Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 3

Titan 3

Titel: Titan 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
und her.
    Er hatte einen Unsterblichen an der Angel, dachte Harry – einen großen, weißen Wal, der sich aufbäumte und sich zu befreien versuchte, weil er ewig leben wollte. Die Luftmatratze wurde zu aufgewühlten Wogen, die ganze Szene kam ihm auf einmal unwirklich, traumartig vor.
    Weaver hatte sich in einer gewaltigen Anstrengung herumgeworfen. Seine Hände packten jetzt die Schnur. Er wälzte sich auf seine schwammigen Knie und riß an der Schnur, so daß Harry in Richtung Matratze gezerrt wurde. Weavers Augen begannen aus den Höhlen zu treten, sein Puddinggesicht verfärbte sich.
    Harry stemmte die Fersen in den Boden. Weaver bäumte sich auf, wie ein Wal seine gewaltige Masse aus den Wogen hochfahren läßt in dem unglaublichen Schauspiel seines Todeskampfes. Auf einmal stand Weaver, ein formloses Monstrum mit blaurotem Gesicht. Dann versagte plötzlich das überlastete Herz tief im Innern seiner Fettmassen, er sackte zusammen und plumpste leblos auf die Matratze, auf der er fast drei Viertel eines Jahrhunderts verbracht hatte.
    Harry wickelte benommen die Schnur von seiner Hand. Sie hatte sich tief in die Haut eingeschnitten; Blut quoll heraus. Er spürte jedoch überhaupt nichts, als er die Schnur fallenließ. Er schloß die Augen und zitterte wie von einem Schüttelfrost gepackt. Nach unnennbar langer Zeit hörte er, daß jemand nach ihm rief. Es war Marnas Stimme. »Bist du in Ordnung, Harry?«
    Er holte tief Atem. »Ja. Ja, ich bin in Ordnung.«
    »Gehen Sie zur Konsole«, sagte der junge Mann, der Pearce gewesen war, der blinde Greis. »Sie müssen die richtigen Schalter finden, aber wahrscheinlich sind sie gekennzeichnet. Wir müssen Marnas Mutter und Großmutter befreien. Und dann müssen wir sehen, wie wir selbst hier herauskommen. Marshall Cartwright wartet draußen, und er wird wohl schon ungeduldig sein.«
    Woher wußte Pearce das? dachte Harry benommen. Doch irgendwie kannte er die Antwort. Pearces Kräfte bestanden nicht nur aus seiner Heilkunst. Damit verknüpft, möglicherweise daraus entstanden, war die Gabe, Menschen und Dinge, vielleicht auch Gedanken, ganz anders und tiefer wahrzunehmen, als es anderen Menschen möglich war. Christopher besaß diese Gabe auch. Er hatte die Kunst gelernt.
    Harry nickte versonnen, aber er rührte sich nicht. Man mußte stark sein, um sich in einer Welt zu behaupten, in der Unsterblichkeit kein Traum mehr, sondern Wirklichkeit war. Er würde damit leben müssen, mit allen Problemen, die sich daraus ergaben… und vielleicht Lösungen finden. Dies war eine größere Aufgabe, als er sich je erträumt hatte.
    Er machte sich auf, um mit der Suche zu beginnen.
     
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Yoma Cap
     

R ICHARD W ILSON
Der neue Job
    Wie jeder andere in Chicago war ich irgendwie melancholisch stolz auf den Meilenturm, einen Wolkenkratzer von 528 Stockwerken und einer architektonischen Beschaffenheit, die ihn pfeifen ließ wie einen Teekessel, wenn der Wind vom Michigansee her etwas kräftiger blies.
    Fallons Idiotie nannten ihn einige, nach dem Architekten, der seiner Zeit um eine gute Meile voraus war und deshalb seine letzten Jahre diesem Bau widmete, worauf er glücklich starb – gnädigerweise, bevor die Wirtschaftskrise hereinbrach und jedermann die Haare vom Kopf fraß. Gerade so, wie der Herr Finanzminister es vorhergesagt hatte.
    Nun, wenn auch das Wirtschaftswunder platzte, der Meilenturm blieb immer noch ein Weltwunder, allerdings ein bemerkenswert unbrauchbares. Seinen Eigentümern blieb keine Wahl, als alle bis auf die untersten zehn Stockwerke abzusperren. Sie konnten sich glücklich schätzen, daß sie überhaupt soviel davon vermieten konnten. Die oberen 518 Stockwerke waren nach allgemeiner Ansicht Staub und Spinnweben überlassen worden.
    Nachdem ich jedoch Buddy Portendo in die Arme gelaufen war, sollte ich feststellen, daß das alte Weltwunder doch noch nicht ganz so unbrauchbar war.
    Ich heiße Jack Norkus. Buddy traf ich in der B&G-Kantine. Wir kannten einander seit den seligen Tagen, da ich ein Publicity-Agent (für ein Sortiment der verschiedensten Künstler, zu denen ein Zwergsänger und ein japanischer Riesenboxer gehört hatten, unter vielen anderen), und Portendo ein Funktionär – was man so Funktionär nennt – im Chicago-Stadion gewesen war.
    Nun, Portendo war immer noch eine Art Funktionär, aber offensichtlich funktionierte er in diesen schlechten Zeiten besser als ich. Seine tipptopp-elegante Schale und seine

Weitere Kostenlose Bücher