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Titan 3

Titan 3

Titel: Titan 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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für dich wirken.«
    Weaver lächelte und griff nach seinem Nährschlauch. Seine dunklen Augen glitzerten wie schwarze Steine in einer gewaltigen Teigschüssel. »Heute abend also!« Sein Bild erlosch.
    »Eine Made«, flüsterte Harry. »Eine riesige, weiße Made in einer Rose. Sie frißt sie auf, blind, egoistisch, zerstörerisch.«
    »Für mich ist er ein Fötus, der nicht geboren werden will«, sagte Pearce. »Noch sicher im Schoß geborgen vernichtet er die Mutter, ohne zu begreifen, daß er sich dadurch selbst vernichtet.« Er wandte sich an Christopher. »Ist hier ein Kameraauge?«
    Christopher blickte zum Bildschirm. »Überall hinter denen.«
    »Mikrofone?«
    »Jede Menge.«
    »Wir müssen uns darauf verlassen, daß er keine Zeit hat, sich um die Aufzeichnungen zu kümmern. Hoffen wir, daß wir ihn lange genug ablenken können, um zu tun, was getan werden muß.«
    Harry blickte Marna an, dann Pearce und Christopher. »Was können wir denn tun?«
    »Sind Sie bereit?« fragte Marna. »Bereit, die Unsterblichkeit aufzugeben? Alles aufs Spiel zu setzen?«
    Harry verzog das Gesicht. »Was verliere ich schon? In einer Welt wie dieser…!«
    »Wie ist die Lage hier?« fragte Pearce flüsternd. »Wo hält sich Weaver überhaupt auf?«
    Marna zuckte hilflos die Achseln. »Ich weiß es nicht. Meine Mutter und meine Großmutter konnten es nie feststellen. Er schickt den Lift herauf. Es gibt keine Stiegen, keine Ausgänge. Und die Aufzüge werden alle von einer Konsole an seinem Bett gesteuert. Er hat dort Tausende von Schaltern und Knöpfen. Er kann damit das gesamte Gebäude kontrollieren, Beleuchtung, Wasser, Wärme steuern. Er kann giftige oder betäubende Gase oder brennendes Benzin freisetzen. Er kann Explosionen nicht nur hier, sondern auch in Topeka und Kansas City auslösen, und mit Fernlenkraketen andere Gebiete bombardieren. Seine Macht ist nahezu unbeschränkt. Es gibt keine Möglichkeit, an ihn heranzukommen.«
    »Du wirst an ihn herankommen!« flüsterte Pearce.
    Marnas Augen blitzten auf. »Wenn ich nur irgendeine Waffe mitnehmen könnte! Aber im Lift wird man kontrolliert – mit Metalldetektoren.«
    »Selbst wenn Sie etwa einen Dolch hineinschmuggeln könnten«, wandte Harry stirnrunzelnd ein, »wäre es beinahe unmöglich, ein lebenswichtiges Organ zu treffen. Und wenn er seinen Körper auch kaum mehr von der Stelle bringt, so müssen doch seine Arme fantastisch stark sein.«
    »Es gibt vielleicht eine Möglichkeit«, sagte Pearce. »Wenn wir ein Stück Papier finden können, wird Christopher sie Ihnen aufschreiben.«
     
    Die Braut wartete in der Nähe der Lifttüren. Sie war in weiße Seide und alte Spitzen gekleidet. Das Spitzentuch war wie ein Schleier über ihr Haar gebreitet. Vor dem Wohnzimmerbildschirm saß Pearce in einem großen, mit braunem Samt bezogenen Polstersessel. Zu seinen Füßen, an sein knochiges Knie gelehnt, kauerte Christopher.
    Der Bildschirm flackerte, und Weaver tauchte auf, das Grinsen eines wahnsinnigen Gottes auf seinem fetten Gesicht. »Du bist ungeduldig, Marna. Das gefällt mir, daß du so begierig bist, in meine Arme zu kommen.«
    Die Lifttüren glitten mit einem leisen Seufzen auf. Die Braut trat in die Kabine. Als sich die Türen zu schließen begannen, stand Pearce auf, schob Christopher sanft zur Seite und sagte: »Sie suchen Unsterblichkeit, Weaver, und glauben, sie gefunden zu haben. Was Sie besitzen, ist jedoch der Tod bei lebendigem Leibe. Ich werde Ihnen die wahre Unsterblichkeit zeigen.«
    Der Lift sank nach unten. Detektoren überprüften die Braut und fanden nur Stoff an ihrem Körper. Der Aufzug wurde langsamer. Er hielt, aber die Türen blieben noch einen Augenblick geschlossen.
    Als sie ächzend öffneten, schlug ihr ein Geruch von Fäulnis entgegen. Die Braut fuhr angewidert zurück, aber dann trat sie entschlossen aus dem Lift. Der Raum war einst ein fantastischer Mechanismus gewesen, ein Mutterleib aus rostfreiem Stahl. Er war kaum größer als die riesige Luftmatratze, die auf dem Boden lag, und vollkommen automatisiert. Temperaturregler sorgten für gleichmäßige Wärme. Die Nahrung kam durch Schläuche direkt aus den Verarbeitungsräumen herauf, ganz ohne menschliches Zutun. Sprühanlagen sollten Schmutz und Abfälle wegspülen. Eine Sprühdusche an der Decke wusch das aufgedunsene Wesen auf der Matratze. Rundum an der Wand war die Steuerkonsole angelegt, wie eine fast kreisförmige Klaviatur mit zehntausend Tasten. Über der Matratze war an der

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