größe und Form eines Buches.
    »Ich verstehe Ihr Problem wegen des Hauses«, fuhr Madame Hollia fort. »Sie möchten es mir gern verkaufen, sind aber vom Gesetz her wegen ihres Mietvertrages mit Omerie und seinen Freunden gebunden. Trifft das zu?«
    Oliver nickte. »Aber…«
    »Lassen Sie mich zu Ende reden. Wenn Omerie dazu gezwungen werden kann, noch vor nächster Woche auszuziehen, werden Sie unser Angebot annehmen. Richtig? Sehr gut. Hara!« Sie nickte dem jungen Mann zu. Sofort wurde er aufmerksam, verbeugte sich leicht, sagte »Ja, Hollia« und fuhr mit der Hand in die Manteltasche.
    Madame Hollia nahm den kleinen Gegenstand, den er ihr reichte, und ihre Geste dabei wirkte fast kaiserlich, als ob sie eine königliche Robe zurückschlüge.
    »Hier ist etwas, das uns helfen kann«, sagte sie. »Meine Liebe…« – sie reichte es Sue hinüber –, »wenn Sie dies irgendwo im Haus verstecken können, sehe ich Anlaß zu der Hoffnung, daß Ihre unwillkommenen Mieter Sie nicht länger belästigen werden.«
    Sue nahm das Ding neugierig entgegen. Es sah aus wie eine schmale silberne Schachtel von kaum mehr als fünfzehn Zentimeter Länge, war an einer Schmalseite gezähnt und zeigte keinerlei Einkerbung, an der man es öffnen könnte.
    »Moment mal«, sagte Oliver unbehaglich. »Was ist das überhaupt?«
    »Es wird niemanden verletzen. Ich versichere es Ihnen.«
    »Und weshalb…«
    Madame Hollias befehlsgewohnte Geste ließ ihn verstummen und Sue vortreten. »Machen Sie schon, meine Liebe. Beeilen Sie sich, bevor Omerie zurückkommt. Ich kann Ihnen versichern, daß niemandem Gefahr droht.«
    »Madame Hollia«, unterbrach sie Oliver mit Bestimmtheit, »ich muß wissen, was Ihre Pläne sind. Ich…«
    »Oh, Oliver, bitte!« Sues Finger schlossen sich um den silbernen Behälter. »Mach dir doch keine Sorgen. Ich bin sicher, Madame Hollia meint nur das Beste. Willst du nicht, daß diese Leute ausziehen?«
    »Natürlich will ich es. Aber nicht, wenn das Haus dabei in die Luft geht oder…«
    Madame Hollias tiefes Gelächter klang nachsichtig. »Es wird nicht so schlimm werden. Das verspreche ich Ihnen, Mr. Wilson. Denken Sie daran, wir wollen das Haus benutzen! Nun beeilen Sie sich, meine Liebe.«
    Sue nickte und schlüpfte hastig an Oliver vorbei in die Eingangshalle. Derartig überrumpelt wartete Oliver zögernd. Der junge Mann, Hara, tippte leicht mit dem Fuß auf und bewunderte den Sonnenschein, während sie warteten. Der Nachmittag war so schön wie bislang jeder im Mai; durchsichtig güldene Sonnenstrahlen schwangen mit einem Hauch von Frost durch die Luft, um einen perfekten Kontrast zum Sommer zu setzen. Hara sah sich zuversichtlich um, wie ein Mann, der einer Bühneneinrichtung Tribut zollt, die eigens für ihn geschaffen wurde. Bei einem Dröhnen von oben blickte er sogar gen Himmel und folgte dem Kurs eines großen transkontinentalen Flugzeuges, das vom goldenen Dunst der Sonne wie aufgelöst schien. »Spielzeug«, murmelte er befriedigt.
    Sue kam zurück und hakte sich an Olivers Arm unter, schmiegte sich aufgeregt an ihn. »Nun«, sagte sie, »wie lange wird es dauern, Madame Hollia?«
    »Das kommt darauf an, meine Liebe. Nicht sehr lange. Nun zu Ihnen, Mr. Wilson. Mir kam zu Ohren, daß Sie ebenfalls hier wohnen. Zu Ihrem eigenen Vorteil, nehmen Sie meinen Rat an und…«
    Irgendwo im Haus schlug eine Tür, und eine hohe Stimme sang wortlos die Tonleiter. Dann erklang das Geräusch von Füßen auf der Treppe, und eine Zeile eines Liedes. »Liebe, o komm zu mir…«
    Hara fuhr herum, die rote Lederschachtel fast aus seinen Händen fallen lassend. »Kleph!« flüsterte er. »Oder Klia. Ich weiß, daß beide gerade aus Canterbury gekommen sind. Doch ich dachte…«
    »Psst!« Madame Hollias Gesichtszüge wurden schlagartig befehlsmäßig nichtssagend. Sie atmete triumphierend durch die Nase ein, trat zurück und wandte sich mit einer imposanten Drehung zur Tür.
    Kleph trug die gleiche Robe, die Oliver schon zuvor gesehen hatte, nur daß sie diesmal nicht weiß, sondern hellblau war, wodurch ihr Teint nun aprikosenfarben wirkte.
    »Ach, Hollia!« Ihre Stimme klang musikalisch wie nie zuvor. »Ich dachte, ich hörte eine Stimme von zu Haus. Wie nett, dich zu sehen. Niemand wußte, daß du zu dem…« Sie verstummte, blickte Oliver an und dann zur Seite.

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