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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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hatte. Momentan bewegte sich nur noch die Tarantel. Ihr Leib war unter der Spinnendecke deutlich auszumachen und pulsierte leicht, da ihr der tief im Fleisch steckende Hornspieß heftige Schmerzen bereitete. Der unregelmäßig geformte Körper des Geschöpfs bot der Spinne einen besonders günstigen Angriffspunkt. Sie bewegte sich langsam auf die Tarantel zu und biß zu.
    Von einem neuerlichen, wilden Schmerz aufgewühlt, bäumte sich die Tarantel auf. Ihre Beine, die bis jetzt den Hornspieß umklammert und herauszuziehen versucht hatten, schlugen ziellos hin und her und waren kaum mehr als entsetzliche Gesten halbbetäubten Leidens. Als eines der Beine Burl berührte, schrie er erschreckt auf und schlug wild um sich.
     

     
    Da das Fischöl seinen ganzen Oberkörper bedeckte, hatte er Brust, Gesicht und Arme frei. Er packte das über ihm liegende Gewebe und versuchte sich aus der Umgebung seines immer noch gefährlichen Nachbarn zu entfernen. Zwar zerriß das Gewebe nicht, aber es gelang ihm, die Fäden soweit auseinanderzuziehen, daß eine kleine Öffnung entstand. Wieder berührte die Tarantel ihn mit einem Bein. Die Kraft der Verzweiflung führte dazu, daß Burl sich aufbäumte. Die Gewebeöffnung wurde größer. Burl schlug erneut um sich, und plötzlich war sein Kopf frei. Er blickte nach unten. Etwa sieben Meter unter ihmwar offenes Gelände, das mit den Überresten der bisherigen Spinnenopfer übersät war.
    Bald darauf waren auch Burls Oberkörper und Arme frei. Seine Beine wurden allerdings immer noch von den klebrigen Fäden festgehalten.
    Erschöpft blieb Burl in seinem winzigen Fenster hängen. Dann sah er die ein Stück von ihm entfernt hockende Spinne, die geduldig darauf wartete, daß ihr Gift eine Wirkung tat und die Bewegungen ihres Opfers erlahmten. Die Tarantel bewegte sich kaum noch. Bald würde sie ganz still sein. Wenn es soweit war, würde das lauernde, schwarze Ungeheuer näherkommen und mit seiner Mahlzeit beginnen.
    Burl zog den Kopf zurück und zerrte verzweifelt an dem klebrigen Material, das seine Lenden und Beine bedeckte. Das an seinen Händen befindliche Fischöl verhinderte, daß er daran haften blieb und verschaffte ihm etwas Spielraum. Burl verstand ganz plötzlich, welchen Grund seine relative Freiheit hatte. Er griff über die Schulter, packte den glitschigen Fisch, riß ihn weiter auf und schmierte sich mit der mittlerweile ranzig gewordenen Körperflüssigkeit ein. Schließlich gelang es ihm, die ekligen Spinnenfäden von seinem Unterleib zu lösen.
    Er spürte, daß das Spinnennetz wieder zu zittern anfing. Offenbar war die Spinne in dem Glauben, daß ihr Gift seine Wirkung verfehlt hatte und noch ein weiterer Biß vonnöten war. Diesmal würde sie ihre Fänge nicht mehr in die fast leblose Tarantel schlagen, sondern dort aktiv werden, wo die Bewegung sichtbar war. Das bedeutete, sie würde sich auf Burl stürzen.
    Keuchend wand Burl sich durch die Öffnung. Er hatte dabei das Gefühl, als würden seine Beine immer länger werden. Nachdem sein Kopf frei war, glitten auch seine Schultern durch das Loch. Schließlich befand er sich zur Hälfte an der frischen Luft.
    Die Riesenspinne, die sein Tun aufmerksam beobachtete, bereitete sich darauf vor, Burls Ausbruch durch eine neue Schicht Fäden zu vereiteln. Ihre Webwerkzeuge wurden wieder aktiv. Doch plötzlichgaben die klebrigen Fäden Burls Füße frei. Er glitt durch die Öffnung und fiel mit rudernden Armen in die Leere. Er krachte auf die leere Chitinhülle eines Flugkäfers, der der Spinne irgendwann in die Falle gegangen war und nicht hatte entkommen können.
    Burl rollte sich ab und lag zwischen leeren Insektenhülsen, vor ihm eine zornige, dreißig Zentimeter lange Ameise, die drohend ihre Zangen ausstreckte, während ihre Fühler wild hin und her zuckten. Ein schrilles Klirren erfüllte die Luft.
    In den alten Zeiten, als die Ameisen noch winzige Wesen waren, deren Länge bestenfalls zehn Millimeter betrug, hatten die Wissenschaftler immer wieder darüber debattiert, ob das Objekt ihrer Forschungen überhaupt in der Lage sei, Laute von sich zu geben. Manche hatten angenommen, daß bestimmte Rillen auf den Insektenleibern, die denen ähnelten, die man auf den langen Beinen der Grille fand, möglicherweise das Aussenden von Ultraschalltönen erlaubten.
    Burl wußte, daß der klirrende Ton von nichts anderem als dem wütenden Insekt hervorgerufen wurde, das vor ihm stand. Er hätte sich allerdings nie gefragt, wie es

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