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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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schon wissenschaftlich belegt ist: Die Teleportation der Yogis, die Telekinese mancher Berufsspieler, die idiotische Instinktsicherheit mancher Mathematiker und vor allem die sogenannten Poltergeister; ein junges Mädchen bewegt den Hausrat durch Willenskraft. Nur bringt in meinem Falle jeder einzelne Teil Spitzenleistungen.
    Lone hat diesen Organismus aufgebaut, um sich herum formiert; wie, spielt keine Rolle. Ich habe Lone ersetzt, aber meine Fähigkeiten waren noch zu gering, als er starb, und dazu kam noch eine Sperre wegen dieses Erlebnisses mit Miß Kew. Bis zu einem gewissen Grad haben Sie recht, wenn Sie behaupteten, dieses Erlebnis habe mich unterbewußt daran gehindert, ihm nachzuspüren. Aber es gab noch einen guten Grund, weshalb ich nicht fähig war, tiefer als bis zu der Barriere zu dringen, die durch die Worte ›Baby ist drei‹ gebildet wurde.
    Wir haben uns mit dem Problem beschäftigt, was ich mehr schätzte als die Sicherheit, die Miß Kew uns geben konnte. Begreifen Sie nicht, worin es liegt? Mein Gestalt ‐Organismus starb an dieser Sicherheit! Ich glaubte, ich müßte sie töten, oder… ich selbst würde umkommen. Natürlich würden die einzelnen Teile noch weiterleben: zwei kleine farbige Mädchen mit einem Sprachfehler, eine introvertierte Halbwüchsige mit einer künstlerischen Ader, ein mongoloider Idiot und ich, zu neunzig Prozent Fähigkeiten, die ich nicht einsetzen konnte, und zu zehn Prozent ein jugendlicher Verbrecher.« Ich lachte. »Natürlich, sie mußte einfach sterben. Aus Selbsterhaltungstrieb des Gruppenorganismus.«
    Stern machte unverständliche Lippenbewegungen und brachte schließlich heraus: »Ich verstehe nicht…«
    »Das brauchen Sie auch nicht«, lachte ich. »Das ist herrlich. Und Sie sind auch okay. Jetzt will ich Ihnen nur noch eins sagen, weil Sie das später vielleicht einmal brauchen können. Sie haben von Fehlschlüssen gesprochen! Ich konnte diese ›Baby‐ist‐drei‹‐Barriere nicht durchbrechen, weil darin der Schlüssel zu dem lag, was ich wirklich bin. Ich konnte es nicht, weil ich Angst hatte, mich daran zu erinnern, daß ich versagt hatte. Es gab nur eine Möglichkeit, meinen Gestalt ‐Organismus zu retten. Ist das nicht komisch?«
    »Versagt? Wieso versagt?«
    »Sehen Sie, ich begann, Miß Kew zu lieben, und nie zuvor habe ich je einen Menschen geliebt. Trotzdem mußte ich sie töten. Sie mußte umgebracht werden, aber ich konnte es nicht! Was tut der menschliche Geist, wenn er vor zwei gleich zwingende, sich aber widersprechende Forderungen gestellt wird?«
    »Er… er könnte einfach aufgeben. Wie du es gerade formuliert hast, es könnte eine Sicherung durchbrennen, und er weigert sich, irgend etwas in dieser Richtung zu tun.«
    »Nun, das traf nicht zu bei mir. Gibt es sonst noch eine Möglichkeit?«
    »Er könnte der Illusion verfallen, daß er bereits eine der Aufgaben erledigt hat.«
    Ich nickte glücklich. »Ich habe sie nicht getötet. Ich entschloß mich dazu, daß ich es tun müßte, stand auf, zog mich an… und fand mich dann draußen wieder, umherwandernd, sehr verwirrt. Ich holte mir das Geld – ich weiß jetzt, daß ich mit meiner neuen Fähigkeit jedes Preisausschreiben gewinne kann – und suchte einen Oberstübchenschnüffler auf. Und ich habe einen guten gefunden.«
    »Danke«, sagte er verwirrt. Er sah mich mit seltsamem Blick an. »Jetzt, wo du es weißt, was ist damit gelöst? Was wirst du nun tun?«
    »Zurück nach Hause gehen«, sagte ich glücklich. »Den Superorganismus reaktivieren, ihn heimlich üben, so daß Miß Kew nicht unglücklich wird. Wir bleiben bei ihr, bis wir wissen, daß wir ihr nicht mehr gefallen. Aber sie mag uns. Sie wird so glücklich sein, wie sie es in ihren kühnsten Träumen bislang nicht zu hoffen wagte. Ihr hungriges Herz hat dieses Glück auch verdient.«
    »Und sie kann deinen… Gestalt ‐Organismus nicht mehr gefährden?« »Überhaupt nicht. Jetzt nicht mehr!« »Woher willst du wissen, daß er nicht schon tot ist?« »Woher?« fragte ich verwundert. »Wieso weiß Ihr Kopf, daß die Arme noch arbeiten?«
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Du gehst nach Hause, um eine alte Jungfer glücklich zu machen. Und danach?«
    Ich zuckte die Achseln. »Danach?« spöttelte ich. »Hat der Pekingmensch den Homo Sapiens angeblickt und gefragt: ›Jetzt gehst du aufrecht. Und was willst du danach tun?‹ Wir leben, das ist alles, leben wie ein Mensch, ein Baum, wie alles andere, das lebt.

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