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Titan 3

Titan 3

Titel: Titan 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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widerstehen.
    »Verheiratet?« fragte er.
    »Wieso?« gab sie unsicher zurück.
    »Lassen Sie sich lieber nicht zu lange Zeit damit. Sie sind schwanger.«
    »Schwanger?« wiederholte sie zögernd.
    »Ja. Sie kriegen ein Kind.«
    Ihre Miene hellte sich auf. »Ha! Wenn das alles ist! Ich dacht schon, ich hab’ so einen Tu-mor. Ein Baby macht mir nichts aus. Sagen Sie, Dokter, wird’s ‘n Mädchen oder ein Junge?«
    »Ein Junge«, sagte Harry müde. Schmutziges Weib! Warum brachte es ihn nur immer so auf?
    Sie erhob sich von der Couch mit einer geschmeidigen, graziösen Bewegung. »Dank Ihnen, Dokter. Ich will mal Georgie Bescheid sagen. Er wird ‘n bißchen wütend sein, aber ich weiß schon, wie ich ihn in Stimmung bring.«
    In den Ordinationsräumen warteten noch viele andere und grübelten über ihre Symptome. Harry sah sich die Liste an: Eine Frau mit Pleuritis, ein Mann mit Krebs, ein Kind mit rheumatischem Fieber… Harry trat jedoch zuerst auf den Gang hinaus, um nachzusehen, ob die junge Frau etwas in die Spendenbox warf. Sie tat es nicht. Statt dessen blieb sie bei dem Händler stehen, der seine Waren vor der Kliniktür anpries.
    »Kaufen Sie hier Ihr Aureomycin«, rief er, »Ihr Penicillin, Ihr Terramycin. Gratis spritzen bei jedem Kauf! Gesundheit! Hier können Sie sich Gesundheit holen! Bringen Sie diesen Schnupfen um, bevor er Sie umbringt. Lassen Sie sich von dieser Infektion nicht Ihren Job, Ihre Gesundheit, Ihr Leben nehmen. Kaufen Sie Filter, antiseptische Mittel, Vitamine. Kaufen Sie Amulette und Talismane. Hier habe ich eine Radiumnadel, die schon dreizehn Menschen das Leben gerettet hat. Und hier ist eine Ampulle Lebenselixier. Kaufen Sie hier Ihr Ilotycin…«
    Die Frau kaufte ein Amulett und eilte zu ihrem Georgie davon. Harry spürte, wie ihm Ärger die Kehle zusammenzog.
    Immer noch marschierten die Menschenmassen stumm die Straße heran. Auf die Klinik zu, wie auf einen Wallfahrtsort. Im Untersuchungsraum kniete eine Frau am Operationstisch und nahm von dem Automaten eine Vitaminpille und einen Pappbecher mit einem Tonikum entgegen.
    Hinter den Mauern heulten die Sirenen auf. Harry schaute sich zur Einfahrt um. Das Tor des Medizinischen Zentrums rollte hoch. Zuerst kamen die Begleitmannschaften auf ihren Motorrädern. Die Leute auf der Straße stoben auseinander und preßten sich an die Seitenmauern. Die Motorradfahrer fuhren unbekümmert nahe an den Menschen vorbei – gesunde, junge Edlinge mit korrekten Nasenfiltern, unheimlich wirkenden Schutzbrillen und tief herabhängenden Waffenhalftern.
    Das wäre auch etwas gewesen, dachte Harry mit einem Anflug von Neid – ein MZ-Polizist zu werden. Sie wirkten kühn und gewalttätig. Sie waren die Hölle auf Rädern, und wenn sie nur ein Zehntel des Erfolgs bei Frauen hatten, den man ihnen nachsagte, dann gab es keine Frau – von Bürgerinnen, technischen Angestellten über die Krankenschwestern bis zu den Edling-Frauen aus den Vorstädten – die ihnen widerstand.
    Aber er gönnte ihnen den Ruhm und die Frauen. Er hatte den ungefährlicheren Weg zur Unsterblichkeit gewählt. Nur wenige Polizisten schafften es.
    Nach den Motorrädern kam ein Ambulanzwagen, die gepanzerten Luken geschlossen; ein Schnellfeuergeschütz drehte sich ruhelos auf der Suche nach einem Ziel. Weitere Motorradfahrer bildeten die Nachhut. Über dem Konvoi schwebte ein Hubschrauber tiefer.
    »Überfall!« schrie jemand gellend – zu spät.
    Im Sonnenlicht blitzte etwas auf, wurde zu einer Reihe kleiner, runder Objekte unter dem Hubschrauber, die im Bogen auf die Straße heruntersausten. Eins nach dem anderen zerplatzte mit einem splitternden Geräusch. Der Hubschrauber deckte den ganzen Konvoi ein.
    Wie Marionetten, deren Drähte losgelassen werden, kippten die Motorradfahrer um und rutschten schlaff über den Asphalt, während ihre Einradfahrzeuge sich wild um sich selber drehten, schließlich zum Stillstand kamen, wenn der Motor abstarb.
    Der Ambulanzwagen konnte nicht halten. Er überrollte einen der gestürzten Motorradfahrer, prallte gegen das Motorrad, schob es beiseite. Das Schnellfeuergeschütz zuckte hoch, als das Radarzielgerät den Hubschrauber zu erfassen versuchte, aber er flog zu niedrig über die Dächer hinweg. Bevor das Geschütz zu feuern vermochte, war er verschwunden.
    Harry bemerkte einen durchdringenden, scharfen Geruch. Es kam ihm vor, als würde sein Kopf anschwellen, seltsam leicht werden. Die Straße kippte auf ihn zu, dann fing er sich

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