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Titan 3

Titan 3

Titel: Titan 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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nicht, ob manche nicht heute noch auf den Weltuntergang warten.«
    »Na, wir sind hier nicht in Louisiana, falls du das nicht bemerkt haben solltest. Wir sind nur zwei gegen Hunderte von Mönchen. Ich mag sie, und der Alte wird mir leid tun, wenn sein Lebenswerk geplatzt ist. Trotzdem wär’s mir lieber, ich wäre woanders.«
    »Das wünsche ich mir seit Wochen. Aber wir können nichts tun, bevor die Vertragsfrist abgelaufen ist und das Flugzeug uns abholen kommt.«
    »Natürlich«, meinte Chuck nachdenklich, »könnten wir es immer noch ein wenig mit Sabotage versuchen.«
    »Teufel nein! Das würde alles nur noch schlimmer machen.«
    »Nicht so, wie ich mir’s vorstelle. Sieh die Sache doch mal so an. Der Rechner wird in den nächsten vier Tagen das Programm durchlaufen, wenn er wie bisher zwanzig Stunden pro Tag in Betrieb ist. Unser Flugzeug kommt in einer Woche. Gut – wir brauchen also nur etwas zu finden, irgendein Teil, das ausgetauscht werden muß, wenn wir die Maschine überprüfen. Etwas, das das Programm ein paar Tage aufhält. Natürlich bringen wir es in Ordnung, aber nicht zu schnell eben. Wenn wir die Zeit genau abschätzen, können wir unten auf dem Landestreifen sein, wenn der Rechner den letzten Namen ausspuckt. Dann können sie uns nicht mehr erwischen.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte George. »Es wäre das erste Mal, daß ich einen Job im Stich lasse. Außerdem würden sie wahrscheinlich mißtrauisch werden. Nein. Ich bleibe und warte ab, was passiert.«
     
    »Es gefällt mir immer noch nicht«, sagte er sieben Tage später, als die zähen, kleinen Gebirgsponys sie den gewundenen Pfad hinuntertrugen. »Glaub bloß nicht, daß ich weglaufe, weil ich irgendwie Angst habe. Mir tun nur diese armen Kerle da oben leid, und ich möchte nicht dabeisein, wenn sie herausfinden, wie sehr sie reingefallen sind. Wie wohl der Alte es aufnehmen wird, wenn er merkt, daß sie ihr gutes Geld zum Fenster hinausgeschmissen haben.«
    »Es ist sonderbar«, erwiderte Chuck, »aber als ich mich von ihm verabschiedete, hatte ich den Eindruck, als wüßte er, daß wir ihn im Stich lassen – und es schien ihm nichts auszumachen, weil der Rechner tadellos arbeitet und bald seine Arbeit beendet haben wird. Danach – nun, für ihn gibt es natürlich einfach kein Danach…«
    George wandte sich im Sattel um und blickte den Bergpfad zurück. Hier war die letzte Stelle, von der aus man das Kloster auf dem Gipfel sehen konnte. Die niedrigen, massigen Gebäude hoben sich düster gegen den rotleuchtenden Abendhimmel ab; nur da und dort schimmerten in der Silhouette ein paar Lichter wie die erleuchteten Bullaugen in der Bordwand eines Ozeandampfers. Elektrische Lampen natürlich, die vom gleichen Stromkreis gespeist wurden wie der Mark V. Wie lange noch? fragte sich George. Würden die Mönche in ihrer bitteren Enttäuschung den Computer zerschlagen? Oder würden sie sich einfach ruhig hinsetzen und ihre Berechnungen von neuem beginnen?
    Er wußte genau, was in diesem Augenblick oben im Bergkloster vorging. Der Rinpotsche und die anderen ranghöheren Lamas würden in ihren seidenen Roben beisammensitzen und die einzelnen Blätter prüfen, die die Novizen vom Drucker brachten, um sie in die großen Bände einzukleben. Niemand würde sprechen. Das einzige Geräusch würde das unaufhörliche Prasseln der Lettern auf dem Papier sein, ein nicht endender Hagel von Buchstaben. Der Mark V selbst arbeitete natürlich lautlos, während er Tausende von Berechnungen pro Sekunde ausführte. Seit drei Monaten war es so gegangen – das reichte, dachte George, um einen die Wände hochgehen zu lassen.
    »Da ist sie!« rief Chuck und zeigte ins Tal hinunter. »Ist sie nicht herrlich?«
    George fand das auch. Die klapprige alte DC 3 lag am Ende der Rollbahn wie ein winziges, silbernes Kreuz. In zwei Stunden würden sie von ihr in die Freiheit eines normalen Lebens zurückgebracht werden. Dieser Gedanke allein war es wert, genossen zu werden wie kostbarer Wein. Und während sein Pony bedächtig den Pfad hinuntertrabte, berauschte sich George förmlich daran.
    Die rasch hereinbrechende Nacht des Himalaya hüllte den Abhang nun schon in schattenfleckiges Dunkel. Glücklicherweise war der Weg für örtliche Verhältnisse ausgezeichnet, und sie hatten beide Fackeln mit. Der Ritt war auch im Dunklen nicht gefährlich, doch sie begannen langsam die Kälte zu spüren. Der Himmel war vollkommen klar und mit Sternen übersät. Zumindest liefen sie

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