Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Deralan, Chef der Reichspolizei, hatte persönlich den Befehl über diese letzte, erfolgreiche Verfolgungsjagd übernommen. Und Andro wußte, daß der drahtige, finstere Deralan ein vorsichtiger Mann war. Andro hatte gespürt, wie die Straßen erzitterten, als die Schiffe im Kreis rings um die blaue Stadt landeten. Der Ring von Deralans Männern würde sich auf das Herz der Stadt zubewegen, sorgfältig jedes Gebäude durchsuchen, und der Ring würde sich immer dichter schließen, je näher sie dem Zentrum kamen.
    Wenn er Atem holte, war an der tiefsten Stelle der obersten Wunde an seiner linken Seite ein Brodeln zu verspüren. Seine Beine fingen an, ihm den Dienst zu versagen. Er stemmte sie noch einmal ein, hob den schweren Kopf und sah gerade noch am Ende der Gasse die Andeutung einer Bewegung. Alle Schwäche war vergessen, als er seine Waffe ein Stückchen anhob.
    Die Vorstellung, wie den Verfolgern zumute sein mußte, amüsierte ihn. Fünfmal war er ihnen bisher entkommen, und jede Flucht grenzte an das Wunderbare. Jetzt würden sie ein weiteres Wunder erwarten.
    »Diesmal keine Wunder«, sagte er und wußte zugleich, daß er sich am Rande des Deliriums befand und deshalb seine Gedanken aussprach.
    Ein Schatten tauchte am Ende der Gasse auf. Er hob die Waffe und zielte sorgfältig. Die Festigkeit, mit der sich seine Füße gegen den Boden stemmten, war plötzlich dahin, und etwas zerrte an seinen Wunden, daß er schmerzerfüllt aufschrie. Als er stürzte, sah er den weiten Rand des orangefarbenen Sterns direkt über sich, ehe die Öffnung weit über ihm zuklappte und er durch eine Leere fiel, die schwärzer als der tiefste Weltraum war.
    Sarrz, stellvertretender Direktor des Büros für Sozionetik, war ein rundlicher, kleiner Mann mit munteren Eichhörnchenaugen und einem Gesicht wie eine Totenmaske aus Gips. Situationen wie diese ließen ihn erkennen, daß seine EK – Emotionalkonditionierung – ein wenig fadenscheinig geworden war. Er konnte eine Thalamus-Reaktion auf solche ... Dummheit einfach nicht unterdrücken. Es gab wirklich kein anderes Wort dafür.
    Er drehte sich im Stuhl herum, damit er die beiden nicht ansehen mußte und um wieder etwas Kontrolle über sich selbst zu bekommen. Sein Fenster – dreißig Meter breit, fünfzehn Meter hoch – rahmte den größten Teil der Stadt der Transition. Manchmal fand Sarrz, daß sie wie ein paar tausend Hochzeitskuchen mit Himbeerguß aussah. Hinter den dreitausend Meter hohen Türmen, die die vier Ecken der Stadt markierten, war Finsternis.
    Im Sinne der Energiesparmaßnahmen ruhte Transition jetzt auf einem 0,8 Grav-Planeten in der Ära Mittel 6 in einer Hochindexprobabilität. Transition imitierte einen Berg, daher die Undurchsichtigkeit hinter den Schlupftürmen.
    Sarrz erkannte, daß sein Stolz auf die Außenteams wahrscheinlich etwas unvernünftig war. Deshalb meinte er, ohne sich umzuwenden, zu den beiden Teammitgliedern:
    »Die Qualität Ihrer Indoktrinierung scheint mir zweifelhaft«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich gehe daher schulbuchmäßig vor. Was ist Transition?«
    Aus der Stimme entnahm er, daß das jüngere Teammitglied, die Frau, gesprochen hatte. Sie war ein atavistischer Typ – ein Rückfall in einen höheren Sinnlichkeitsindex mit stark emotioneller Ausprägung. Es war ein Fehler gewesen, sie überhaupt einzusetzen.
    »Transition«, sagte Calna, »ist eine Einsatzstation in der RaumZeit-Probabilität. Es gibt drei solche Stationen. Diese hier ist vermittels Außenteams im sozionetischen Bereich tätig.« Sie gebrauchte die genauen Formulierungen der Ausbildungsbroschüre.
    »Ausgezeichnet«, sagte er mit einem Anflug von Ironie. »Bitte fahren Sie fort, Agentin.«
    Ihre Stimme stockte. »Es gibt sechsundzwanzig bekannte galaktische Zivilisationen mit hohem Wahrscheinlichkeitsindex und viele tausende, die ... entfernter sind.«
    Er wandte sich um und starrte sie an. Mit ihrer kräftigen Figur und dem zu langen Haar hätte sie auf einen der alten Drucke gepaßt. »Ist das das richtige Wort?«
    »Nicht entfernt. Weniger zugänglich«, verbesserte sie sich.
    Sarrz lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Viel besser. Fahren Sie bitte fort!«
    Der männliche Agent fühlte sich offensichtlich in seiner Haut nicht wohl. Er spielte geistesabwesend mit seinen Rangabzeichen. Calna sagte schnell: »Seit der Entdeckung des Oxton-Effekts ist es klar, daß kein Bedürfnis besteht, irgendeine galaktische Zivilisation auf die bisher bekannten starren

Weitere Kostenlose Bücher