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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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Gegner, viel schlimmere Bedrohungen und ungleich kräftigere Feinde zur Wehr setzen. Seine Ahnen hatten Messer und Lanzen sowie Pfeil und Bogen erfunden, aber die Kreaturen, mit denen Burl es zu tun hatte, verfügten über weitaus tödlichere Waffen als jene, die seine Vorväter zu den Herren der Wälder gemacht hatten.
    Im Vergleich zu seinen Ahnen war Burl weitaus schwächer, als sie es jemals gewesen waren. Aber es war diese Schwäche, die ihm den Weg in die Zukunft weisen und jene, die ihm folgen würden, auf Höhen führen konnte, die seine Vorfahren niemals erklommen hatten. Aber jetzt…
    Er hörte plötzlich ein mißtönendes, tiefes Bellen, das aus einer Entfernung von vielleicht zwanzig Metern zu ihm herüberdrang. In einem Anfall aufwallender Panik kroch er hinter einen wuchernden Pilzklumpen und versteckte sich. Burl keuchte in schierem Entsetzen und wartete bewegungslos und wie gelähmt, während sich in ihm eine unerträgliche Spannung ausbreitete. Seine großen, blauen Augen wurden glasig.
    Das Bellen erklang erneut, aber diesmal hatte es einen eher verdrossenen Tonfall. Burl hörte etwas knistern und knacken. War da jemand in eine Falle geraten? Vor ihm fiel mit einem spröden Geräusch ein Pilzgewächs um. Als es dumpf auf den Boden prallte, ging eine starke Bewegung durch das Dickicht. Irgend jemand kämpfte dort einen verzweifelten Kampf, aber Burl hatte keine Ahnung, wer da mit wem aneinandergeraten war.
    Er wartete geraume Zeit. Schließlich erstarben die Kampfgeräusche. Burls hastiges Atmen verlangsamte sich. Sein Mut kehrte zurück. Vorsichtig verließ er sein Versteck. Er hatte sich eigentlich davonstehlen wollen, aber irgend etwas hielt ihn zurück. Anstatt heimlich das Weite zu suchen, schlich er vorsichtig auf die Stelle zu, von der die Geräusche gekommen waren.
    Als er sich einen Weg zwischen zwei cremefarbenen Pilzstengeln hindurchbahnte, sah er die Ursache des Lärms. Vor ihm breitete sich ein großes, trichterförmiges, seidig glänzendes Spinnennetz von mindestens zwanzig Meter Durchmesser aus. Die einzelnen Stränge des Netzes waren kaum zu erkennen, aber wenn man das Gebilde in seiner Gesamtheit betrachtete, wirkte es wie eine Matte aus feinstem Gewebe. Von den Riesenpilzen aufrechtgehalten, war das Netz in der Mitte irgendwo am Boden verankert. Der Trichter endete in einer Vertiefung.
    Das Netz gehörte einer Labyrinthspinne. Zwar war keiner der einander überlappenden Fäden stark genug, um eine Beute allein zu halten, aber hier gab es Tausende davon. Eine Riesengrille hatte sich in dem klebrigen Irrgarten verfangen. Sie strampelte wild mit den Beinen, aber mit jeder Bewegung verwickelte sie sich nur noch mehr. Sie tobte voller Angst in dem Spinnennetz herum und stieß in unregelmäßigen Abständen ein Zirpen aus, das mit ihrer wachsenden Panik immer lauter wurde.
    Allmählich beruhigte Burl sich wieder. Er beobachtete das Schauspiel mit faszinierter Neugier. Ein gewöhnlicher Insektentod – und mochte er auch noch so dramatisch sein – war nie sonderlich interessant für ihn gewesen. Solche Dinge kamen so oft vor, daß sie ihn nicht sonderlich aufregten. Aber hier ging es um eine Spinne und ihre Beute.
    Es gab nur wenige Insekten, die auf Menschenfleisch aus waren, denn die meisten hatten eine ganz bestimmte Beute, von der sie sich ernährten und kamen nicht auf die Idee, andere Arten als Nahrung zu betrachten. Spinnen allerdings machten keine Unterschiede. Wenn ein Riesenkäfer einen anderen fraß, hatte das für Burl keinerlei beispielhafte Bedeutung, aber wenn eine Spinne irgendeinen Pechvogel in die Fänge bekam, konnte man erfahren, wie es einem möglicherweise selbst einmal ergehen würde. Deswegen konzentrierte Burl sich fasziniert auf das, was sich vor ihm abspielte. Sein Blick wanderte von der eingewickelten Grille zu der seltsamen Öffnung, die sich am Ende der trichterförmigen Falle befand.
    Die Öffnung verdunkelte sich. Zwei funkelnde Augen zeigten an, daß die Spinne dort auf der Lauer lag. Jetzt schwang sie sich leichtfüßig in die Falle hinein und näherte sich ihrem Opfer. Sie war grau. Auf ihrem Brustkorb, in der Nähe des Kopfes, hatte sie zwei schwarze Streifen. Zwei weitere, die braun und weiß gesprenkelt waren, liefen über ihren Bauch. Außerdem entdeckte Burl zwei rätselhafte Fortsätze, die wie Schwänze aussahen.
    Die Spinne kam forsch aus ihrem tunnelartigen Versteck und eilte auf die Grille zu, die jetzt am Ende ihrer Kraft zu sein schien und

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